Früherkennung: Hilfe für "Brustkrebs-Familien"

Früherkennung: Hilfe für "Brustkrebs-Familien"
25.000 Frauen leben mit deutlich erhöhtem Risiko für Brustkrebs. Für sie gibt es ein einzigartiges Betreuungsangebot.

Die Urgroßmutter, die Großmutter, die Schwester der Großmutter: "Sie alle hatten Brustkrebs, und ich war von klein an mit diesem Thema konfrontiert", erzählt die Niederösterreicherin Natalie Gilan, 35. Ursache ist eine spezielle Gen-Mutation, die in ihrer Familie gehäuft auftritt: "Meine Mutter hatte sich deshalb zur Entfernung des Brustgewebes und der Eierstöcke entschieden." 2003 ergab ein spezieller Gen-Test, dass auch Natalie Gilan die Gen-Mutation geerbt hatte – Anfang 2004 ließ sie eine Brustamputation durchführen.

Rund 25.000 Frauen in Österreich sind von einer Mutation der Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2 betroffen. "50 Prozent erkranken vor dem 50. Lebensjahr an Brustkrebs", sagen der Radiologe Univ.-Prof. Thomas Helbich und der Gynäkologe Univ.-Prof. Christian Singer von der MedUni Wien. Auch das Eierstockkrebsrisiko ist deutlich erhöht.

Radiologen und Gynäkologen haben ein international einzigartiges System zur Identifizierung und Betreuung dieser Frauen geschaffen: Österreichweit gibt es 57 Genetik-Beratungsstellen. Neue, dienstags präsentierte Leitlinien der Österreichischen Gesellschaft für Senologie (Lehre von der weiblichen Brust) garantieren den Patientinnen, dass sie österreichweit nach den gleichen Kriterien auf höchstem Niveau behandelt werden. Die Gen-Analysen werden – mit Unterstützung von Bund, Bundesländern und Krankenversicherungen – für ganz Österreich am Wiener AKH durchgeführt. Seit 1994 wurden 3688 Personen untersucht und 851 Trägerinnen einer der beiden Gen-Mutationen identifiziert.

Gehäuft

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Ein Hinweis auf eine derartige Gen-Mutation ist ein gehäuftes Auftreten von Erkrankungsfällen in einer Familie. "Ein Fall im höheren Alter bedeutet aber noch kein erhöhtes Risiko", betont Singer. Ein Gen-Test wird erst empfohlen, wenn es in einer Familie drei Brustkrebsfälle vor dem 60., zwei vor dem 50. oder einen vor dem 35. Lebensjahr gibt.

Die betroffenen Frauen haben zwei Möglichkeiten:

Intensivierte Früherkennung u.a durch eine jährliche Magnetresonanztomografie (MRT) ab dem 25. Lebensjahr: "Damit finden wir im Vergleich zur Mammografie 50 Prozent mehr Karzinome in einem frühen Stadium", sagt Helbich.

Eine vorbeugende Entfernung des Drüsengewebes der Brust bzw. der Eierstöcke senkt das Risiko für Brustkrebs um 95 und jenes für Eierstockkrebs um 80 Prozent", betont Singer: "Wir informieren über diese Möglichkeit und klären die Frauen auf, etwa über die heute schon sehr guten Wiederaufbaumöglichkeiten der Brust. Aber wir drängen sie nicht in diese Richtung ." Leider gebe es aber immer noch manche Ärzte, die bei Frauen aus Hochrisikofamilien deren Wunsch nach einer genetischen Untersuchung mit den Worten "Da kann man ja eh nichts machen" abtun.

Früherkennung: Hilfe für "Brustkrebs-Familien"

Klar trennen muss man dieses Programm vom nationalen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm, das ab März 2013 für Frauen ohne erhöhtes Risiko angeboten wird, betont Josef Propst, stv. Generaldirektor im Hauptverband der Sozialversicherungsträger: Dabei werden alle Frauen zwischen 45 und 69 regelmäßig schriftlich zur Mammografie mit hohen Qualitätsstandards eingeladen.

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