"Eine der dankbarsten Operationen"
Wie sicher sind Gelenksimplantate? Diese Frage tauchte in den vergangenen Jahren immer wieder auf: Berichte über bestimmte Prothesentypen, die durch ihren Metallabrieb gefährliche Entzündungsreaktionen auslösten, sorgten bei vielen Patienten für Verunsicherung. Univ.-Prof. Gerald Pflüger, Ärztlicher Direktor und Orthopädievorstand am Evangelischen Krankenhaus in Wien, hat gemeinsam mit der Orthopädin Sabine Junk-Jantsch die Daten aus 17 europäischen Ländern analysiert. "Österreich hat mit fast 80 Prozent den höchsten Anteil an hochwertigen und sicheren keramischen Kugelköpfen", so seine Bilanz der Datenauswertung.
Auch bei den Gleitflächen der Gelenkspfannen werden in Österreich mehrheitlich – "aber leider noch nicht überall" – hochwertige Materialen wie vernetztes Polyethylen oder Keramik verwendet, sagt der Orthopäde. Umstritten sind jene Prothesen, wo sowohl eine große Kugel (Gelenkskopf) als auch die Gleitfläche der Pfanne aus Metall besteht.
Der Abrieb ist zwar geringer als etwa bei der Paarung Keramikkugel und Polyethylen-Gleitfläche – weshalb Metall/Metall-Prothesen als besonders belastbar gelten. "Doch gerade diese metallischen Abriebpartikel können bei manchen Patienten unvorhersehbare allergische Reaktionen im Körper auslösen, die letztlich den Knochen angreifen und abbauen und damit zur Lockerung der Prothese führen."
Keine Sorgen
Patienten mit einer Metallkugel und einer Polyethylen-Gleitfläche müssten sich keine Sorgen machen: "Hier gibt es im Gegensatz zu Metall / Metall kein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Ich kenne zahlreiche dieser Patienten, die bereits vor 30 Jahren operiert wurden und bis heute keine Probleme haben." Je jünger ein Patient sei, umso eher werde man heute aber zu keramischen Kugeln – und eventuell auch keramischen Gleitflächen – greifen.
Pflüger betont, dass auch die Paarung Metall / Metall nicht automatisch zu Komplikationen führt: "Die Wahrscheinlichkeit dafür ist allerdings höher. Deshalb ist hier die jährliche Röntgenkontrolle ganz besonders wichtig, um Beeinträchtigungen der Knochen frühzeitig erkennen und ein Fortschreiten der Knochenzerstörung durch einen Tausch der Prothese verhindern zu können."
"Es hat sich tausendfach bewährt, dass wir am Evangelischen Krankenhaus und auch viele andere Kliniken seit mehr als 15 Jahren ausschließlich die höchste Qualität an Hüftköpfen und Hüftpfannen verwenden – nämlich Keramik oder vernetztes Polyethylen." Maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen hat der Wiener Orthopäde Univ.-Prof. Karl Zweymüller, dessen legendäre "Zweymüller-Prothese" einen Gelenkskopf aus Keramik und eine Gleitfläche aus Polyethylen hat.
Die positiven Eigenschaften dieser Materialien zeigen sich auch in der Nachbeobachtung über einen Zeitraum von zehn Jahren, sagt Pflüger: "Unsere Erfolgsquote liegt bei rund 98 Prozent – das heißt, es kommt zu keiner Lockerung und zu keiner neuerlichen Operation." Fazit: "Die Versorgung mit einer Hüftprothese ist eine der dankbarsten Operationen der vergangenen 50 Jahre." Oder wie es die Orthopädin Sabine Junk-Jantsch formuliert: "Wir waren in der Hüftchirurgie in Österreich immer an der vordersten Front."
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