Die häufigsten Verletzungen beim Wintersport

Langlaufen gilt als die gesündeste Wintersportart.
Wann man sich wobei wie verletzen kann – und was man als Vorbeugung tun soll.

Die Ski sind präpariert, die Langlauflatten gewachselt, die Kufen geschliffen. Ebenso die Messer in den Krankenhäusern. Denn so groß die Vorfreude auf das alljährliche Wintervergnügen in den Bergen, so hoch die Wahrscheinlichkeit, dass Skifahrer, Snowboarder oder Eisläufer in den Ambulanzen erscheinen oder gar auf Operationstischen landen.

Winterliche Betätigungen müssen nicht nur von Profis gut vorbereitet werden, auch Hobby- und Amateursportler sollten Körper und Geist rechtzeitig auf Carvingschwünge oder Skatingtechniken einstellen, um den Einkehrschwung im Krankenhaus zu vermeiden.

Fakt ist, dass der Wintersport jährlich bis zu 65.000 Verletzte verursacht. Etwa 40.000 davon verunfallen beim klassischen Skilauf, rund 10.000 beim Snowboarden. Gefolgt von den Wintersportarten Eislaufen, Rodeln und Langlaufen.

Neben Knochenbrüchen, die sofort behandelt werden, sind vor allem Bänderrisse und Zerrungen die häufigsten Verletzungen. Aber nicht jede dieser Verletzungen muss auf den Operationstisch, erklärt Michael Enenkel, Leiter des Spezialteams für gelenkerhaltende Knieeingriffe und Sportorthopäde im Orthopädischen Spital Speising. Nein, der Urlaub muss deswegen nicht gleich enden – oft ist es durchaus möglich, sich erst zu Hause behandeln zu lassen.

Hier eine Rangliste der beliebtesten Hoppalas auf und abseits Österreichs Pisten. Und welche Vorkehrungen man treffen kann, um sie zu verhindern.

Skifahren

Skisaison ist Kniesaison – so lautet das Motto in sehr vielen Krankenhäusern Österreichs. "Die mit Abstand häufigste Skiverletzung betrifft eben das Knie", erklärt Michael Enenkel. Die Statistik spricht für sich: 41 Prozent aller Skiunfälle werden zu einem Kniefall. Aber auch eine Schulter lässt sich problemlos ramponieren, auch Rumpf, Arme, Hände und Handgelenke werden beim Skifahren häufiger in Mitleidenschaft gezogen.

Verdreht es einem das Knie, entstehen meist Risse. Beim Kreuzband, beim Seitenband oder beim Meniskus. "Ein Kreuzband kann man entweder sofort operieren lassen, dann besteht bei optimaler Rissform eventuell die Möglichkeit, das gerissene Band wieder am Oberschenkelknochen anzunähen", weiß Enenkel. "Die meisten Bänder reißen allerdings diffus." Dann ist keine Eile geboten, man kann auch später am Heimatort einen Eingriff durchführen. "Das hat den Vorteil, dass sich das Knie beruhigt und abschwellen kann."

Der akut verletzte Meniskus möge ebenso behandelt werden. "Ein gerissener Meniskus ist es wert, operiert, wenn möglich genäht zu werden, weil alle kaputten Anteile des Meniskus den Knorpel weiter schädigen", rät der Sportorthopäde vor schmerzhaften Spätfolgen. Womit wir beim Knorpelschaden sind, der – wenn er stark genug ist – irgendwann ein künstliches Knie erfordert.

Auch auf diesem Gebiet ist Speising unter den besten Einrichtungen. Mittlerweile bietet man Skifahrern, die ein künstliches Knie oder eine künstliche Hüfte erhalten haben, gemeinsame Ski-Wochenenden an. So wedelten schon die Primare und Oberärzte beispielsweise in Schladming mit ihren Patienten um die Wette. Und es war mit freiem Auge nicht ersichtlich, wessen Knie noch natürlich oder schon künstlich war.

Auch hier gibt es Fortschritte: Individuell angepasste Prothesen und gewebeschonende Operationstechniken sorgen für eine bessere Passform und eine schnelle Rückkehr zum Sport.

Snowboarden

Die Schulter ist die Boarderline. Die Beine sind auf dem Board fixiert, dadurch kommt es seltener zu Knie-, dafür umso häufiger zu Hand- und Schulterverletzungen. Typisch sind etwa Risse der Rotatorenmanschette. Diese gehören, vor allem bei jungen Betroffenen, operiert. Hier gilt laut Enenkel Ähnliches wie bei den meisten Bänderverletzungen. Natürlich lässt es sich mit einem gerissenen Band auch gut leben.

"Ist der Betroffene allerdings jung und aktiv, sollte er einen Eingriff vornehmen lassen", so der Rat des Doktors. Auch Handverletzungen wie Risse des Bandes des Daumengrundgelenks sind für Snowboarder charakteristisch, lassen sich in der Regel aber mit einem Gips oder einem operativen Eingriff gut behandeln.

Rodeln

Man muss nicht einmal besonders ungeschickt sein, um auf der Rodel zu verunfallen. Denn das Rodeln gilt unter Ärzten als viel gefährlicher, als die Aktiven glauben wollen. Der Grund dafür: Die Fahrer verzichten bei der Gaudi meist auf Schutzbekleidung, in sehr vielen Fällen können sie ihre Fahrkünste nach diversen Einkehrschwüngen auch nicht mehr ganz nüchtern betrachten. Die Verletzungen spiegeln wider, was die Anatomie grundsätzlich hergibt, bestätigt Michael Enenkel. "Teilweise gibt es schwere Verletzungen, von Brüchen, Bänderrissen bis hin zu Kopf und Wirbelsäulenverletzungen."

Eislaufen

Das gilt auch für Eislaufen, eine Wintersportart, die sich vor allem in Großstädten großer Beliebtheit erfreut. Und teilweise auch von Ungeübten ausgeführt wird. Auch hier werden durch das Abfangen von Stürzen oft die Knochen und Gelenke der oberen Extremität in Mitleidenschaft gezogen.

Tourengehen

Solange es bergauf geht, ist wenig zu befürchten, was die Gesundheit betrifft. Die Gefahren lauern vielmehr bei der anschließenden Abfahrt, hier gilt dasselbe Prinzip wie beim Skifahren – alles ist möglich.

Langlaufen

Es ist grundsätzlich der gesündeste Wintersport, da man sich beim Langlaufen die beste Ausdauer aneignen kann. Wenn man sein Können richtig einschätzt, gibt es auch keine schweren Verletzungen. Meist handelt es sich dabei um Knochenbrüche. "Vor allem die Bergab-Fahrten sind für einige schwierig zu bewältigen, da sind dann Stürze praktisch programmiert."

Was alle angeführten Wintersportarten gemein haben? Mit der richtigen Vorbereitung und Herangehensweise lassen sich Stürze und Verletzungen minimieren, beziehungsweise vermeiden. Das Rezept des Doktors: "Regelmäßiges Training von Kraft, Ausdauer und Koordination sowie die passende Schutzausrüstung wie Helm, Rücken- oder auch Handgelenksprotektoren sorgen dafür, dass Sportler gesund durch den Winter kommen. Man sollte seinen Fähigkeiten entsprechend Sport treiben."

Beim Ausüben von Sport kennen Knieverletzungen keine Altersgrenzen. Auch Kinder und Jugendliche sind nicht gefeit vor Kreuzband- und Meniskusrissen und daraus resultierenden Operationen. Vor allem Kinder und Jugendliche, die keine oder nur einseitige sportliche Tätigkeiten ausüben, gehören zur Risikogruppe.

Das Orthopädische Spital Speising widmet sich im Rahmen eines Symposiums am 12. Jänner (ab 8 Uhr) unter dem Titel „Back2Sports“ speziell dem „kindlichen Knie“ (Infos auf www.reglist24.com/b2s_2018). Dabei geht es vor allem um die Ursachen, die Prävention und die Behandlung von Knieschmerzen bei Kindern und Jugendlichen. Besonderes Augenmerk richtet man in Speising auf das Vordere Kreuzband.

In den 1990er-Jahren noch wurden diese Verletzungen aus Angst vor Wachstumsstörungen selten operiert. Mittlerweile aber geht die Tendenz zu einer operativen Versorgung, um gröbere Spätschäden am Meniskus und Knorpel zu vermeiden. Zumal sich die OP-Methoden in den vergangenen Jahren verfeinert und Techniken entwickelt haben, die die Wachstumsfugen schonen. In der Hand eines geübten Kniechirurgen sind diese Operationen keine Hexereien mehr.
Wichtig ist auch, den Erhalt des Meniskus anzustreben. Das Gebot lautet: nähen statt entfernen. Nicht selten leiden Patienten bzw. Sportler, denen in Jugendjahren der Meniskus entfernt wurde, später an Knorpelschäden, was in Folge die weitere Sportausübung erheblich beeinträchtigen kann.

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