Hunderttausende HIV-Ansteckungen bleiben unbemerkt

In Europa bleiben viele Ansteckungen unentdeckt, dabei ist ein früher Therapiestart essentiell.

Die Erkenntnisse auf dem derzeit stattfindenden Europäischen Aids-Kongress in Brüssel sind ernüchternd: Rund ein Drittel der 2,4 Millionen HIV-positiven Menschen in Europa weiß nicht, dass sie infiziert sind.

Dank der Therapiemöglichkeiten (die sogenannte antiretrovirale Kombinationstherapie) können Betroffene jahrelang mit der HIV-Infektion leben. Heilung gibt es aber keine. Essentiell für eine gute Behandlung ist eine frühzeitige Diagnose. Je früher jemand von seiner HIV-Infektion erfährt, umso besser. Aber genau da liegt oft das Problem. Viele Betroffene wissen nichts von ihrer Infektion. Das sind laut Süddeutscher Zeitung zwischen 850.000 und 900.000 Menschen. Oft dauert es Jahre bis die Infektion dann doch entdeckt wird. "In diesem langen Zeitraum können Infizierte viele andere Menschen anstecken - und ihre Gesundheit hat auch bereits gelitten", sagte Jens Lundgren, Aids-Forscher aus Kopenhagen und Leiter europaweiter Programme für einen früheren Therapiestart, zur Süddeutschen.

Bei einer späten Entdeckung kann das Immunsystem schon sehr stark angegriffen sein. Dass eine HIV-Infektion erst sehr spät entdeckt wird, kommt laut Lundgren besonders oft unter heterosexuellen Männern vor.

Laut Lundgrens Arbeitsgruppe werden 54 Prozent der HIV-positiven Menschen in Europa zu spät behandelt (Fachmagazin PLOS Medicine) . Besonders erschreckend: Die Rate der Neuinfektionen ist in Regionen Osteuropas höher als in den bisherigen Aids-Brennpunkten in Afrika.

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