WHO alarmiert über Alkohol- und Tabakkonsum von Jugendlichen

Ein junger Mann schaut auf eine Bierflasche.
Daten von 280.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von elf, 13 und 15 Jahren in Europa, Zentralasien und Kanada zeigen auch eine Zunahme bei E-Zigaretten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist alarmiert über den Konsum von Alkohol und E-Zigaretten bei Elf- bis 15-Jährigen. Es seien dringend Maßnahmen nötig, erklärte der europäische Zweig der WHO in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Demnach haben 57 Prozent der 15-Jährigen mindestens ein Mal Alkohol getrunken, ein Viertel hat zumindest ein Mal Zigaretten geraucht. Mehr als 30 Prozent der 15-Jährigen haben E-Zigaretten ausprobiert.

Der weit verbreitete Konsum von schädlichen Substanzen bei Kindern in vielen Ländern in Europa und darüber hinaus sei eine "ernsthafte Bedrohung" für die öffentliche Gesundheit, sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge. Er forderte unter anderem höhere Steuern, eine Beschränkung der Verkaufsstellen und von Werbung sowie ein Verbot von Aromastoffen.

Heranwachsende treffen Entscheidungen, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen können, die Grundlagen für spätere Probleme und Abhängigkeiten könnten schon in jungen Jahren entstehen, resümierten die Autorinnen und Autoren des Berichts "Health Behaviour in School-Aged Children". Er basiert auf Daten von 280.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von elf, 13 und 15 Jahren in Europa, Zentralasien und Kanada.

Konsum von E-Zigaretten unter Jugendlichen hat zugenommen

Fast jeder vierte Jugendliche in dem Alter hat den Angaben zufolge in den vergangenen 30 Tagen mindestens ein Mal Alkohol getrunken. Bei den Elfjährigen waren es acht Prozent der Buben und fünf Prozent der Mädchen. Die WHO betonte zudem den Konsum von E-Zigaretten, der unter Jugendlichen zugenommen habe. Zwar sei das Rauchen zurückgegangen. Viele Teenager nutzten jedoch E-Zigaretten, die herkömmliche Zigaretten bei Jugendlichen überholt hätten.

Generell sei der Konsum aller Substanzen durch Jugendliche in fast allen beobachteten Ländern und Regionen stark angestiegen, wird im Report festgehalten (mit Ausnahme von Cannabis, hierzu wurde nur die Altersgruppe der 15-Jährigen befragt). Im Alter von elf Jahren sei der Substanzgebrauch bei Buben im Allgemeinen höher als bei Mädchen, bis zum Alter von 13 verringere sich aber die Kluft zwischen den Geschlechtern tendenziell oder verschwinde ganz.

Jeder fünfte 15-Jährige war den Daten zufolge mindestens zweimal in seinem Leben betrunken, ohne signifikante Unterschiede zwischen Mädchen und Burschen in den meisten Ländern. Zwischen 2018 und 2022 sei insgesamt ein Anstieg von Alkoholkonsum und Trunkenheit bei den älteren Mädchen erfolgt, bei 15-jährigen Burschen hingegen ein Rückgang.

Junge Gehirne besonders anfällig für Nikotin- und andere Süchte

Die Forscher machten sozioökonomische Unterschiede im Substanzkonsum aus, die je nach Art der Mittel variieren: Zigarettenrauchen sei häufiger bei Jugendlichen aus finanziell schlechter gestellten Familien, während E-Zigaretten- und Alkohol eher mit höherem Wohlstand korrelieren würden. Unterschiede von mehr als zehn Prozentpunkte beim Alkoholkonsum von Mädchen und Burschen aus wohlhabenderen und weniger gut gestellten Familien wurden für beide Geschlechter in Österreich, Bulgarien, Deutschland und den Niederlanden festgestellt.

Junge Menschen, deren Gehirne sich noch in der Entwicklungsphase befinden, seien besonders anfällig für Nikotin- und andere Süchte, warnen die Studienautoren. Die Daten würden einen starken Anstieg des Substanzenkonsums von Jugendlichen bestätigten, ebenso dass Mädchen ab 13 Jahren nunmehr häufig einen ähnlichen oder sogar höheren Konsum aufweisen wie Burschen. Als einen Grund machten die Forscher die zahlreichen Herausforderungen der vergangenen Jahre, wie die Covid-Pandemie, aus.

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