Eine Streckbank gegen Schmerzen

Eine Streckbank gegen Schmerzen
Wer Probleme mit der Wirbelsäule hat, braucht Entlastung und Bewegung. Ein neues Gerät macht den Rücken „frei“.

Herr Slowak lächelt. Der 62-jährige Wiener hat mit einer Bandscheibenvorwölbung im Lendenwirbelbereich zu kämpfen. Seine immer wieder auftretenden, schmerzhaften Muskelverspannungen machen ihm sehr zu schaffen.

Heute aber fühlt er sich erstmals richtig befreit: „Es ist ein angenehmes Gefühl – als ob ich schweben würde.“ Für den Betrachter schaut das neue Therapiegerät im interdisziplinären Rückenzentrum der Therme Wien Med in Wien-Oberlaa eher nach moderner Streckbank aus: Ernst Slowak hängt kopfüber in einer Vorrichtung, die leicht hin und her schwingt.

Die Streckbank heißt „GammaSwing“ und macht sich die Schwerkraft des Körpers zunutze. Und zwar in Form einer Streckbehandlung. Wenn ein Mensch auf einem Trampolin springt und abhebt, wird die Wirbelsäule gedehnt – diesen Effekt unterstützt dieses Gerät. Die innovative Erfindung des Tiroler Mediziners Prim. Ferdinand Gundalf halten Wirbelsäulen-Experten für eine sinnvolle Therapie bei Rückenbeschwerden. Univ.-Prof. Erich Mur, MedUni Innsbruck erklärt: „Die Hauptindikationen sind degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule, besonders im Lendenwirbelbereich – also Bandscheiben, Wirbelgelenke, Muskelverspannungen.“ Studien zeigen, dass „GammaSwingSchmerzen deutlich verringert. „Schon nach dem ersten Mal merkt man, es tut sich etwas.“

Im Schnitt braucht’s freilich sechs bis acht „Hängungen“. Univ.-Prof. Hans Bröll und Angelika Forster, ärztliche Leiter der Therme Wien Med, ergänzen: „GammaSwing stellt für uns schulmedizinisch eine handfeste therapeutische Ergänzung dar.“ Immerhin zwei Drittel der Patienten des Rückenzentrums in Oberlaa kommen wegen Beeinträchtigungen der Wirbelsäule, die meisten wegen „Kreuzschmerzen“.

Therapeutisch dehnen

Streckbehandlungen – sogenannte Extensionen – werden in der Wirbelsäulen-Therapie schon lange angewendet. Das Neue am „GammaSwing“: Das Gerät nutzt das Körpergewicht des Patienten. Durch die integrierte Schwingbewegung kommt es zu einer sanften Dehnung der Muskeln und Bänder. Ebenso werden die kleinen Wirbelgelenke, die bei vielen Patienten schmerzhaft zusammengedrückt werden, schonend getrennt. „Das vermindert den Druck auf die Bandscheiben“, erklärt Mur. Er verweist auf Vergleichsstudien mit MRT-Bildern vor und nach der Behandlung.

Doch auch mit „GammaSwing“ müssen sich Schmerzgeplagte regelmäßig bewegen. Bröll: „Probleme im Stützapparat sind komplex und nie allein durch passive Therapien und Medikamente behandelbar. Wenn man die Schmerzen im Griff hat, ist eine Bewegungstherapie unumgänglich.“

Kommentare