Tschernobyl von russischen Soldaten eingenommen

UKRAINE-RUSSIA-CONFLICT
Das Gebiet rund um den zerstörten Atomreaktor befindet sich nur knapp 130 Kilometer nördlich von Kiew.

Die russische Armee hat nach Angaben der ukrainischen Regierung das Gebiet des zerstörten Atomreaktors von Tschernobyl eingenommen. Zuvor hatten die Russen bereits einen Militärflugplatz nahe Kiew erobert. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, es handle sich um den wenige Kilometer nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt gelegenen Flughafen Hostomel. Er habe die ukrainische Armee angewiesen, den Airport zurückzuerobern. Die Russen gaben an, sämtliche Ziele erreicht zu haben.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die russische Armee habe 83 Land-gestützte ukrainische Ziele zerstört. Demnach seien alle militärischen Ziele am Donnerstag erreicht worden. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine dauert nach Angaben aus Moskau unterdessen weiter an. "Die Spezialmilitäroperation wird fortgesetzt", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstag nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau.

Nach seinen Angaben rückten die Separatistenkämpfer der Gebiete Donezk und Luhansk sechs bis acht Kilometer in ukrainisches Gebiet vor. Die russische Armee habe dabei unterstützt.

Der Sprecher bestätigte zudem die Eroberung des wichtigen Nord-Krim-Kanals. Dadurch sei die Wasserstraße "entsperrt" und die Wasserversorgung der Schwarzmeer-Halbinsel Krim wieder hergestellt worden. Dabei seien auch russische Fallschirmjäger zum Einsatz gekommen. Nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel 2014 durch Russland hatte die Ukraine den für die Wasserversorgung wichtigen Kanal gesperrt.

Der Einmarsch russischer Truppen hatte in der Früh begonnen. Es seien 83 Objekte der Bodeninfrastruktur "außer Gefecht" gesetzt worden, so Konaschenkow. Zudem seien mindestens vier Kampfflugzeuge, ein Hubschrauber und vier Kampfdrohnen abgeschossen worden. Diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Zu Vorfällen soll es auch auf russischer Seite gekommen sein. In der Region Belgorod in der Nähe der ukrainischen Grenze waren mehrere Explosionen zu hören. Russische Ermittler sprechen von einem Beschuss von der Ukraine aus. Drei Menschen seien dabei verletzt worden, so die Angaben.

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