Antikörper-"Schutzschild" in der Nase: Neue Hoffnung bei Heuschnupfen?

Frau schnäuzt sich.
In die Nase verabreichte Antikörper blockieren Allergene und verhindern das Auftreten von Symptomen. In Maus-Experimenten zeigte der Ansatz vielversprechende Ergebnisse.

Bis zu 40 Prozent der europäischen Bevölkerung sind gegen Pollen allergisch. Damit einhergehende Symptome wie Niesattacken, eine laufende oder verstopfte Nase, juckende, gerötete und tränende Augen sowie Juckreiz und Kratzen im Rachen, aber auch Müdigkeit, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit können Betroffene massiv belasten.

Unter anderem wegen des Klimawandels, veränderter Lebensgewohnheiten und steigender Umweltverschmutzung plagt der Heuschnupfen immer mehr Menschen. Ein neuer therapeutischer Ansatz könnte Betroffenen in Zukunft helfen.

Antikörper stoppen Pollen in der Nasenschleimhaut

Forschende der kasachischen Nationalen Agraruniversität entwickelten im Labor einen monoklonalen Antikörper aus Mäusen, der – in die Nase verabreicht – verhinderte, dass die Nager Heuschnupfen- und Asthmasymptome als Reaktion auf Beifußpollen (Beifuß ist in Zentralasien und Teilen Europas die häufigste Ursache für Pollenallergien) zeigten.

Monoklonale Antikörper sind ganz besondere Abwehrstoffe, die im Labor hergestellt werden. Sie sind alle gleich und können ganz genau einen bestimmten "Feind" im Körper erkennen – zum Beispiel eben ein bestimmtes Pollen-Allergen oder ein Virus. So helfen sie dem Körper, genau diesen Feind zu bekämpfen.

"Methode wirkt sofort und lokal an der Nasenschleimhaut"

Um die Wirksamkeit der allergenspezifischen monoklonalen Antikörpertherapie zu testen, wurden die Antikörper in die Nasenschleimhaut von fünf Mäusen appliziert, die zuvor durch Injektionen von Beifußpollenextrakt allergisch sensibilisiert worden waren. Zehn weitere Mäuse dienten als Kontrollgruppe: Sie wurden ebenfalls sensibilisiert, erhielten jedoch ein Placebo. Oder wurden weder sensibilisiert noch mit Antikörpern behandelt. Drei Wochen später wurden alle Mäuse unter Narkose dreimal einem Aerosol aus Beifußpollen sowie direkt in die Nase verabreichtem Pollenextrakt ausgesetzt.

"Unsere Methode wirkt sofort und lokal an der Nasenschleimhaut, indem sie das Allergen direkt bei Kontakt neutralisiert", wird Kaissar Tabynov, Direktor des Internationalen Zentrums für Vakzinologie an der Universität, in einer Aussendung zitiert. Er spricht von einem "molekularen Schutzschild".

Die mit Antikörpern behandelte Mausgruppe zeigte im Vergleich zu den Kontrollgruppen deutlich weniger Allergiesymptome: So reagierten sie unter anderem mit einer geringeren Ohrschwellung auf das Allergen (eine häufige allergische Reaktion bei Nagetieren), rieben sich seltener die Nase, was auf eine geringere Reizung der oberen Atemwege hinweist und ihre gesamte Lungenkapazität blieb bei Pollenexposition erhalten. Zudem wiesen sie weniger Entzündungen in den Naseninnenräumen auf.

Mögliche Alternative zur Hyposensibilisierung 

Künftig könnten ähnliche Antikörper auch für andere wichtige Pollenallergene entwickelt werden. Tabynov: "Das eröffnet die Möglichkeit für eine neue Generation präziser Allergiebehandlungen, die schnell wirken, ohne Nadel auskommen und individuell auf die jeweiligen Allergene abgestimmt werden."

Bevor die Behandlung am Menschen getestet werden kann, müssen noch weitere Sicherheits- und Wirksamkeitsstudien durchgeführt werden. Sollten diese und nachfolgende klinische Studien am Menschen positiv verlaufen, rechnet das Team mit einer Zulassung der Therapie in fünf bis sieben Jahren.

Klassischerweise wird eine Pollenallergie mit der sogenannten Hyposensibilisierung behandelt. Bei dieser Gewöhnungstherapie werden immer größere Mengen eines Allergens verabreicht, der Körper entwickelt schrittweise eine Toleranz. Allerdings führt diese Therapie nicht bei allen Betroffenen zu den gewünschten Effekten. 

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