Wie die Abgase von Autos den Blutdruck erhöhen können

Wie die Abgase von Autos den Blutdruck erhöhen können
US-Studie zeigt: Feinstaub führt auf stark befahrenen Straßen dazu, dass bei den Fahrzeuginsassen die Werte steigen.

Nicht nur zur verkehrsreichen Vorweihnachtszeit: Autofahren auf stark frequentierten Straßen erhöht den Blutdruck von Fahrzeuginsassen. Der Grund dafür liegt offenbar im Feinstaub der Autoabgase. Das hat jetzt eine wissenschaftliche Studie von US-Experten ergeben. Verglichen wurden die Werte bei ungefilterter und gefilterter Luft im Wageninneren.

"Luftverschmutzung - auch jene, die durch den Straßenverkehr bedingt ist - erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das geschieht wahrscheinlich durch Veränderungen der Blutgefäße. Es gibt aber noch unzureichende Informationen über die Fahrzeug-Innenluft und Gefäßveränderungen", schreiben Michael Young von der Universität des US-Bundesstaates Washington (Seattle) und seine Co-Autoren in den angesehenen Annals of Internal Medicine.

Um das näher zu erforschen, starteten die Wissenschafter ein Experiment auf Hauptverkehrsrouten in Seattle. Zwischen 2014 und 2016 wurden insgesamt 16 Testpersonen auf jeweils zweistündige Autofahrten im dichten Verkehr geschickt. An einem Tag erfolgte das bei ungefiltertem Einstrom der Umgebungsluft auf den Straßen, an einem zweiten Tag unter Verwendung von HEPA-Luftfiltern, welche Feinstaub entfernten. Die Probanden wussten jeweils nicht, ob sie mit oder ohne Filter fuhren.

Das mittlere Alter der gesunden Testpersonen ohne Bluthochdruck lag bei 29,7 Jahren. Vor dem Autofahren hatten sie im Durchschnitt einen systolischen Blutdruck von durchschnittlich 122,7 mmHg, der diastolische Blutdruck ("unterer Wert") lag bei 70,8 mm Hg.

Unterschiede bei gefilterter und ungefilterter Luft

Im Mittel waren die Probanden jeweils 122 Minuten unterwegs. Der Effekt des Autofahrens mit ungefilterter Wagen-Innenluft war deutlich. "Bei den Personen mit einem kompletten Datensatz (13) war nach einer Stunde Fahrt mit ungefilterter Luft der mittlere diastolische Blutdruck ("unterer Wert", Anm.) um 4,7 mmHg höher als bei gefilterter Luft, der mittlere systolische Blutdruck ("oberer Wert"; Anm.) war um 4,5 mmHg höher (bei ungefilterter Luft; Anm.)", heißt es in der wissenschaftlichen Publikation.

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Auch nach 24 Stunden bestand beim diastolischen Blutdruck noch ein Unterschied von 3,8 mmHg (höher nach Autofahrt mit ungefilterter Luft). Beim systolischen Blutdruck war es nur noch ein Unterschied von 1,1 mmHg.

Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt

Laut dem Deutschen Ärzteblatt reiht sich diese experimentelle wissenschaftliche Studie in eine ganze Serie von Untersuchungen ein, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen und dem Gefäßsystem belegt haben. "Epidemiologische Studien zeigen, dass Menschen, die in der Nähe von viel befahrenen Straßen wohnen, ein erhöhtes Risiko auf Herz-Kreislauf-Ereignisse haben. Ein möglicher Verursacher ist der Feinstaub. Vor allem die Partikel, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind (PM2,5), können über die Lungen in die Blutbahn gelangen und damit eine systemische Wirkung erzielen", hieß es jetzt in der Zeitschrift der deutschen Ärztekammer.

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Schon vor rund 15 Jahren hätte Joel Kaufman von der Universität des Bundesstaates Washington gezeigt, dass ein Anstieg der Belastung durch PM2,5-Konzentrationen am Wohnort mit einer um bis zu 76 Prozent höheren Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist. In einer experimentellen Studie bewies Kaufman einige Jahre später, dass die schädliche Wirkung Schadstoff-belasteter Luft über eine direkte Wirkung des Feinstaubs auf die Zellen an der Innenseite der Blutgefäße (Endothelien) zustande kommt. Die Forscher hatten 45 gesunde Probanden (Nichtraucher) im Alter von 18 bis 49 Jahren im Labor für 120 Minuten Dieselabgasen mit einem hohen Feinstaubgehalt von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter. Zum Vergleich atmeten die Probanden auch über zwei Stunden gefilterte Luft ein. Auch hier zeigte sich ein deutlicher Anstieg des Blutdrucks (systolisch um 4,4 mmHg).

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