Embryo-Zellen gegen Augenleiden
Die Erkrankung ist derzeit unheilbar: Morbus Stargardt, eine seltene Form einer Makuladegeneration (Netzhautleiden), die bereits bei jungen Menschen auftritt und zur Erblindung führt. Ärzte der Londoner Moorfield's Augenklinik haben jetzt mit einem US-Biotechunternehmen eine aufsehenerregende - und ethisch umstrittene - Studie gestartet: Erstmals in Europa werden dabei embryonale Stammzellen verwendet. Aus ihnen werden Netzhautzellen gewonnen, die vorerst zwölf Patienten in das Auge injiziert werden. In dieser ersten Studienphase wird nur die Sicherheit der Therapie getestet.
Studienleiter James Bainbridge: "Wenn wir den Verlust des Sehvermögens verlangsamen können, wäre das schon ein großer Schritt vorwärts." Manche Experten hoffen sogar auf eine Verbesserung des Sehvermögens. Am meisten könnten Kinder profitieren: Erhalten sie diese Therapie frühzeitig, könnte dadurch ein Verlust an Sehzellen verhindert werden.
Möglicherweise könnte die Therapie auch einmal bei der häufigeren altersbedingten Makuladegeneration eingesetzt werden. Embryonale Stammzellen können dank ihrer enormen Entwicklungsfähigkeit als Reparaturmaterial für geschädigte Organe verwendet werden.
Allerdings hat das die Vernichtung des Spender-Embryos zur Folge:
Befürworter argumentieren, dass ein Embryo - der etwa bei einer künstlichen Befruchtung überzählig ist - ausreicht, um aus Zellkulturen genug Zellen für Tausende Patienten zu gewinnen.
Gegner hingegen halten es für unverantwortlich und unethisch, einen Embryo quasi als Ersatzteillager "auszuplündern".
"Aus Sicht der Augenheilkunde ist diese Studie grundsätzlich sinnvoll", sagt der Wiener Augenspezialist Univ.-Prof. Michael Amon: "Könnte zumindest das Fortschreiten der Krankheit gestoppt werden, wäre das schon ein Erfolg. Wobei ich persönlich hoffe, dass eine solche Therapie auch einmal mit Stammzellen funktioniert, die von Erwachsenen stammen und ethisch unbedenklich sind." Stammzellen werden in manchen Bereichen der Augenheilkunde die Zukunft sein, betont Amon. "Für eine Euphorie ist es aber noch viel zu früh. Das Ganze steckt noch in den Kinderschuhen."
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