Aus für Farben: Gibt es noch unbedenkliche Tätowiermittel?
Seit dem 4. Jänner sind viele Inhaltsstoffe in Tätowiermitteln und Permanent Makeups in der EU nur mehr beschränkt erlaubt. Das betrifft vor allem Farben – sie bestehen aus vielen Einzelsubstanzen, die eine gesundheitsschädliche Wirkung haben können. Einige Stoffe gelten als krebserregend, andere können zu Infektionen, Narbenbildung und allergischen Reaktionen führen. Bei manchen Tätowiermitteln, die für Spezialeffekte sorgen, etwa im Dunkeln leuchten, ist unklar, was sie überhaupt enthalten und welche Langzeitfolgen sie haben können. Was heißt die neue EU-Regel für bereits Tätowierte und welche Mittel sind unbedenklich? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Welche Risiken entstehen beim Tätowieren?
Die beim Tätowieren verwendeten Farbmittel können Schwermetalle und allergieauslösende Substanzen enthalten, die sofort oder Wochen später auf die Gesundheit wirken können. "Die überwiegende Mehrheit der Komplikationen steht im Zusammenhang mit lokalen Hautreizungen oder Hautreaktionen allergischer Natur", heißt es in einem Dokument des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Ob Farbmittel erbgutverändernde, krebserzeugende oder fruchtbarkeitsschädigende Wirkungen haben, dazu fehlen bisher Daten. Unklar ist etwa, ob die Farbpigmente im Körper weiter verstoffwechselt und verteilt werden oder ob durch Sonneneinstrahlung auf Tattoos Stoffe im Körper freigesetzt werden können.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit rät das BfR davon ab, sich tätowieren zu lassen. "Da während des Tätowiervorgangs das Tätowiermittel in direkten Kontakt mit dem Blut und der Lymphflüssigkeit kommt, können sich Tätowiermittel im ganzen Körper verteilen (systemische Verteilung). Ein Übergang in die Muttermilch oder auf den Embryo erscheint daher möglich." Darüber hinaus kann es zu Infektionen kommen, wenn nicht sterile Geräte oder kontaminierte Tinte verwendet wird.
Gibt es ungefährliche Tätowiermittel?
Derzeit ist laut BfR wenig über unerwünschte gesundheitliche Auswirkungen von Farbpigmenten in Tätowiermitteln auf den Körper bekannt. "Dies bedeutet, dass nicht abgeschätzt werden kann, ob eine sichere Verwendung möglich ist", so das BfR. Jene Stoffe, bei denen derzeit ein Gesundheitsrisiko bekannt ist, wurden in der neuen EU-Verordnung beschränkt – es wurden Höchstkonzentrationsgrenzwerte festgelegt. Wer sicher gehen möchte, sollte sich die Liste der Inhaltsstoffe auf dem Fläschchen des Tätowiermittels durchlesen und bei bekannten Allergien oder Empfindlichkeiten sich nicht damit tätowieren lassen. Darüber hinaus kann man das Tätowiermittel hier selbst im europäischen Schnellwarnsystem RAPEX prüfen, ob es als bedenklich gemeldet wurde. Eine Liste mit Farben, die unbedenklich sind, gibt es nicht, da wissenschaftliche Daten fehlen.
Sind Tätowiermittel geprüft?
Laut BfR ist der Hersteller für die Sicherheit der Mittel verantwortlich. Bei vielen der verwendeten Inhaltsstoffe ist allerdings nicht bekannt, wie sie im Körper wirken. Es fehlen aussagekräftige Studien dazu. "Im Zweifel hat der Hersteller daher wegen des Prinzips der Eigenverantwortung der Unternehmer eine Verwendung von Stoffen zu unterlassen", heißt es beim BfR.
Sollten Tattoos vor der Sonne geschützt werden?
Bei vielen kommt es zu einer erhöhten Empfindlichkeit tätowierter Hautstellen gegenüber Sonneneinstrahlung. Die Folge können laut BfR Schwellungen, Juckreiz, Stechen, Schmerzen und Hautrötungen sein. Diese Reaktionen können innerhalb von Sekunden aufflammen und auch wieder abklingen. "Aus diesen Gründen wird empfohlen, Tattoos vor der Sonne zu schützen."
Was wurde aus Henna-Tattoos?
Temporäre Tattoos mit Henna gelten nicht als Tätowierung, da sie nur temporär aufgemacht werden. Der rotgelbe Farbstoff Henna, der aus den Blättern des Hennastrauches Lawsonia inermis stammt, ist laut EU-Kosmetikverordnung nicht mehr erlaubt. Das Pigment Lawson, das für die typische Farbe sorgt, wird gewonnen, indem die Blätter der Pflanze getrocknet und zu einem Pulver gemahlen werden. Der natürliche Farbstoff kann für Hautprobleme sorgen. Künstlich hergestelltes Henna ist in kosmetischen Mitteln verboten, da es möglicherweise das Erbgut verändern kann.
Sollten bereits vorhandene Tattoos aus gesundheitlicher Sicht entfernt werden?
Es gibt einige Verfahren, um Tattoos zu entfernen. "Allerdings sind auch diese Methoden mit gesundheitlichen Risiken wie Narbenbildung, Hautveränderungen und allergischen Reaktionen verbunden. Während die Entfernung mittels Laser zu toxischen Spaltprodukten führen kann, ist bei der chirurgischen Entfernung des entsprechenden Hautareals die Infektionsgefahr sehr hoch."“ Tätowiermittel sowie entstehende Spaltprodukte, die aus dem Tattoo in den Körper gewandert sind, können auch nach Entfernung im Körper bleiben. Das BfR rät dazu, Tattoo-Entfernungen nur mittels medizinisch anerkannter Verfahren und von geschultem Personal vornehmen zu lassen. In Österreich dürfen nur Ärztinnen und Ärzte Tattoos mit Laser entfernen. Es werden immer wieder neue Methoden entwickelt, allerdings unterliegen diese keiner behördlichen Meldepflicht oder Prüfung.
Kommentare