E-Shishas: Der ungewisse Dampf

E-Shishas sehen bunt und harmlos aus, über ihre chemische Zusammensetzung ist wenig bekannt
Sie sind fruchtig, bunt und bei Jugendlichen beliebt. Bei Eltern und Ärzten sind die modernen Wasserpfeifen aber umstritten.

Erdbeere, Kokos, Melone und Heidelbeere – der Geschmack, der aus den bunten, kugelschreibergroßen Stiften kommt , ist süß und fruchtig. Doch Achtung: Hinter der E-Shisha, dem neuen Lifestyle-Accessoire, verbergen sich Risiken. Die bei vielen Jugendlichen beliebten Einweg-Wasserpfeifen stehen im Verdacht, die Gesundheit zu gefährden.

E-Shishas sind nikotinfrei, werden mit Batterien betrieben und enthalten Geschmacksstoffe – Liquids –, die über eine integrierte Heizspirale verdampfen. Was die Jugendlichen dabei inhalieren ist ein Chemie-Cocktail: Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat kürzlich eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es vor der atemwegreizenden Grundsubstanz Propylenglykol sowie vor Aromastoffen, in denen Kontaktallergene wie Menthol oder Vanillin stecken, warnt. Teilweise enthält der Dampf auch krebserzeugende Substanzen wie Formaldehyd, Nickel oder Chrom.

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Norbert Vetter, Lungenfacharzt
Lungenfacharzt Prim. Norbert Vetter vom Wiener Otto-Wagner-Spital: "Die Aromastoffe können zum Teil bei Allergikern oder bei Menschen, die ein überempfindliches Bronchialsystem haben, zu Reizungen und einem Asthmaanfall führen."

Verbot

Die Debatte um E-Shishas führte in Österreich zuletzt dazu, dass die Länder Salzburg und Oberösterreich den Verkauf und Konsum für Jugendliche unter 16 Jahren verboten haben. Auch herkömmliche Shisha-Pfeifen fallen unter das Gesetz. In der Steiermark wird derzeit über ein Verbot nachgedacht.

In Wien ist die Problematik derzeit noch nicht so groß, sagt der Mediziner Hans Haltmayer, Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. "Wir beobachten die Situation und schauen uns an, wie sich das weiter entwickelt. Es ist aber noch kein Problem, das spezielles Handeln notwendig macht." Die Risiken seien ihm aber bekannt: "Man muss untersuchen, welche mittel- und langfristigen Folgen der Konsum haben kann." Von einem Verbot ist er nicht überzeugt: "Es ist besser aufzuklären und Präventionsarbeit zu betreiben." Die Neugier an den verbotenen Pfeifen könnte das Interesse zusätzlich anstacheln.

Wer sich online nach E-Shishas umsieht, wird schnell fündig. Ab zehn Euro gibt es die Dampf-Stifte unterschiedlicher Anbieter im Internet zu kaufen. Für deren Herstellungsprozess fehlt es allerdings an jeglichen Normen und Standards. Ernest Groman, Sozialmediziner und Leiter des Wiener Nikotininstituts, fordert Transparenz: "Was haben die Hersteller für Lizenzen, welche Erfahrung am Markt? Diese Inhalate müssen kontrolliert und eigens zugelassen werden. Bestimmte Kriterien und Sicherheitsstandards müssen erfüllt werden." Einen Wildwuchs am Markt sieht er auch bei den E-Zigaretten, die viele zur Entwöhnung von herkömmlichen Zigaretten verwenden. "Hier passierte es schon, dass in vermeintlich nikotinfreien Exemplaren doch Nikotin enthalten war."

Einstiegsdroge

Wenn 14-Jährige im Park genüsslich an ihren E-Shishas nuckeln als wären es Lutscher, könnte dies zur Folge haben, dass ihnen später der Griff zur Zigarette leichter fällt, befürchten Experten. So warnt die Fachgesellschaft der Lungenfachärzte (Gesellschaft für Pneumologie), dass der Gebrauch von Shishas eindeutig ein Rauchverhalten verankere, das nur schwer abgewöhnt werden könne.

Lungenarzt Felix Wantke, Arbeitskreisleiter für Asthma und Allergie: "Auf diese Weise wird bei vielen Jugendlichen in dieser Prägephase des Lebens das Tor zu einer Raucherkarriere aufgestoßen." Ähnlich sieht es auch Vetter: "Es ist vor allem dieses Zuzeln, man hat etwas im Mund und beschäftigt seine Hände – was alles eine Art Lustgewinn ist." Erschreckend: Laut einer OECD-Studie rauchen 25 Prozent der 15-jährigen Österreicher mindestens ein Mal pro Woche. Bei Mädchen dieses Alters sind es sogar 29 Prozent.

E-Shishas: Der ungewisse Dampf
(C) Fotodienst/Anna Rauchenberger - 23.10.2007 - Wien - Tabakausstieg: Gut für die Lunge - schlecht für die Figur? FOTO: Univ. - Doz. Dr. Ernest Groman (Nikotininstitut Wien).
Sozialmediziner Groman ist dennoch überzeugt, dass das spätere Rauchen nicht alleine durch E-Shishas gefördert wird, sondern vor allem durch die fehlende Vorbildwirkung. "Früher hat man die Zigaretten der Eltern ausprobiert, die herumgelegen sind. Ich glaube, dass das auch heute noch so ist. Das Problembewusstsein hat sich zwar in vielen Familien verbessert, aber noch nicht in allen."

Resümee der Experten: Eltern sind gut beraten, das angesagte Lifestyle-Accessoire genauer zu beobachten und das Gespräch mit dem Kind zu suchen. Denn nicht alles ist so harmlos, wie es aussieht.

Während das Rauchen von Shishas zum Alltagsleben in einigen arabischen Ländern gehört – und sowohl in der Gemeinschaft bei Festen, als auch alleine konsumiert wird –, hat es sich erst in den vergangenen Jahren in der österreichischen Jugendkultur etabliert. Viele Lokale – sogenannte Shisha-Bars – bieten neben Getränken und Speisen auch die orientalischen Wasserpfeifen an. Junge Menschen lümmeln dann auf weichen Kissen um eine bunt-verzierte Shisha und reichen sie weiter.

Zuvor wird das Gefäß mit Wasser gefüllt, in dessen Kopf der Tabak gelegt wird – eine Mischung aus Rohtabak, Melasse und Glycerin. In europäischen Ländern ist es aromatisiert, etwa mit Kirsche, Brombeere, Minze oder Apfel-Honig. Am Mundstück wird daran gezogen und der Dampf wieder ausgeatmet.

Der 22-jährige Student Christoph hat es in Wien schon öfters probiert. "Shishas sind besser, weil das Rauchen selbst zu einem Ritual wird, man sitzt gemütlich in der Gruppe, quatscht und gibt den Schlauch weiter. Bei der Zigarette ist das halt nicht so, jeder raucht meistens seine eigenen Zigaretten, im ungleichen Rhythmus. Was noch hinzukommt ist, dass man das Gefühl hat, dass der Rauch nicht schädlich ist."

Die gesundheitlichen Risiken sind allerdings erwiesen – vor allem die hohen Kohlenmonoxidbelastungen. "Wir haben bei Menschen Messungen gemacht, die abends zuvor Shisha geraucht haben: Ihre Werte waren so hoch als ob sie 40 Zigaretten am Tag rauchen würden", sagt Sozialmediziner Ernest Groman.

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E-Zigarette
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