Ein Stent, der zu Wasser und CO2 wird

Ein Stent, der zu Wasser und CO2 wird
Kardiologie: Seit Jahresbeginn können in Österreich bei Gefäßverkalkung auflösbare Gitterstützen eingesetzt werden.

Hoher Blutdruck und hohes Cholesterin hatten bei dem 37-jährige Mann aus dem Tiroler Unterland zu einer gefährliche Verengung eines Herzkranzgefäßes geführt – unbehandelt hätte es früher oder später zu einem völligen Gefäßverschluss und damit zu einem Herzinfarkt kommen können. So wie bei vielen anderen Patienten schoben die Kardiologen über die Leistenvene mittels Katheter (dünner Kunststoffschlauch) eine Gefäßstütze – einen Stent – an die Engstelle vor und klappten sie dort auf. Trotzdem handelt es sich um einen pionierhaften Eingriff: Denn der Mann ist einer der ersten Patienten in Österreich, die einen auflösbaren Stent erhalten haben.

Ein herkömmlicher Stent ist aus Metall oder Kunstfasern. "Das Metallstück bleibt aber immer ein Fremdkörper und kann eine Belastung darstellen", sagt der Kardiologe Univ.-Doz. Bernhard Metzler, der den Eingriff durchgeführt hat.

Seit heuer ist in Österreich der erste auflösbare Stent zugelassen. Er besteht – so wie auflösbares Nahtmaterial – aus vielkettigen Milchsäuren (Polymilchsäuren). Diese Stents sind diese Woche ein Top-Thema bei der Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft in Salzburg.

Bisher gibt es Daten über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren: "Es gab bis jetzt keine Spätthrombose", sagt e Dienstag Univ.-Prof. Otmar Pachinger, Direktor der Uni-Klinik für Kardiologie der MedUni Innsbruck, in Wien. Und es bestehe die Hoffnung, dass die blutverdünnende Therapie verkürzt werden könne. Allerdings ist auch mit den neuesten Metallstents das Risiko eines langsamen neuerlichen Zuwachsens des Gefäßes schon sehr gering, so Kardiologen.

Ein neuer, auflösbarer Stent kostet rund 4000 Euro – und ist vorerst auch nur in einer Größe erhältlich. Ein herkömmlicher Metallstent (beide sind mit einem Medikament beschichtet, das einen neuerlichen Verschluss verhindern soll) kommt auf 600 bis 800 Euro. Allerdings könnte eine geringere Rate an Spätkomplikationen die Mehrkosten der auflösbaren Stents ausgleichen.

Vorhofflimmern

Ein weiteres Thema der Kardiologen: Die neuen Medikamente für Patienten mit Vorhofflimmern zur Reduktion ihres Schlaganfallrisikos. Hier sorgte im Vorjahr bei der Substanz Dabigatran eine Häufung von tödlichen Blutungen für Aufsehen – die Fach- und Gebrauchsinformation wurde deshalb jetzt neuerlich verschärft.

"Die Substanz wird zu 85 Prozent über die Nieren ausgeschieden – deshalb muss jährlich die Nierenfunktion kontrolliert werden", betont Prim. Univ.-Prof. Franz Weidinger von der Krankenanstalt Rudolfstiftung. Bei korrekter Verabreichung sei das Blutungsrisiko geringer. "Derzeit erhalten nur 50 bis 60 Prozent der Patienten, die eine Blutverdünnung benötigen, diese auch tatsächlich." Mit den neuen Wirkstoffen bestehe die Hoffnung auf eine einfachere Methode der Blutverdünnung.

Keine Wunder zu erwarten

Lebensmittel, die mit Phytosterinen (Phytosterolen) angereichert sind, hemmen die Aufnahme von Cholesterin: Diese pflanzlichen Moleküle können die Konzentration des LDL-Cholesterins im Blut um 15 Prozent senken, sagt der Kardiologe Univ.-Doz. Christoph Säly, Krankenhaus Feldkirch. Doch ob das ausreiche, um das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall zu reduzieren, sei fraglich. Eine Analyse der bisherigen Arbeiten zu Phytosterolen habe keinen Einfluss auf dieses Risiko gezeigt: "Man kann also anhand der verfügbaren Daten keine Empfehlung für die Nahrungsergänzung mit Pflanzensterolen geben." Cholesterinsenkende Medikamente (Statine) hingegen reduzieren das schädliche LDL-Cholesterin um 50 Prozent, einer von drei Infarkten könne verhindert werden. Möglicherweise wäre eine sinnvolle Kombination dieser beiden Substanzgruppen denkbar: "Allerdings fehlen dazu Daten aus seriösen wissenschaftlichen Untersuchungen, sodass auch hier keine Empfehlung abgegeben werden kann."

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