Ein späterer Schulbeginn wäre ideal

Ein späterer Schulbeginn wäre ideal
Fast alle Jugendlichen sind "Eulen" und gehen spät ins Bett. Schlafmangel und schlechte Leistungen sind die Folge.

Die Uhr wird in der Nacht zum Sonntag umgestellt, und wir bekommen eine Stunde "geschenkt". Besonders freuen wird das Jugendliche. Denn für sie ist am Wochenende vor allem eines angesagt: ausschlafen. "Viele Schüler bauen während der Woche ein Schlafdefizit auf. Fakt ist nämlich, dass die Schule in Österreich für die meisten Kinder zu früh beginnt", sagt Harald Kenzian, Leiter der Schlafmedizin am LKH Villach. "Ihr erstes Leistungshoch haben Schüler gegen 9 Uhr. Um 7.45 Uhr im Klassenzimmer sitzen zu müssen, überfordert die meisten." Ein späterer Schulbeginn wäre ideal, "ist aber gesellschaftlich kaum durchsetzbar, weil Eltern um 8 Uhr bei der Arbeit und die Kinder versorgt sein müssen".

Univ.-Prof. Reinhold Kerbl (LKH Leoben) glaubt, dass "nur die Hälfte der Volksschulkinder 'Lerchen' sind - also gerne früh aufstehen. Fast alle Jugendlichen sind aber ,Eulen'. Ihr Schlafrhythmus verschiebt sich immer weiter nach hinten."

Die Experten streiten sich über die Ursache: " Ich glaube, dass Jugendliche so programmiert sind. Andere gehen davon aus, dass kulturelle Umstände die Jugendlichen zu ,Eulen' machen. Viele feiern ja am Wochenende bis in die Morgenstunden. Und bringen so ihren Rhythmus durcheinander." Dabei wäre ausreichend Schlaf die beste "Nachhilfe": "Gelerntes verfestigt sich im Schlaf. Zudem werden wichtige Hormone produziert, die z. B. dafür sorgen, dass ein Kind wächst", sagt Kerbl. Schlafmangel ist Gift für die Leistung in der Schule, weil ein müder Körper weder gut noch gerne lernt.

Laptop im Bett

Doch wie bekommt man junge Menschen dazu, ausreichend zu schlafen? "Sie sollten nicht Pseudobabysittern überlassen werden. Wir wissen aus Befragungen, dass sie oft bis zu zwei Stunden vor dem Zubettgehen auf Facebook sind, SMS schicken oder aufregende Filme schauen. Das verhindert einen guten Schlaf", warnt Kenzian. Eltern rät er: "Führen Sie Gute-Nacht-Rituale ein: ein Lied singen, eine Geschichte vorlesen oder den Tag Revue passieren lassen." Auf keinen Fall sollten sie sich von MP3-Playern berieseln lassen: "Eine halbe Stunde nach dem Einschlafen beginnt die Tiefschlafphase. Die wird dann gestört."

Wenn die Kinder in der Schule müde sind, halten sie sich oft mit Eistee, Cola oder Energydrinks wach: "Und wundern sich dann, dass sie abends nicht einschlafen können. Das ist ein Teufelskreis", weiß Kenzian. Um wieder ins Lot zu kommen, "sollten sich junge Menschen einen gleichmäßigen Tagesrhythmus angewöhnen", rät Kerbl. "Aber gerade Jugendliche tun sich schwer, weil sie am Wochenende oft erst um 4 Uhr ins Bett gehen und danach den Schlaf nachholen, den sie in den Tagen zuvor nicht ausreichend hatten." Ihr Schlafbedarf sei übrigens im Sommer und Winter gleich. Wenn Kinder kein Auge zumachen, sollten Eltern abklären, "ob es körperliche Ursachen hat". Oft liege es auch an psychischen Problemen: Schulischer, familiärer oder selbst gemachter Stress verhindern das Einschlafen. "Ein Viertel aller Beschwerden, die wir untersuchen, haben psychosomatische Ursachen ", berichtet Kenzian.

Helfen würde den vielen "Eulen" auch ein späterer Schulbeginn. "In Frankreich und Großbritannien öffnen die Schultore meist um 9 Uhr", berichtet Kerbl. In Österreich wären damit nicht alle Kinder glücklich: "Wir haben Umfragen gemacht. Der ideale Schulbeginn liegt da zwischen 6.30 Uhr und 11.30 Uhr. Große Schulen könnten verschiedene Beginntermine organisieren."

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