Forscher: Kurze, harte Lockdowns wirksamer

Komplexitätsforscher Peter Klimek
Eine britische Studie zeigt die Wirksamkeit von Schließungen in diversen Bereichen auf. Komplexitätsforscher Peter Klimek sieht die Wirkung bei längeren Phasen nachlassen.

Die Kritik an den Maßnahmen wird mit jedem Lockdown lauter. Forscher der Universität in Oxford sind der Wirkung der Maßnahmen einmal mehr auf den Grund gegangen und zu dem Schluss gekommen: Unter anderem die Schließungen in der Gastronomie und im Handel reduzieren die Infektionszahlen deutlich. 

Die britischen Wissenschaftler haben sich die Auswirkungen einzelner Maßnahmen in der zweiten Welle genauer angeschaut. Von der Studie erfasst wurden Maßnahmen in 114 Regionen in sieben Ländern, darunter auch Österreich. Resultat: Die Schließungen von Geschäften, Lokalen und körpernahen Dienstleistungen – wie Friseuren - seien demnach durchaus wirksam. Die Auswertung der Forscher der Universität Oxford und anderen europäischen Wissenschaftern ist vorerst auf einem pre-print-Server vorveröffentlicht worden. Die Begutachtung durch Fachleute und die Publikation in einem Fachmagazin stehen noch an. 

Im Ö1-Morgenjournal hat sich Komplexitätsforscher Peter Klimek zu den Daten geäußert. Er spricht im Morgenjournal von einer Reduktion in besagten Bereichen (Handel, Gastro, körpernahe Dienstleistungen) von jeweils 10 – 20 Prozent.

Genaue Zusammenhänge unklar

Allerdings gebe es auch eine Schwäche. Die genauen Hintergründe zur Wirksamkeit werden nicht erörtert, sagt Klimek mit Blick auf die Studie.

Klimek: "Es ist nicht möglich genauer aufzuteilen, ob diese Reduktionen dadurch zustande kommen, dass sich zum Beispiel Handelsangestellte untereinander weniger anstecken, ob es der Effekt ist, dass sich die Bevölkerung beim Einkaufen mehr ansteckt oder ob einfach ein offener Handel ein Anreiz ist, das Haus zu verlassen, sich mit anderen Personen zu treffen."

Ergebnisse zu privaten Treffen und Schule

Auch strenge Kontaktbeschränkungen würden Wirkung zeigen. Je weniger Personen sich in privaten Haushalten treffen dürfen, umso besser. Laut Forscher Klimek: "Wenn man Zusammentreffen von mehr als zwei Haushalten zulässt, dann gibt es da kaum noch einen Effekt."

Aufgrund von Präventionskonzepten haben die Schluschließungen außerdem in der zweiten Welle weniger Einfluss auf das Ansteckungsgeschehen gehabt.

Für die dritte Welle sagt Peter Klimek, diese Maßnahmen würden immer noch wirken, wenn auch weniger als in der ersten Welle.

Was tun gegen Pandemiemüdigkeit?

Es gebe zwar den Effekt der Pandemiemüdigkeit, trotzdem seien die Maßnahmen nicht "komplett sinnlos" so Klimek auf Ö1.

Laut dem Forscher seien lange, weniger harte Lockdowns weniger wirksam, weil sie eben Pandemie-müde machen: "Es ist sinnvoll die Lockdowns hart und kurz anzusetzen. Kurz deswegen, damit wir nicht in diese Pandemiemüdigkeitsfalle kommen und hart deswegen, damit wir dann in einer kurzen Zeitspanne großen Effekt haben."

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