Die meistgeküsste Frau der Welt: Die "Unbekannte aus der Seine"

Die meistgeküsste Frau der Welt: Die "Unbekannte aus der Seine"
Eine junge Unbekannte ertrinkt in der französischen Seine. Ihr lächelndes Gesicht avanciert zum Symbol für die Lebensrettung.

Es gibt ein großes Geheimnis. Und es rankt sich um eine junge Frau, die im Jahr 1890 in Paris aus der Seine geborgen wurde. Man weiß nicht genau, warum sie ertrunken ist. Suizid wurde vermutet, da sie sonst keine äußeren Verletzungen aufwies. Ihren toten Körper brachte man ins Pariser Leichenschauhaus (frz. "La Morgue").

Damals war es üblich, Tote, deren Identität nicht geklärt werden konnte, dort öffentlich zur Schau zu stellen. Hinter einem großen Glasfenster, wie in einer Auslage, wurden sie nebeneinanderliegend präsentiert. In der Hoffnung, Familie oder Freunde würden sie erkennen und identifizieren. So auch die "Unbekannte aus der Seine" (frz. "L’inconnue de la Seine").

Leichenschauen

Zunächst wurde die junge Frau ausgezogen und inspiziert, dann eingefroren und schließlich auf einer schwarzen Marmorplatte in die Auslage befördert. Die Pariser Bevölkerung sowie Touristen betrieben das Leichenschauen oft rein zur Unterhaltung. So soll es vor allem an Wochenenden ein großes Gedränge vor den Glasfenstern gegeben haben.

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Ein Mitarbeiter soll fasziniert von der "Unbekannten aus der Seine" gewesen sein und umgehend den Gipsabdruck ihres Gesichts in Auftrag gegeben haben. Grundsätzlich war das nicht ungewöhnlich, allerdings wurden Gips- oder Wachsabdrücke meist erst nach einigen Tagen erstellt, kurz bevor der Zersetzungsprozesses beginnt. Anstelle der Toten wurde dann dieser Gesichtsabdruck im Leichenschauhaus ausgestellt. Auf diese Weise konnte nämlich noch länger nach der Identität der Menschen geforscht werden.

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