Eierstockkrebs: Erfolg mit zielgerichteter Therapie

Auch Angelina Jolie ist Trägerin einer jener Gen-Mutationen, bei deren Vorhandensein eine neue Therapie gegen Eierstockkrebs eingesetzt werden kann.
Bei bestimmten Patientinnen wird Fortschreiten der Erkrankung deutlich verzögert.

Angelina Jolie ist die prominenteste Betroffene: Durch eine Mutation des Gens BRCA1 ist ihr Risiko für Brust- und Eierstockkrebs deutlich erhöht . Weil sie aus einer Risikofamilie stammt, hat sie einen Gentest auf diese Mutation machen lassen – und sich nach Vorliegen eines entsprechenden Ergebnisses ihre Brüste und Eierstöcke vorsorglich entfernen lassen. Ab sofort wird dieser Test aber nicht nur bei Frauen durchgeführt, in deren Familien es schon zu Fällen von Eierstockkrebs (in jeglichem Alter) oder Brustkrebs vor dem 50. Lebensjahr gekommen ist: Jede Frau, bei der ein Eierstockkrebs aufgetreten ist, soll jetzt so einen Test auf die Risiko-Gene BRCA1 und BRCA2 erhalten.

Innovative Therapie

„Erstmals können wir Frauen mit einer solchen Mutation eine völlig neue, innovative Therapie anbieten“, so Univ.-Prof. Alexander Reinthaller von der MedUni Wien. Das neue Medikament (ein sogenannter PARP-Inhibitor) blockiert einen Reparaturmechanismus im Tumor – Schäden an Krebszellen können nicht repariert werden, sie sterben ab (siehe Grafik). Da nach derzeitigem Wissen diese Therapie nur bei Eierstockkrebs, der durch eine dieser beiden Gen-Mutationen ausgelöst wurde, wirkt, ist der Gentest vorab unbedingt notwendig, um unwirksame Behandlungen zu verhindern.
„Es ist ein echter Paradigmenwechsel“, sagt Univ.-Prof. Christian Singer von der MedUni Wien. „In der Vergangenheit konnten wir nur auf ein erhöhtes Krebsrisiko testen, jetzt hat das Ergebnis des Gentests auch eine therapeutische Konsequenz.“

Einsatz bei Rückfall

„Der Tumor ist bei der Diagnose in der Regel weit fortgeschritten“, sagt Univ.-Prof. Egon Marth, Vorstand der Uni-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der MedUni Innsbruck. Trotz OP und spezieller Chemo- und Antikörpertherapie kommt es bei vielen Frauen zu einem Rückfall. Bei solchen Patientinnen wird dann zusätzlich zu einer weiteren Chemo das neue Medikament eingesetzt – die Zeit, bis die Krankheit fortschreitet, konnte damit im Schnitt von 4,3 auf 11,2 Monate verlängert werden.

Eierstockkrebs: Erfolg mit zielgerichteter Therapie

Ein Verfahren zur Früherkennung von Eierstockkrebs gibt es noch nicht – umso größer die Hoffnungen, die in einen Bluttest gesetzt werden, der in Großbritannien getestet wird. Erste Ergebnisse zeigen: 86 Prozent der Krebserkrankungen könnten damit früher erkannt werden. Ob damit aber auch Todesfälle verhindert werden können, ist noch unklar: Diese Daten wird es erst Ende 2015 geben. „Beim Eierstockkrebs gibt es keine regional isolierte Vorstufe, er streut sehr früh im Körper“, so Gynäkologe Marth. „Möglicherweise ist der Diagnosezeitpunkt etwas früher, aber trotzdem werden weiterhin nur fortgeschrittene Stadien diagnostiziert – und das Überleben der Patientinnen wird nicht verlängert.“

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