Warum manche abhängig werden und andere nicht

Warum manche abhängig werden und andere nicht
Forscher haben untersucht, wie die Art der Drogeneinnahme das Suchtpotenzial beeinflusst.

Flakka. Das ist der Name einer neuen Designer-Droge, die jetzt auf den Partymeilen der Urlaubsinsel Mallorca aufgetaucht ist. Im Frühsommer hatte die kostengünstige Substanz zuerst in den USA und dann auch in Großbritannien für Schlagzeilen gesorgt. Unter anderem waren Konsumenten der als "Badesalz" deklarierten Partydroge orientierungslos, sogar nackt, über Straßen gelaufen und waren durch Aggressivität, Verfolgungswahn oder Halluzinationen aufgefallen.

Das Suchtpotenzial von Flakka wird mit dem des gefürchteten Crystal Meth gleichgesetzt. Das Amphetamin kann geraucht, geschnupft oder injiziert werden. Das "National Institute on Drug Abuse" der USA warnte bereits, dass die Droge beim Rauchen besonders schnell in die Blutbahn gelangt.

Der Weg in den Körper ist ein wichtiger Faktor für das Suchtpotenzial einer Substanz. Das belegten kanadische Forscher der Universität Montreal in einer aktuellen Studie, die im September im Fachmagazin Neuroscience and Biobehavioral Reviews erscheint. Das Team um Anne-Noël Samaha wollte wissen, warum manche Menschen von verschiedenen Substanzen abhängig werden – die meisten aber nicht.

Konzentration im Hirn

Die Forscher analysierten daher, wie sich verschiedene Drogen in unterschiedlichen Konsumationsformen im Körper auswirkten. Wenn Substanzen etwa geraucht oder injiziert werden, steigt und fällt die Menge im Gehirn rasanter als bei Geschnupftem oder Geschlucktem. Für Kokain konnte das bereits in früheren Studien gezeigt werden. Wurde es gespritzt, trat die maximale Berauschung innerhalb von einer bis fünf Minuten auf. Wurde die Droge geschnupft, trat der Höhepunkt erst nach 15 bis 20 Minuten auf. Samaha: "Solche Spitzen einer Drogenkonzentration im Gehirn, gefolgt von einem rapiden Abfall, erhöhen das Verlangen, mehr von der Droge zu nehmen und zwanghaft zu konsumieren."

Die Funktionsweise dahinter kennen die Forscher derzeit noch nicht. Fest stehe aber: "Das Gehirn ist ein Organ, das auf Veränderungen reagiert. Je schneller die Veränderung, desto stärker auch die Hirnveränderung." Einige dieser Veränderungen machen die Droge immer unwiderstehlicher – bis hin zur Abhängigkeit.

Nikotin-Sucht

Das betrifft übrigens nicht nur illegale Substanzen. Die Forschungen der Kanadier lassen sich auch bei Nikotin beobachten. "Beim Rauchen einer Zigarette steigen und fallen die Nikotin-Level im Gehirn sehr schnell. Aber wird ein Nikotin-Pflaster verwendet, erfolgt der Anstieg langsam und bleibt stabil", sagt Samaha. Zigaretten zu rauchen könne also abhängig machen, Pflaster zu verwenden hingegen nicht.

Kritik, ihre Untersuchung wirke verharmlosend, weisen die Forscher zurück. "In unserer Gesellschaft ist Drogenkonsum die Norm und nicht die Ausnahme. Aber wir empfehlen keinesfalls, damit anzufangen." Zumal nahezu alle Drogenformen zu Abhängigkeit führen. Die Wissenschaftler fordern mehr Anstrengungen, um das Entstehen von Abhängigkeiten unter Konsumenten zu verhindern. Und zwar sowohl in Bezug auf illegale wie auch legale Substanzen. "Es ist ebenso wichtig, dass jedem bewusst ist, dass das Rauchen oder Injizieren einer Substanz das Risiko exponentiell ansteigen lässt."

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