Forscher wollen Eierstöcke wieder "verjüngen"

Je später der Kinderwunsch, desto schwieriger wird eine Schwangerschaft.
Die Versuche griechischer Mediziner werfen aber ethische Fragen auf.

Es wäre ein Durchbruch in der Reproduktionsmedizin, sorgt aber unter Experten für enorme Diskussionen: Es würden unrealistische Hoffnungen geschürt. Griechische Fertilitätsmediziner behaupten nämlich, Frauen nach den Wechseljahren wieder fruchtbar machen zu können. In einer Zeit, in der Frauen immer später schwanger werden wollen, sei es "ein Fenster der Hoffnung, dass menopausale Frauen mit ihrem eigenen genetischen Material schwanger werden können", sagte Konstantinos Sfakianoudis, Gynäkologe einer Fertilitätsklinik in Athen. Er stellte die Methode bei der jährlichen Konferenz der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) in Helsinki vor.

Blutplasma injiziert

Das Team nutzte für seine Versuche sogenanntes plättchenreiches Plasma (PRP), das aus einer Blutprobe gewonnen wurde. Daraus wurden bestimmte Wachstumsfaktoren gewonnen. Sie dienen dazu, körpereigene Reparaturmechanismen, etwa in der Wundheilung, anzukurbeln – und scheinen auch Eierstöcke "verjüngen" zu können. Die Forscher injizierten die Substanz 30 Frauen zwischen 46 und 49 Jahren. Daraufhin nahmen deren Eierstöcke ihre Arbeit wieder auf. "Wir sahen bei ihnen Veränderungen in den biochemischen Mustern, ihre Menstruation setzte wieder ein, und wir konnten Eier für eine Befruchtung gewinnen." Die Methode könnte nicht nur älteren Frauen mit Kinderwunsch helfen, sondern auch jenen, die schon sehr früh in den Wechsel kommen."

Wirkweise ist unklar

Warum die Methode bei zwei Drittel der Frauen funktionierte, kann Sfakianoudis nicht sagen. Biologisch sei es möglich, dass injizierte Wachstumsfaktoren Stammzellen in die Eierstöcke anregen und Hormone für einen Eisprung produzieren. Doch künstliche Befruchtung wäre dennoch nötig.

"Es würde das Repertoire erweitern, aus eigenem genetischen Material schwanger zu werden. Aus heutiger Sicht müssen aber noch viele Studien folgen, bis es soweit wäre", kommentiert Univ.-Prof. Michael Sator, Leiter des Fertilitätszentrums Döbling, die Forschungen. "Doch das reale Lebensalter der Mutter kann man auch dann nicht wegleugnen."

Ähnlich skeptisch argumentiert auch Univ.-Prof. Andreas Obruca vom Kinderwunschzentrum im Krankenhaus Goldenes Kreuz. Die Eizellenreserven des Körpers sind rund um die Menopause aufgebraucht, altersbedingt kommt es zu genetischen Veränderungen der Eizelle. Die Herausforderung sei in diesem Alter: nicht nur eine Eizelle zu bekommen, sondern diese muss auch genetisch gesund sein. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Faktoren durch eine Manipulation an den Eierstöcken umkehrbar sind."

Ethische Fragen

Diese Aspekte werfen auch viele ethische Fragen auf. Der britische Reproduktionsmediziner Roger Sturmey fragt etwa kritisch im Magazin New Scientist, ob man nicht angesichts möglicher Missbildungen des Kindes über ein Alterslimit für Mütter diskutiert werden muss.

Obruca kritisiert auch, dass Sfakianoudis’ Untersuchung ohne übliches wissenschaftliches Studiendesign (doppelblind, unabhängige Studienbewertung) stattfand. "Darüber zu berichten, bringt vielleicht Aufmerksamkeit. Aber kein Fachjournal würde eine Beobachtungsstudie, die nicht nach wissenschaftlichen Kriterien inklusive Einbeziehung einer Ethikkommission abgelaufen ist, publizieren." In vielen Ländern, etwa in Großbritannien, wäre eine derartige Studie gar nicht möglich. "Die griechische Rechtslage ist da eine ganz andere."

Eine bestimmte Anzahl von Follikeln, die die Eizellen umhüllen, werden vor der Geburt in den Eierstöcken angelegt und sind am Ende der reproduktionsfähigen Lebenszeit aufgebraucht. Zu Beginn der Pubertät besitzt ein Mädchen Schätzungen zufolge 300.000 bis 400.000 Follikel, bei jedem Menstruationszyklus verliert sie etwa 1000 Follikel. Rein rechnerisch ist der Vorrat damit rund um das 50. Lebensjahr erschöpft.

Dann erreichen Frauen die Wechseljahre, was durch die verminderte Hormonproduktion mit diversen Beschwerden verbunden sein kann. „Es ist kein Wechsel über Nacht, sondern ein Prozess, der Jahre dauern kann“, sagt der britische Reproduktionsmediziner Roger Sturmey von der University of Hull.

Erste Zeichen sind unregelmäßige Eisprünge und Menstruationen. Bis zur endgültig letzten Regel können zehn Jahre vergehen. Diese Zeit bezeichnen Experten als Perimenopause – eine Schwangerschaft ist theoretisch noch möglich. „Gerade in dieser Phase gibt es Zeiten, wo es einmal besser oder schlechter funktioniert. Bei einem Kinderwunsch wird versucht, die Arbeit der Eierstöcke anzuregen“, erklärt Univ.-Prof. Andreas Obruca. „Es gibt dafür verschiedene Ansätze, etwa Hormongaben oder Nahrungsergänzungsstoffe.“ Auch Knochenmark-Stammzellen scheinen die Funktion der Eierstöcke in manchen Fällen zu verbessern, zeigte eine beim ESHRE in Helsinki vorgestellte spanische Studie.

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