Achtsames Trinken im Trend: "Alkoholfrei ist das neue vegan"

Gin, Wermut, Rum: In diesem Regal findet sich kein üppiges Sortiment an hochprozentigen Getränken, sondern eine Auswahl ausschließlich alkoholfreier Drinks
Bewusst genießen, seine Grenzen kennen – auch mal ohne Alkohol feiern: Achtsames Trinken liegt im Trend. Warum das nichts mit Verzicht und dem Ausweichen auf fade Alternativen zu tun hat.

Als vor gut zehn Jahren in Großbritannien die erste alkoholfreie Spirituose – ein Gin, der sich "Botanical" nannte – auf den Markt kam, Bücher zu alkoholfreiem Trinken die Bestsellerlisten eroberten und Achtsamkeit nach und nach alle Lebensbereiche durchdrang, fiel bei Isabella Steiner der Groschen. 

"Mir war klar, dass achtsames Trinken der nächste Megatrend wird", sagt die studierte Soziologin.

Steiner begann sich mit den Wurzeln unserer promillelastigen Trinkkultur auseinanderzusetzen und damit, was es braucht, um sie aufzubrechen. Ihr Wissen bündelte die heute 35-Jährige in ihrem Ratgeber "Mindful Drinking". Ihrer Passion fürs Nullprozentige entsprang ein Business – Nüchtern, ein Onlineshop für alkoholfreie Getränke aller Art.

Inzwischen ist der Pro-Kopf-Alkoholkonsum weltweit rückläufig, zum alkoholfreien Gin hat sich eine Palette an Drinks gesellt, die ohne Alkohol auskommen. Wohin sich der Trend entwickelt und was man trinkt, wenn man nicht trinkt, erzählt Steiner im KURIER-Interview.

KURIER: Wo stehen wir heute beim achtsamen Trinken?

Isabella Steiner: Alkoholfrei ist das neue vegan, sage ich immer. Weil der Verlauf ähnlich ist. Ich habe dem ganzen einen Zeitrahmen von zehn bis zwölf Jahren gesetzt, bis achtsames Trinken voll in der Gesellschaft angekommen sein wird. Ich würde sagen, wir befinden uns in Jahr fünf. Bis es überall im Glas ist, dauert es noch. Es ist noch erklärungsbedürftig, aber es wird darüber gesprochen.

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