Delirium, Fieber, Halluzinationen - nicht das, was man erwartet, wenn man Babyspinat isst. Wie die NY Times berichtet, berichteten aber Dutzende Australier von diesen Symptomen, nachdem sie vermutlich kontaminierte Chargen des Blattgemüses verzehrt hatten.
Laut Behörden litten mehr als 100 Menschen unter Symptomen, darunter 54, die sogar einen Arzt aufsuchen mussten. Vier große australische Supermarktketten riefen Produkte zurück, die den verdächtigen Spinat enthielten. Der Spinat habe "möglicherweise lebensmittelbedingte toxische Reaktionen" ausgelöst, wobei die Betroffenen neben Delirium, Fieber und Halluzinationen auch von verschwommenem Sehen und Herzrasen berichteten.
"Patienten sind nicht in der Lage, richtig zu sehen, sie sind verwirrt, sie haben Halluzinationen", sagte Darren Roberts, der medizinische Leiter des Giftinformationszentrums von New South Wales, in einem Interview im lokalen Fernsehen. "Und wir sprechen hier von beängstigenden Halluzinationen; das ist nichts, was Spaß macht."
Der Hersteller Riviera Farms im Bundesstaat Victoria erklärte, er gehe davon aus, dass sein Produkt "mit einem Unkraut verunreinigt" worden sei. Welches Unkraut kann Spinat halluzinogen machen?
Laut dem Gesundheitsamt des Bundesstaates Victoria handelt es sich um eine Vergiftung, die hauptsächlich durch Pflanzen der Familie der Nachtschattengewächse verursacht wird, zu denen Stechapfel und Alraune gehören.
Die Pflanzen enthalten die chemische Verbindung Scopolamin, das bei niedriger Dosierung leicht beruhigend und hemmend auf das Brechzentrum im Gehirn wirkt. Alle genannten Symptome der Betroffenen können auftreten - der Wirkstoff wurde früher für das Ruhigstellen von Nervenkranken oder Gebärenden verwendet.
Durch die so hervorgerufenen Halluzinationen glauben die Betroffenen, tatsächlich Menschen, Gegenständen und Landschaften zu sehen - sie nehmen also nicht nur Formen und Farben wahr. "Wenn man das Verständnis dafür verliert, dass es sich um Halluzinationen handelt, können diese beunruhigen. Man wird in eine Geschichte hineingezogen, in der etwas Schlimmes vor sich geht und Menschen versuchen, einen zu verletzen oder einem auf irgendeine Weise zu schaden", erklärt Dominic ffytche (Anm: Der Nachname wird klein geschrieben), Professor für visuelle Psychiatrie am King's College London, im Interview mit der NY Times.
Der Kontakt mit solchen Pflanzen kann schwerwiegende Folgen haben, ist aber selten tödlich. Und auch selten: Im Jahr 2020 gab es in den USA 856 Fälle von Exposition, von denen keine zum Tod führte.
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