Erste Hilfe: Die fünf häufigsten Mythen

Erste Hilfe: Die fünf häufigsten Mythen
Am Welttag der Ersten Hilfe will das Rote Kreuz häufige Irrtümer im Zusammenhang mit dem Thema aufklären.

Mehrere Studien belegen es eindeutig: In Ländern, wo es mehr Ersthelfer gibt, sind die Überlebenschancen etwa nach einem Herzstillstand deutlich höher. Denn bei Atem-Kreislauf-Stillständen sollte die überlebensnotwendige Herzdruckmassage sofort erfolgen. Obwohl sich zwei Drittel der Österreicher grundsätzlich zutrauen, Erste Hilfe zu leisten, gibt es bei vielen immer noch Unsicherheiten. Rotkreuz-Chefarzt Wolfgang Schreiber klärt anlässlich des heutigen Welttags der Ersten Hilfe häufige, nach wie vor verbreitete Erste-Hilfe-Irrtümer auf.

Mythos 1: "Besser nichts tun – sonst werde ich verklagt!"

Richtig ist, sofort zu handeln. "Jeder kann Erste Hilfe leisten. Das einzige was man falsch machen kann, ist nichts zu tun", so Chefarzt Schreiber in einer Aussendung. Es gibt bis heute keine einzige Verurteilung wegen geleisteter Erster Hilfe. Nichtstun ist hingegen strafbar: 2017 gab es 66 Verurteilungen wegen "Unterlassener Hilfeleistung" und "Imstichlassen eines Verletzen".

Erste Hilfe: Die fünf häufigsten Mythen

Rotkreuz-Chefarzt Wolfgang Schreiber bei einer Schulung.

Mythos 2: "Bei der Wiederbelebung sanft drücken, sonst brechen die Rippen."

Richtig ist: Festes, schnelles Drücken rettet Leben, nur so wirkt die Herzdruckmassage. Der Brustkorb sollte dabei um ein Drittel eingedrückt werden. "Drücken Sie 30 Mal schnell und kräftig mit dem Handballen auf die Mitte des Brustkorbes. Führen Sie dann zwei Beatmungen durch. Wiederholen Sie das solange bis die Rettung eintrifft oder der Verletzte wieder eigenständig atmet. Wenn Sie sich davor scheuen zu beatmen, führen Sie nur die Herzdruckmassage durch", sagt Schreiber. "Rippen brechen selten, wenn doch ist das nicht lebensgefährlich – ein Atem-Kreislauf-Stillstand schon", sagt der Mediziner. Um bei der Herzdruckmassage den richtigen Rhythmus zu finden, rät der Chefarzt, im Takt des Popsongs "Staying Alive" von den Bee Gees zu drücken.

Mythos 3: "Man darf Verletzte nicht bewegen."

Dieser Irrtum kann tödlich sein. Richtig ist: Verletzte die bewusstlos sind und atmen, müssen in die stabile Seitenlage gebracht werden. "Wichtig ist, dabei den Kopf zu überstrecken und den Mund zu öffnen, damit Blut und Erbrochenes abfließen kann", sagt Schreiber. Ohne Überstrecken drohen Verletzte zu ersticken, da die Zunge in den Rachen rutschen und die Atemwege blockieren kann.

Mythos 4: "Der Motorradhelm darf nicht abgenommen werden."

Richtig ist: Der Motorradhelm muss beim Bewusstlosen runter, sonst besteht Erstickungsgefahr. "Der Ersthelfer kniet oberhalb des Kopfes des Verletzten und richtet diesen vorsichtig gerade. Dann öffnet man das Visier und den Verschluss. Jetzt zieht man den Helm langsam vom Kopf – wichtig ist dabei den Nacken zu stützen", sagt Schreiber. Erst danach kann die Atmung kontrolliert und mit lebensrettenden Maßnahmen, wie Wiederbelebung begonnen werden. Ist der Verletzte bei Bewusstsein, unterstützen Sie ihn bei der Helmabnahme.

Mythos 5: "Am häufigsten muss man bei Verkehrsunfällen Erste Hilfe leisten."

Richtig ist: Platz eins der Unfallorte sind das eigene Zuhause und die nähere Wohnumgebung. Lediglich zehn Prozent der Verunfallten verletzten sich 2017 im Verkehr laut Kuratorium für Verkehrssicherheit. "Die meisten Notfälle passieren in der eigenen Familie. Umso wichtiger ist es, vorbereitet zu sein, wenn der Vater plötzlich bewusstlos auf der Couch zusammensackt oder sich die kleine Tochter an der Herdplatte verbrennt", sagt Schreiber. Das Rote Kreuz empfiehlt, das Erste Hilfe-Wissen alle fünf Jahre aufzufrischen.

Nähere Informationen dazu gibt es hier.

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