Gesündere Babys und Kinder durch Rauchverbote

Rauchverbote in der Öffentlichkeit senken die Spitalsaufnahmen von Kinder wegen Asthmafällen deutlich
Neue Daten zeigen: Nikotin kann das Erbgut über mehrere Generationen hinweg verändern.

Rauchen in der Schwangerschaft beeinflusst nicht nur das Ungeborene negativ – die Folgen im späteren Leben des Kindes sind weitreichender, als bisher gedacht. Sie können sich bis in die Enkel- und sogar Urenkel-Generation auswirken. Das zeigen neue Daten, die jetzt beim Jahreskongress der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie in Graz präsentiert werden.

Das heißt: Wenn die Großmutter in der Schwangerschaft rauchte, erhöht das das Asthmarisiko für ihr Enkelkind – auch wenn die Kindsmutter weder raucht noch an Asthma leidet. „Dieser Einfluss ist erstaunlich“, sagt Kinder-Lungenexpertin Priv.-Doz. Angela Zacharasiewicz vom Wiener Wilhelminenspital. Im Tierversuch lassen sich die genetischen Veränderungen durch Nikotin sogar bis zu den Urenkeln verfolgen. Die Neigung zu Asthma rührt daher, weil das Rauchen das Abwehrsystem des Kindes verändert.

Die augenscheinlichsten Risiken treten aber schon in der Schwangerschaft auf. „Nikotin ist ein schweres Gift, das neben der Lunge auch die Hirn- und Nervenentwicklung des Ungeborenen stört.“ Es sammelt sich im Fruchtwasser an. „Das Kind schwimmt quasi in einer giftigen Brühe.“ Das erhöht die Frühgeburtsrate bei Raucherinnen deutlich. Diese Kinder haben naturgemäß schwächere Lungen und sind daher anfälliger für Atemwegsinfektionen.

Immunsystem schwach

Doch das Immunsystem ist auch bei normal geborenen Babys, deren Mütter rauchten, beeinträchtigt. Ihr Asthma-Risiko ist um 40 bis 80 Prozent erhöht. „Schwere Asthma-Anfälle sind bei diesen Kindern häufiger. Sie verlaufen auch heftiger als bei Kindern, deren Mütter nicht geraucht haben.“

Dazu kommt, dass Nikotin in der Schwangerschaft schneller abgebaut wird. „Das heißt, Schwangere haben schneller Entzugserscheinungen“, erklärt Zacharasiewicz. Einen Rauchstopp bereits bei einem Kinderwunsch anzugehen hält sie für daher für „die billigste gesundheitsfördernde Maßnahme für das Kind“.

Objektive Zahlen rauchender Schwangerer gibt es in Österreich nicht. „Die Dunkelziffer ist aber hoch. Es ist für Frauen schwierig zuzugeben, wenn sie als Schwangere rauchen.“ Mit einer einfachen Untersuchung des Nikotin-Abbauprodukts Cotinin im Harn im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen könnte festgestellt werden, wie stark das Baby exponiert ist, fordert Zacharasiewicz. „Das könnte vielen werdenden Müttern die Augen öffnen.“

Zur Verbesserung der Gesundheit von Babys und Kindern tragen übrigens generelle Rauchverbote erheblich bei. Das zeigen aktuelle Untersuchungen. Im Rahmen einer Metaanalyse wurden elf Studien aus sechs Staaten – darunter Großbritannien, USA und Kanada – mit insgesamt 2,5 Millionen Geburten untersucht. „In jenen Ländern, in denen das Rauchen in der Öffentlichkeit stark eingeschränkt wurde, konnte innerhalb eines einzigen Jahres sowohl die Frühgeburten- als auch die Asthma-Rate um zehn Prozent gesenkt werden“, berichtet die Lungenspezialistin.

Eine Folge von langjährigem Nikotinkonsum ist COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), die mit einer rapiden Abnahme der Lungenfunktion und Atemleistung einhergeht. Die Folge: CO₂ kann nicht mehr abgebaut werden. Das führt zu einer chronischen CO₂-Vergiftung.

Das richtige Management stellt sich daher für das langfristige Überleben der Patienten als immer wichtiger dar, betonen Experten anlässlich des Kongresses der Pneumologen in Graz. Doch in den ärztlichen Einrichtungen gibt es viel Nachholbedarf. Prim. Sylvia Hartl vom Wiener Otto-Wagner-Spital: „Einheitliche Behandlungsstrategien können die Sterblichkeit drastisch herabsetzen.“

Sie fordert etwa, dass in jeder Einrichtung für COPD-Patienten automatisch Blutgasanalysen vorgenommen werden. Derzeit ist das nur bei vier Fünftel der Patienten der Fall. Diese Werte sind jedoch Richtwerte für die weitere Behandlung wie künstliche Beatmung mittels Intubation oder nicht-invasiven Atemmasken. Vor allem mit Atemmasken lasse sich das Sterberisiko von 33 auf 12 Prozent senken, sagt Hartl.

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