Apfeltherapie lindert Kreuzallergie bei Birkenpollen-Allergikern

Zwei Hälften eines Granny-Smiths Apfels auf Holz
Menschen mit Birkenpollenallergie reagieren oft auch auf Äpfel. Man spricht dann von einer Kreuzallergie. Eine Studie zeigt: Ein täglicher Apfel kann diese lindern.

Für viele Menschen mit Birkenpollenallergie gehört eine Kreuzallergie zum Alltag: Nicht nur die Pollen lösen Beschwerden aus, sondern auch bestimmte Nahrungsmittel, allen voran Äpfel. Die Symptome unterscheiden sich nicht: Juckreiz im Mund, Schwellungen oder sogar Atemprobleme. 

"Etwa 70 Prozent der Patienten mit einer Birkenpollenallergie entwickeln eine Nahrungsmittelallergie, insbesondere gegen Äpfel. Bislang gibt es keine standardisierte Therapie für diese kreuzreaktive Allergie", schrieben jetzt Bettina Müller und ihre Kollegen von der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der MedUni Innsbruck im "Journal of Allergy and Clinical Immunology".

Sie haben nun eine vielversprechende Methode gefunden, um diese Beschwerden zu lindern - und zwar mit Äpfeln selbst: Statt Spritzen oder Tabletten setzten sie auf den kontrollierten Verzehr frischer Apfelsorten, und konnten damit bei vielen Betroffenen eine langfristige Toleranz gegenüber dem Obst und anderen allergieauslösenden Lebensmitteln erzielen.

Steigende Dosen verabreicht

Zunächst testeten die Wissenschafter 42 Apfelsorten mittels Haut-Pricktests und Provokation auf deren Allergengehalt. Anschließend konsumierten 36 Patienten über einen Zeitraum von zwölf Monaten Äpfel mit steigender Dosierung und Allergenität. Das Dosierungsschema ist einfach: Von einem Viertel Apfel pro Tag kann nach zwei Wochen auf einen halben Apfel und schließlich auf täglich einen ganzen Apfel gesteigert werden: Nebenwirkungen wurden wöchentlich in einem klinischen Tagebuch dokumentiert. Die Wirksamkeit wurde vor und nach der Therapie mittels oraler Provokation und Pricktest mit Golden Delicious-Äpfeln überprüft", beschrieben die Experten die klinische Studie.

Die Wahl des Apfels

Zur Wahl standen Apfelsorten mit unterschiedlicher Allergen-Konzentration: So könne von Sommer bis Herbst mit Granny Smith gestartet werden, das sind Äpfel mit wenigen Allergenen wie auch Boskoop, Santana oder die bekannten Kronprinz-Rudolf-Äpfel. Von Herbst bis Frühjahr könne man auf Sorten mit moderatem Allergen-Inhalt wechseln (Pink Lady, Topaz, Jonagold, Elstar)

Golden Delicious mit höherer Allergen-Konzentration wäre dann eine Option für die Jahreszeit vom Frühjahr bis zum Sommer, Alternativen dazu sind Gala, Braeburn, Kanzi.

Lang andauernde Toleranzbildung

Die neue Form der oralen Immuntherapie könnte künftig eine praktikable und gut verträgliche Behandlungsoption für diese spezielle Form der Nahrungsmittelallergie darstellen. "Die orale Immuntherapie mit Äpfeln führte zu einer konsistenten und dauerhaften Toleranz gegenüber Äpfeln und einer signifikant erhöhten Toleranz gegenüber anderen Bet-v 1-kreuzreaktiven Lebensmitteln", heißt es in der Zusammenfassung. Das zeigte sich auch bei den immunologischen Parametern in der Untersuchung von Antikörper-Klassen (Allergie-fördernd oder Allergie-dämpfend) im Blut der Probanden. Man sei zu einer möglicherweise vielversprechenden Behandlungsform für die kreuzallergischen Komplikationen der Birkenpollenallergie gekommen.

Kreuzreaktive Früchte

Neben Äpfeln reagieren Birkenpollenallergiker häufig auch auf weitere kreuzreaktive Früchte wie Kiwis, Gemüse wie Karotten oder Nüsse. Die darin enthaltenen Proteine oder Fragmente sind offenbar den Birkenpollenallergenen so ähnlich, dass das Immunsystem auch ähnlich reagieren kann.

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