Gehirn der Väter reagiert unterschiedlich auf Söhne und Töchter

Gehirn der Väter reagiert unterschiedlich auf Söhne und Töchter
Neue Studie: Sehr starke Gefühle lassen bestimmte Gehirnregionen aktiv werden.

So entstehen Geschlechter-Unterschiede: Mit ihren kleinen Söhnen tollen die Papas herum, sie veranstalten mit ihnen wilde Spiele und reden mit den "Jungs" über das Gewinnen. Mit ihren Töchtern singen sie hingegen und reden über Gefühle. Diese Muster kennen Wissenschafter schon länger.

Papas Gehirn reagiert unterschiedlich

Doch nun analysierte ein Team rund um die Neurowissenschaftlerin Jennifer Mascaro von der Universität Emory in Atlanta, auf welche Weise das Gehirn der Väter auf die Kinder reagiert. Sie kam zu überraschenden Ergebnissen. "Wir haben Buben-Papas und Mädchen-Papas im Alltag beobachtet und ihre Reaktionen auf die Fotos ihrer Kinder ausgewertet. Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Verhalten und die Gehirnfunktion je nach Geschlecht des Kindes unterschiedlich ist", schreiben die Forscher aktuell im Psychologiemagazin Behavioural Neurosience.

Gesichtsausdrücke wurden getestet

Getestet wurde, wie die Väter auf unterschiedliche Gesichtsausdrücke ihrer Kinder reagierten. Das Foto ihrer glücklichen Tochter ließ das Gefühlszentrum der Väter deutlich stärker leuchten als jenes von Buben-Papas. Diese reagierten mehr auf einen neutralen Gesichtsausdruck ihres Kindes.

Neuropsychologe Guilherme Wood von der Uni Graz erklärt, wie die Darstellung von Emotionen am MRT funktioniert: "Sehr starke Gefühle lassen bestimmte Gehirnregionen aktiv werden, das lässt sich als Bild zeigen." Das US-Forscherteam arbeitet schon seit Jahren daran, mithilfe von MRTs emotionale Reaktionen zu erkennen und schließlich zu analysieren: Dabei sahen sie etwa, dass Männer mit eigenen Kindern stärker auf das Gesicht eines fremdem Kindes reagieren als Gleichaltrige, die noch nicht Vater geworden sind.

Reden über Emotionen

Die Auswertung zeigte auch, dass sich die Väter von Mädchen beim Spielen mehr auf ihre Töchter konzentrieren – sie sich ihnen also ganz zuwenden, statt sich ablenken zu lassen. Sie schenken ihnen mehr Aufmerksamkeit. Die Gesprächsinhalte unterscheiden sich ebenfalls, zeigte die Studie. Bei ihren Buben verwendeten Väter eher Wörter wie "stolz", "Sieg" oder "der Beste".

Mit ihren Töchtern sprechen Männer offener über Gefühle und verwenden Wörter wie "weinen", "einsam" oder "Tränen". Die Wissenschafter interpretieren diese Beobachtung so, dass dadurch bei Mädchen mehr Mitgefühl entsteht als bei Buben. Verstärkt wird diese Entwicklung durch die Beobachtung, dass Väter auf die Gefühle ihrer Söhne weniger schnell reagieren. "Die Gefühle ernst zu nehmen ist für alle Kinder wichtig – nicht nur für Mädchen", betonte Mascaro daher.

Körperbild

Noch etwas fiel den Wissenschaftern auf: Die Väter redeten mit Mädchen mehr über deren Körper und verwendeten Wörter wie "Gesicht", "Wange", "Bauch" – und "dick". Das könnte langfristig zu Körperbild-Störungen führten, die ja häufiger bei Mädchen auftreten als bei Buben.

Die Forscher stellen sich auch die Frage, woher diese geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Vätern kommen. Offen ist, ob diese Gehirnreaktionen durch die Evolution entstanden sind oder mit gesellschaftlichen Normen zu tun haben, wie Väter ihre Kinder behandeln sollen. Antwort haben sie darauf bisher keine.

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