Atombehörde in Wien: Strahlung in Tschernobyl stellt keine Gefahr dar

Arbeiter innerhalb der Schutzhülle um den vierten Reaktorblock von Tschernobyl.
Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nimmt zu den erhöhten Strahlenwerten Stellung.

Die Strahlungswerte um die ukrainische Atomruine Tschernobyl sind nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nicht gefährlich. Das frühere Atomkraftwerk wurde im Zuge der Invasion von russischen Soldaten eingenommen. Die erhöhte Strahlung, die am Freitag gemessen wurde, könnte laut ukrainischen Behörden durch Militärfahrzeuge vom Boden aufgewirbelt worden sein, der Jahrzehnte nach der Atomkatastrophe von 1986 noch immer belastet ist.Strahlungswerte von bis zu 9,46 Mikrosievert pro Stunde wurden von der IAEA jedoch am Freitag als niedrig eingestuft. Die Werte lägen innerhalb der Spannweite der bisherigen Messungen in der Sperrzone um Tschernobyl, hieß es. "Deshalb stellen sie keine Gefahr für die Öffentlichkeit dar", schrieb die IAEA in Wien.

IAEA-Chef Rafael Grossi berichtete außerdem, dass die Betriebssicherheit der 15 aktiven AKWs in der Ukraine gewährleistet sei. Dennoch sei er weiterhin zutiefst besorgt über die Lage in dem Land.

Nach der Einnahme der zerstörten Atomanlage von Tschernobyl durch die russische Armee sind dort nach Angaben der Ukraine erhöhte Strahlenwerte gemessen worden. In der Sperrzone sei am Freitag in der Früh ein "Anstieg der Indikatoren über die Kontrollniveaus hinaus" festgestellt worden, sagte Alexander Grigoratsch von der ukrainischen Atomaufsicht. Er könne keine weiteren Einzelheiten nennen, da das Personal der Anlage evakuiert worden sei.

Das ukrainische Parlament berichtete, es sei an mehreren Messstellen in der Sperrzone eine erhöhte Gammastrahlung registriert worden, ohne jedoch genaue Werte zu nennen. Wegen der Besetzung der Anlage durch die russische Armee sei es derzeit nicht möglich, die Gründe für die Veränderung zu ermitteln.

Das russische Militär hatte den zerstörten Atomreaktor im Norden der Ukraine am Donnerstag nach Kämpfen mit den ukrainischen Regierungstruppen unter seine Kontrolle gebracht. Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums wies die Angaben aus Kiew zurück und erwiderte, die Strahlungswerte lägen im "normalen" Bereich. Er versicherte auch, dass das Personal weiterhin an Ort und Stelle sei und die Lage überwache. Mit einem Bataillon der ukrainischen Sicherheitskräfte sei eine Vereinbarung getroffen worden über die "gemeinsame Sicherung der Energieblöcke und des Sarkophags", der Schutzhülle über dem hochgradig radioaktiven Unglücksreaktor.

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 war das bis schwerste Atomunglück der Welt. 36 Jahre später ist das Gebiet in weitem Umkreis noch immer radioaktiv verseucht. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte sich am Donnerstag besorgt über die Kampfhandlungen an der zerstörten Atomanlage gezeigt. Wegen der potenziellen Unfallgefahr verfolge sie die Situation in der Ukraine "mit großer Sorge", meldete die UN-Organisation. Sie forderte von allen Beteiligten "ein Höchstmaß an Zurückhaltung".

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