Die kürzeste Nacht des Jahres bringt unsere innere Uhr aus dem Takt

In der Nacht auf Sonntag beginnt wieder die Sommerzeit.
In der Nacht auf Sonntag verlieren wir durch die Zeitumstellung eine Stunde Schlaf. Das macht manchen Menschen zu schaffen.

Der Beginn der Schanigarten-Saison kann über den Beginn der Sommerzeit, die morgen wieder beginnt, hinweghelfen. Nicht nur wegen der einen Stunde mehr Tageszeit. Auch über die leidige Frage, die Uhr vor oder zurückzudrehen. Dafür braucht man nur eine Eselsbrücke: Im März werden Tische und Sessel vor den Lokalen aufgestellt – ebenso rückt der Uhrzeiger um zwei Uhr um eine Stunde nach vorne. Im Oktober geht’s dann wieder zurück. Für die Uhren ebenso wie für die Garten-Garnituren ins Winterlager.

Mini-Jetlag

Egal in welche Richtung, die Zeitumstellung bringt unsere innere Uhr alle Jahre wieder ein wenig aus dem Takt. Schlafmediziner Univ.-Prof. Manfred Walzl von der Landesnervenklinik Graz vergleicht die Vorgänge im Körper mit einem "Mini-Jetlag". Die hochkomplexe, von 20.000 Neuronen gesteuerte innere Uhr muss sich neu ausrichten. Schlafstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen oder depressive Verstimmungen sind häufig.

In einer deutschen Studie mit 55.000 Teilnehmern gab ein Viertel an, ein bis zwei Tage müde und weniger leistungsfähig zu sein. Frauen deutlich öfter als Männer. Andere Studien besagen, dass die Häufigkeit von Unfällen und Herzinfarkten steigt. Letzteres relativiert Walzl jedoch. Die Körperfunktionen werden nämlich von den Tageszeiten beeinflusst. Um neun Uhr vormittags steigt etwa der Blutdruck an. "Dies verschiebt sich durch die Zeitumstellung ebenso nach hinten. Aber es wurde nie überprüft, ob es deshalb um zehn Uhr mehr Herzinfarkte gibt."

Wie wir hier exakt funktionieren, ob wir "Lerchen" oder "Eulen" – also Tag- oder Nachtmenschen – sind, ist individuell. Aber die Vorgänge sind in den Genen festgelegt. "Ein Zusammenspiel aus Tag-Nacht-Rhythmus, Hormonen und Botenstoffen", sagt Walzl.

Fruchtfliegen

Diese Körperuhr dürfte wesentlich komplexer sein als bisher angenommen. Das zeigt eine neue, im Fachmagazin Science veröffentlichte Studie der Universität von Michigan, USA, mit Fruchtfliegen. Ihr 24-Stunden-Rhythmus (circadianer Rhythmus) ist ähnlich jenem von Säugetieren aufgebaut, wenn auch mit wesentlich weniger Neuronen. Bisher ging man davon aus, dass eine kleine Gruppe aus acht Neuronen als Taktgeber für die restlichen fungiert. Sie werden mit dem Dirigenten eines Orchesters verglichen. Wie im Konzertsaal bestimmen Interaktionen zwischen den Neuronen Stärke und Schnelligkeit der circadianen Rhythmen.

Als die Forscher die bekannten Taktgeber-Neuronen genetisch veränderten, brachte das die Fruchtfliegen total durcheinander. Einige verloren ihr Zeitgefühl völlig, andere zeigten zur gleichen Zeit zwei unterschiedliche Schlafrhythmen, die nicht immer den Impulsen der eigentlichen Taktgeber-Gruppe folgten.

Einstellung

Für Schlafmediziner Walzl haben Menschen allerdings einen wesentlichen Vorteil gegenüber Tieren. "Wir können unsere Einstellung durch den Geist beeinflussen." Der Sommerzeit-Befürworter plädiert dafür, die Umstellung positiv zu sehen. "Wir haben täglich eine Stunde mehr Tageslicht zur Verfügung. Da kann man vieles genießen." Einen Besuch im Schanigarten etwa.

Die kürzeste Nacht des Jahres bringt unsere innere Uhr aus dem Takt

Biologische Rhythmen

Sie geben uns ein fixes Muster vor, dem wir nicht entkommen können. Es gibt die tages- periodischen Rhythmen (ca. 24 Stunden), die man cicadian nennt. Das Wort leitet sich vom lateinischen „circa“ und „dies“ ab. Weiters gibt es lunare Rhythmen, die sich auf die 28-tägigen Mondphasen beziehen, semi-lunare (14–15 Tage) und anuelle (einjährige) Rhythmen.

Körperfunktionen

Die Bio-Rhythmen beeinflussen unsere Körperfunktionen, etwa Leistungsfähigkeit, Kraft oder Schmerzempfinden.

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