Alkohol: Sollten Lokale Wein in kleineren Gläsern ausschenken?

Alkohol: Sollten Lokale Wein in kleineren Gläsern ausschenken?
Für eine Studie der Universität Cambridge haben 21 Lokale in England vier Wochen lang keinen Wein in Viertelliter-Gläsern verkauft. Das Ergebnis war überraschend.

Das Weinangebot auf den Getränkekarten von 21 englischen Pubs, Bars und Restaurants war wie immer - mit einer Ausnahme: Vier Wochen lang konnte man den Wein nur noch in Gläsern zu 125 Millilitern (ein Achterl) und zu 175 ml (medium glass, in Großbritannien üblich), aber nicht mehr in Gläsern zu 250 ml (ein Viertel) bestellen. Und auch Weinflaschen waren wie immer erhältlich. 

Das Weglassen der Viertelliter-Gläser hatte einen signifikanten Effekt, wie eine Studie der Universität Cambridge zeigt. Und die Forschungsgruppe sorgt auch mit einem speziellen Vorschlag für Aufsehen.

Was Speisen betrifft, gibt es bereits die Erkenntnis, dass Menschen weniger essen, wenn ihnen kleinere Portionen serviert werden. Das Team der Universität Cambridge hat jetzt erstmals untersucht, ob es ähnliche Effekte auch bei Getränken gibt. In England wird Wein üblicherweise in Gläsern in drei Größen angeboten: 125 ml, 175 ml und 250 ml. Für ihre Studie wurde das Angebot von Gläsern zu 250 ml gestrichen. Die Forscherinnen und Forscher der "Behaviour and Health Research Unit" der Universität Cambridge haben ihre Ergebnisse jetzt im Fachmagazin Plos Medicine veröffentlicht:

  • Das Weglassen des größten Weinglases (250 ml) im Angebot reduzierte in den vier Wochen in den Lokalen die gesamte Trinkmenge an Wein im Schnitt um 7,6 Prozent.
  • Es wurden mehr 125 ml-und 175 ml-Gläser Wein verkauft - wobei der Anstieg bei den 125 Milliliter-Gläsern eine Spur stärker war.
  • Keine Veränderungen gab es beim Flaschenverkauf.
  • Der Absatz an Bier und Apfelwein blieb gleich, ebenso wie die Gesamteinnahmen der Lokale.

Wie es zu der Reduktion kommt

Das Team der Universität Cambridge hebt noch einen weiteren Aspekt hervor: Nach dem Wegfall der 250 ml-Gläser stieg ein großer Teil der Konsumentinnen und Konsumenten nicht automatisch auf nächstmögliche Größe (175 ml) um, sondern vielfach auf die 125 ml-Gläser. Warum dies so war, ist nicht ganz klar.  Eine Möglichkeit ist, dass die Kunden, die ein großes Glas Wein (250 ml) trinken wollten, dann die Absicht hatten, zwei Achtel Wein zu trinken, aber bereits nach einem aufhörten. 

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"Menschen neigen dazu, eine bestimmte Anzahl von 'Einheiten' zu konsumieren (z. B. die Anzahl von Gläsern oder Flaschen, die Anzahl von Keksen oder Kuchenstücken), unabhängig von der Portions- oder Verpackungsgröße", heißt es in der Arbeit. "Dies hilft zu erklären, warum kleinere Portionsgrößen den Alkoholkonsum verringern: Die Menschen neigen dazu, eine bestimmte Anzahl von Gläsern zu bestellen, und mit weniger Alkohol in jedem Glas trinken sie insgesamt weniger."

Das Forschungsteam betont in seiner Publikation, dass es sich um die erste Studie handelt, die eine derartige Beschränkung auf kleinere Gläser untersucht - und deshalb weitere Studien notwendig seien. Trotzdem sind sie davon überzeugt, dass die Beschränkung des Verkaufs von Wein in großen Gläsern "einen Beitrag zur Verringerung des Alkoholkonsums auf Bevölkerungsebene" leisten könnte und deshalb im Rahmen von Maßnahmen zur Regulierung des Alkoholkonsum "eine Überlegung wert" sei. 

In einem Interview für die BBC erklärte die Hauptautorin Theresa Marteau: "Diese Strategie scheint eine relativ einfache Möglichkeit zu sein, die Menge an Alkohol zu reduzieren, die wir konsumieren, oft ohne uns dessen bewusst zu sein." Dies wiederum könnte "unsere soziale Norm verändern" und die Menschen dazu bringen, zu Hause weniger zu trinken.

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