Die Blutgruppe kann das Risiko für Krankheiten beeinflussen

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Die Blutgruppen A, B und AB scheinen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zu erhöhen. Was diese Erkenntnisse bedeuten - und welche Zusammenhänge zwischen Blutgruppe und Krankheitsrisiken es sonst noch gibt.

Welche Rolle spielt die Blutgruppe bei der Entstehung von Krankheiten? Die Analyse von Daten von mehr als 1,3 Millionen Menschen hat jetzt gezeigt: Jene mit der Blutgruppe A, B oder AB hatten ein um neun Prozent höheres Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall im Vergleich zu jenen mit der Blutgruppe 0.

Die Aussendung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zu der Studie können Sie hier lesen.

Höheres Cholesterin mit Blutgruppe A

Bereits 2015 zeigte eine Untersuchung, dass Menschen mit Blutgruppe A im Schnitt höhere Cholesterinwerte haben. Jetzt analysierten holländische Wissenschafter (Medical Centre Groningen) die Daten von 1,3 Millionen Patienten. Und sie kamen zu dem Ergebnis: Auf 14 von 1000 Menschen mit Blutgruppe 0 kam eine Gefäßerkrankung wie Arteriosklerose der Herzgefäße, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Bei Patienten mit anderen Blutgruppen waren es 15 von 1000. Die Daten wurden auf dem Kongress "Heart Failure 2017" präsentiert und sind noch in keinem Journal publiziert.

Thromboserisiko leicht erhöht

Die Forscher betonen, dass es "ein ziemlich kleiner Risikoanstieg für jeden Einzelnen ist, aber über die gesamte Bevölkerung gesehen einen Unterschied ausmachen kann". Ein Grund könnte sein, dass sich im Blut der Gruppen A, B und AB mehr Gerinnungsfaktoren befinden. Diese Eiweiße sorgen dafür, dass bei einer Verletzung der Blutfluss gestoppt wird – das Blut gerinnt. Ein erhöhter Anteil dieser lebenswichtigen Gerinnungsfaktoren kann allerdings auch das Risiko für Thrombosen (Gefäßverschlüsse) erhöhen. Zumindest zeigen ältere Daten, dass bei den Blutgruppen A, B und AB das Thrombosenrisiko leicht erhöht ist.

Die Blutgruppe kann das Risiko für Krankheiten beeinflussen
Grafik, istockphoto

Mehr Daten notwendig

"Für ein leicht erhöhtes Herzinfarktrisiko gibt es Hinweise, aber noch keinen eindeutigen Zusammenhang", sagt Univ.-Prof. Peter Schlenke, Vorstand der Uniklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin des LKH-Univ. Klinikum Graz. "Es sind interessante Beobachtungen, aber es müssen mehr Studien folgen." Die Häufigkeit der Blutgruppen ist regional unterschiedlich. So kommt die Blutgruppe 0 in Afrika deutlich häufiger vor als in Österreich. Ein Grund dafür könnte darin liegen, dass die Überlebenschancen nach einer Malariainfektion mit Blutgruppe Null höher sind. Umgekehrt ist bei Blutgruppe 0 die Anfälligkeit für Cholera höher, und bestimmte bakterielle Infektionen verlaufen schwerer.

Noch kein Handlungsbedarf

Denkbar wäre, dass in Zukunft die Blutgruppe ein weiterer Faktor bei der Bestimmung des individuellen Risikos für Herzerkrankungen sein könnte. "Aber dafür bräuchte man wesentlich mehr Daten, derzeit gibt es keinen Handlungsbedarf", so Schlenke. Und Experten betonen: Den größten Anteil an der Herzgesundheit haben jene Lebensstilfaktoren, die jede und jeder selbst beeinflussen kann – etwa das Gewicht, das Rauchverhalten und die Bewegung.

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