Eltern: "Diese Reform macht die Schule nicht besser"

Sowohl in der Volksschule als auch in der NMS Grundsteingasse sind in manchen Klassen zwei Lehrerinnen notwendig.
Mehrstufenklassen, Integration, Reformpädagogik: Diese Errungenschaften sehen Eltern durch Pädadogik-Reformpaket gefährdet.

Pädagogik-Reformpaket – unter dem sperrig klingenden Begriff verstecken sich so manche Neuerungen, die den Alltag in den Klassenzimmern fundamental verändern werden.

Und nicht unbedingt zum Besseren, wie viele Eltern befürchten. Sie wollen jetzt mit einer Initiative auf die Veränderungen aufmerksam machen. Einer von ihnen ist Gabriel Zirm. „Bis jetzt hat in der Volksschule Gilgegasse in Wien, in die meine Kinder gehen, alles wunderbar funktioniert. Doch die neuen Regelungen werden wohl dazu führen, dass dieses erfolgreiche Konzept nicht mehr weitergeführt werden kann.“

Was er konkret damit meint? „Nehmen Sie das Beispiel der Notengebung: Mit dem kommenden Schuljahr muss es ab der zweiten Klasse Volksschule verpflichtend Ziffernnoten geben. Das verändert das Lernen.“

Warum das so ist, schildert der Vater so: „Ich merke, dass mein Kind mir nicht mehr erzählt, was es heute z.B. über den Schmetterling gelernt hat, sondern wie viel Punkte es in einem Arbeitsblatt richtig hat und welche Note es dafür bekommt. Das ist nicht die Art des Lernens, wie ich es mir für meine Tochter wünsche.“ Dabei hätten die Eltern früher im Rahmen der Schulpartnerschaft die Möglichkeit gehabt, mitzuentscheiden, welche Form der Notengebung es in der Klasse und der Schule geben soll. „Hier werden auch die Elternrechte beschnitten“, ärgert er sich .

Dem Omar erklärt

Auch an den verpflichtenden Deutschklassen stößt sich der engagierte Vater: „Ich kann mich noch erinnern, wie meine Tochter nach Hause kam und mir stolz erklärt hat, dass sie dem Omar das Wort Zickzack beigebracht hat. Das ist jetzt nicht mehr möglich. Schade.“

Die Mutter Birgit Jung, eine Mitstreiterin von Zirm, befürchtet zudem, dass durch immer knapper werdende Budgets eine moderne Pädagogik nicht mehr möglich sein wird. „So zum Beispiel die Mehrstufenklassen, in der Kinder unterschiedlichen Alterns gemeinsam lernen. Um so ein Konzept zu verwirklichen, braucht es Ressourcen wie eine zweite Lehrkraft in der Klasse. Doch ob es diese in Zukunft noch geben wird, ist fraglich. Da nützt dann auch die Schulautonomie nichts, die den Standorten die Freiheit gibt, über die Pädagogik selbst zu entscheiden.“ Was sie ärgert: „Wenn man sieht, dass solche Konzepte funktionieren – warum nimmt man dann dort aus Spargründen etwas weg, anstatt anderen Schulen dieselben Ressourcen zu geben. Bildung sollte uns etwas wert sein.“

Im Bildungsministerium versucht man zu beruhigen: „Die Mehrstufenklassen werden bleiben. Weniger Ressourcen wird es nur in Zusammenhang mit dem Auslaufen des Integrationstopfs geben.“ Mit diesem wurde die Integration von Flüchtlingskindern finanziert.

Die Eltern beruhigt das wenig. Sie haben eine Unterschriftenliste gestartet (www.kinderköpfe.at), in der sie für Schulautonomie und den Erhalt von reformpädagogischen Konzepten kämpfen. „Wir haben deshalb um einen Termin bei Bildungsminister Heinz Faßmann angesucht. Zudem wollen wir am 5. Dezember, wenn der Unterrichtsausschuss tagt, vor dem Parlament unsere Anliegen kundtun.“ Weiteres Ziel: „Wir wollen uns mit anderen Eltern vernetzen, die dieselben Anliegen haben wie wir.“

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