Gefäßverkalkung auch von außen

Die Verkalkung findet von innen und von außen statt.
Infektionen oder Feinstaub schädigen äußere Gefäßschichten – und tragen zur Arteriosklerose bei.

Es ist keine erfreuliche Vorstellung für die Zehntausenden, die derzeit an einer Grippe laborieren: Infektionen mit Viren oder Bakterien könnten – ebenso wie Feinstaub, aber auch FettpartikelEntzündungsprozesse auslösen, die an der äußeren Wandschicht etwa von Herzkranzgefäßen kleinste Blutgefäße verschließen. Als Folge kommt es zum Absterben von Zellen in der Mitte der Zellwand. Das Immunsystem wirft Reparaturprozesse an, die abgestorbenen Zellpartikel werden mit dem Blutstrom abtransportiert.

Ist allerdings die Konzentration an Blutfetten bereits erhöht, können sich diese mit den Zellabfällen verbinden – und ebenfalls Plaques, Ablagerungen, bilden. So wie die Fette aus dem Blut. Die Verkalkung wird also nicht nur von innen, sondern auch von außen verursacht.

Heftig diskutiert

Das zumindest ist eine neue Theorie des deutschen Herzchirurgen Axel Havarich, die derzeit in der Fachwelt heftig diskutiert wird.

"Ich halte das nicht für abwegig", sagt der Arteriosklerose-Spezialist Prim. Univ.-Prof. Bernhard Ludvik. "Bewiesen ist es aber noch nicht."

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Gefäßverkalkung auch von außen
Infektionen bedeuten Stress für die Zellen. Genauso wie auch die klassischen Risikofaktoren für Arteriosklerose wie Rauchen, Übergewicht oder Bluthochdruck. Ludvik geht deshalb davon aus, dass auch diese eine Rolle bei der Schädigung von Zellen an der Außenwand spielen könnten: "Von der Belastung durch oxidativen Stress ist da kein Unterschied." Und die durch sie verursachten Schäden würden sich ebenfalls an der Gefäßaußenwand bemerkbar machen. "Ist dann die Konzentration von Fetten im Blutstrom hoch, kommt es beim Abtransport der abgestorbenen Zellbestandteile zur Einlagerung von Fettpartikeln – und damit ebenfalls zur Entstehung von Plaques."

Mehrere Mechanismen

Für den Einzelnen mache es letztlich wenig Unterschied, welche Mechanismen zur Bildung der Ablagerungen beitragen. Ludvik: "Es geht dann eher um das Wissen, dass auch durch die bisher bekannten Risikofaktoren mehrere Mechanismen der Zellschädigung in Gang gesetzt werden." Und wie groß der zusätzliche Anteil an Risikopotenzial durch Infektionen ist, ist derzeit ungeklärt. Sie werden schon lange als Risikofaktor diskutiert.

Auch andere Experten halten die neue Theorie für einen interessanten Ansatz – betonen aber ebenfalls, dass es derzeit keinerlei Belege dafür gibt. Arteriosklerose, die nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt wird, kann zu Gefäßverschlüssen und als Folge zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen.

Ein ganz entscheidender Risikofaktor dabei ist das Bauchfett. Es gibt zahlreiche Entzündungssignale in den Körper ab. Ab dem Alter von etwa 25 Jahren nimmt es im Laufe des Lebens um etwa 300 Prozent zu. Und das führt zu einer größeren Steifigkeit der Gefäße, was die Entstehung von Ablagerungen neuerlich begünstigt. Eine effiziente Maßnahme gegen zu viel Bauchfett ist – neben Bewegung ganz allgemein – vor allem ein gezieltes Krafttraining.

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