Drei Tassen Kaffee täglich können das Leben verlängern
Schlecht fürs Herz, entwässernd und andere negative Auswirkungen auf den Organismus: Jahrzehntelang hatte Kaffee in puncto Gesundheit kein gutes Image. Eine große, neue Studie zeigt nun erstmals für Europa, dass regelmäßiger Kaffeekonsum das Risiko, an verschiedenen Krankheiten zu sterben, senken kann.
Ein internationales Forscherteam hatte die Sterbedaten einer halben Million Europäer aus zehn Ländern, die an der großen Langzeitstudie EPIC teilgenommen hatten, analysiert. Sie rechneten viele andere Einflüsse wie Ernährung und Rauchen heraus und stellten fest: Jene Teilnehmer, die Kaffee konsumiert hatten, hatten insbesondere ein geringeres Risiko, an Kreislaufkrankheiten und solchen Erkrankungen, die mit dem Verdauungstrakt in Zusammenhang zu stehen, zu sterben. Bei Männern war das Risiko um zwölf Prozent geringer als bei Nicht-Kaffeetrinkern, bei Frauen um sieben Prozent.
Der Leber geht‘s besser
Die im Fachmagazin Annals of Internal Medicine veröffentlichte Untersuchung eines internationalen Forscherteams liefert wichtige Einblicke in die möglichen Ursachen für die positiven Auswirkungen: "Wir fanden heraus, dass das Trinken von mehr Kaffee mit einem günstigeren Leberfunktionsprofil und einer besseren Immunantwort verbunden war", sagt Hauptautor Marc Gunter. Die Ergebnisse legen nahe, dass ein moderater Konsum von drei Tassen täglich gesundheitliche Vorteile bringen könne.
Erst im Vorjahr änderte die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation WHO, ihre Einstufung von Kaffee: Durch Kaffee lasse sich kein erhöhtes Krebsrisiko belegen.
Zu große Euphorie unter Kaffeetrinkern dämpft Studienautor Gunter allerdings: "Wir sind nicht an dem Punkt, eine Empfehlung für mehr oder weniger Kaffeekonsum auszusprechen." Die Ergebnisse legen aber positive Effekte nahe.
Dem stimmt Univ.-Prof. Petra Rust vom Department für Ernährungswissenschaften an der Uni Wien zu. "Gegen drei Tassen täglich ist sicher nichts einzuwenden."
Ausschlaggebend für die Effekte ist vor allem das Koffein. "Aber durch die Zubereitung gibt es große Unterschiede, welche weiteren Inhaltsstoffe freigesetzt werden", betont Rust. Ob Espresso oder Filterkaffee – je nach Sorte und Zubereitungsart enthält Kaffee immerhin bis zu 1000 verschiedene Stoffe.
Koffeinfreier Kaffee
Zeitgleich in den Annals of Internal Medicine veröffentliche Daten aus einer Langzeitstudie der University of Southern California, USA, mit 215.000 Teilnehmern zeigt, dass auch Kaffeeinhaltsstoffe abseits von Koffein großen Einfluss auf die gesundheitliche Wirkung haben: Das Risiko für Herzkrankheiten und einige Krebsarten sank bei Konsumenten von drei Tassen Kaffee täglich um 18 Prozent – egal, ob sie klassischen Kaffee oder entkoffeinierten tranken. Und: Die Effekte zeigten sich in allen fünf Ethnien (Afroamerikaner, Latinos, Hawaiianer, japanische Amerikaner, weiße Amerikaner), die in die Studie einbezogen worden waren.
Für Studienleiterin Veronica W. Setiawan ist die hohe Menge an enthaltenen Antioxidantien und Phenolen für die positive Wirkung verantwortlich. "Sie spielen eine wichtige Rolle in der Krebsprävention." Ihr Resümee: "Wir können nicht sagen, dass Kaffeetrinken das Leben verlängert. Aber wir sehen einen Zusammenhang."
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