Bildschirmzeit für Kinder: 10 einfache Tipps für Eltern
Deutsche Experten veröffentlichten neue Empfehlungen für den optimalen Umgang mit Smartphone, Computer und Fernseher.
25.09.23, 11:33
Fast alle Familien mit Kindern kennen das Problem, wenn der Nachwuchs nicht und nicht vom Handy oder dem Computer wegzubringen ist. Oft führen die Diskussionen zur Bildschirmzeit zu Streit. Manchmal ist es für Eltern kurzfristig bequem den Wünschen nach mehr Zeit am Schirm nachzugeben, langfristig kann das jedoch schädlich für die Kinder sein. Die übermäßige Nutzung von Bildschirmmedien kann Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Empathieverlust, schlechte Schulleistungen und Computerspielsucht begünstigen.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und die Universität Witten/Herdecke haben nun neue Empfehlungen veröffentlicht, wie lange Kinder fernsehen, vor dem Computer sitzen oder mit dem Smartphone spielen sollen dürfen.
Insgesamt umfasst die Leitlinie 55 Tipps zur Nutzung von Bildschirmmedien, wobei Familien besonders folgende 4 Regeln je nach Alter beachten sollten sowei weitere sechs Regeln unabhängig vom Alter:
Kein Bildschirm zwischen 0 und 3 Jahren: Laut den Empfehlungen sollten Babys und Kleinkinder möglichst überhaupt keine Zeit vor Bildschirmmedien wie Smartphone, Tablet, Spielkonsole und Fernseherverbringen und auch nicht zuschauen, wenn Mama, Papa oder ältere Geschwister ein derartiges Gerät nutzen.
Höchstens 30 Minuten für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren: Für die ersten Erfahrungen mit Smartphone und Co. brauchen Kinder Regeln und Begleitung durch die Eltern. Die Zeit vor dem Schirm sollte auf täglich maximal eine halbe Stunde begrenzt sein – mit bildschirmfreien Tagen dazwischen. Zudem sollte das Kind nicht alleine Medien nutzen können, sondern begleitet werden. Für Kinder im Vorschulalter zwischen drei und sechs Jahren empfehlen die Expertinnen und Experten einen für sie verständlichen Timer laufen zu lassen. Das kann etwa eine Sanduhr oder eine Stoppuhr sein. Denn: Viele Kinder merken nicht, wie viel Zeit sie an den Geräten verbringen.
Höchstens 30 bis 45 Minuten täglich für Kinder zwischen 6 und 9 Jahren: In manchen Schulen werden Computer oder Tablets bereits in diesem Alter für Hausaufgaben verwendet. Dies zählt nicht zu den 30 bis 45 Minuten täglicher Zeit am Schirm, allerdings sollte klar getrennt sein, ob Hausübungen gemacht werden oder Spiele und Filme konsumiert werden. Die Nutzung der Medien sollte sich auf einzelne Tage beschränken, um eine Gewohnheit zu vermeiden.
Eigene Konsole nicht vor 9 Jahren: Laut den Expertinnen und Experten verbringen Kinder mit eigenen Geräten doppelt so viel Zeit mit Computerspielen wie Kinder ohne eigene Spielkonsole. Es ist für Kinder dann schwieriger zu regeln, was sie spielen und wie lange. Mobile Konsolen und andere Geräte, die sich wegräumen lassen, sollten nach dem Spielen im Schrank aufbewahrt werden. Getreu dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.
6 Empfehlungen für Kinder und Jugendliche jeden Alters
Interesse und Begleitung der Eltern: Es ist sehr wichtig, dass Eltern immer wieder nachfragen und Interesse zeigen. „Was spielst du gerade? Wie funktioniert das? Erklär mir, was dir da wichtig ist?“ – das sind nur einige der Fragen, die Eltern stellen können. Auch nach dem Fernsehen können sie fragen, wie der Film war, was den Kindern besonders gefallen hat, was vielleicht schwierig war. Merken Eltern etwas, das ihnen nicht gefällt oder das ihnen Sorgen macht, sollten sie es ruhig und ehrlich ansprechen.
Keine Belohnung, Bestrafung oder Beruhigung: Bildschirmmedien sollten nicht zu diesen Zwecken eingesetzt werden. Besonders bei kleineren Kindern ist es sinnvoll, Alternativen zur Beschäftigung dabei zu haben, etwa Buntstifte oder ein Lieblingsspielzeug. Ältere Kinder verstehen gut, wenn man ihnen etwas mit Worten erklärt. Ein Beispiel aus dem Leitfaden: „Mach das bitte nicht, es kann dir schaden.“
Nicht beim Essen: Insbesondere bei gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie sollten Bildschirmmedien ausgeschaltet sein.
Schule, wenn möglich in Präsenz: Die Erfahrungen während der Pandemie haben gezeigt, dass im digitalen Fernunterricht im Durchschnitt weniger gelernt wurde. Bildschirmzeiten nahmen stark zu und zugleich die Einsamkeit und Traurigkeit von Kindern.
Eltern und Geschwister sind Vorbilder: Vor allem die jüngsten Familienmitglieder machen vieles nach, was sie bei den „Großen“ sehen. Aber auch bei Jugendlichen sollte man sich die Frage stellen: „Bin ich gerade ein gutes Vorbild? Kann sich das Kind von mir abschauen, wie man verantwortungsvoll mit Smartphone, TV, Tablet, PC, Spielekonsole und Co. umgeht?“
Suchtgefahr erkennen: Online-Medien können problematisch genutzt werden bis hin zur Sucht. Eltern sollten das wissen und auch mit ihrem Kind darüber sprechen. Viele Angebote sind so gestaltet, dass sie uns nicht mehr loslassen, sondern ständig zur weiteren Nutzung verlocken. Online-Süchtige oder suchtgefährdete Jugendliche sperren sich am Anfang oft gegen Gespräche, gegen Ratschläge oder gegen Therapie. Eltern sollten sich trotzdem Hilfe suchen.
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