Diäten, die fast alles erlauben

Diäten, die fast alles erlauben
Die neuen Abnehm-Trends versprechen fast sorgloses Schlemmvergnügen

Jede neue Diät verspricht ein kleines Wunder – einmal gibt es wochenlang Krautsuppe, ein anderes Mal ist Fett tabu. Doch die Zeiten der Kasteiung sind vorbei. Die neuen Diät-Trends erlauben zu essen, was man will. Mittels kleiner Änderungen gilt es, den Stoffwechsel zu optimieren und hin zu einer dauerhaft gesunden Ernährung zu bewegen.

Ein neues Wundermittel soll den Fettabbau besonders einfach machen: die grüne Kaffeebohne. Das Extrakt aus der ungerösteten Bohne soll ohne weitere Anstrengungen bis zu einem halben Kilo pro Woche tilgen, indem sie Fett ungenutzt verschwinden lässt. Wie so oft schwappt der Trend aus den USA nach Europa. Unzählige Hersteller bieten die Präparate vor allem über Online-Shops an, wo Diätwillige für eine Monatsration bis zu 20 Euro ablegen. Doch im Internet klagen Konsumenten über die Wirkungslosigkeit des Extrakts – Durchfall sei das einzig spürbare Resultat. Petra Rust, Diätologin an der Uni-Wien ist skeptisch: „Derzeit rate ich von dem Extrakt ab. Es fehlen langfristige Studien zu seiner Wirkung. In Österreich wird es jedoch bald Forschungsprojekte geben.“

Der deutsche Ernährungswissenschaftler Achim Sam hält nichts von Ergänzungsstoffen: „Abnehmen kann nur mit einer Symbiose aus gesunder Ernährung und Bewegung funktionieren.“ Seine 24-Stunden-Diät beinhaltet intensive Bewegung und kohlenhydratfreie Kost in der Zeit von einem Abendessen bis zum nächsten. Danach kann körperlich und kulinarisch wieder entspannt werden.

Jo-Jo-Effekt

Die Methode stellt pro Diättag bis zu zwei Kilo Gewichtsverlust in Aussicht, davon 500 Gramm reines Fett. Sams gute Nachricht für Sportneulinge: „Bei Untrainierten ist die Fettverbrennung besonders hoch.“ Aloys Berg, Professor für Sport (Uni Freiburg), bestätigt: „Eine so hohe Fettverbrennung hatten wir bisher nicht für möglich gehalten.“ Rust bestätigt die Effizienz der Methode, weist aber darauf hin, dass eine langfristige Umstellung der Bewegungs- und Essgewohnheiten gesünder sei. „Anstatt von Hau-Ruck-Aktionen empfehle ich ein abwechslungsreiches Training. Was hier fehlt, ist der Aufbau von Muskeln, die den Energieumsatz langfristig steigern.“

Bereits 2010 zeigte eine große Studie von „Diogenes“, einem EU-Forschungsprojekt zum Thema Ernährung und Übergewicht, dass Diäten nur dann langfristig funktionieren, wenn sie nichts verbieten, sondern Nährstoffe schlau kombinieren. „Man braucht eine lange Liste an Lebensmitteln, von denen man viel essen darf, weil sie natürliche Fatburner sind“, betont Marion Grillparzer, Begründerin der Glyx-Diät (siehe unten). Auf dieser Basis arbeitet die Buchautorin derzeit an einer neuen Methode mit dem Motto: „All you can eat“ – iss, so viel du schaffst, vor allem Grünes. Der Schlüssel zur Diät ist die „1, 2, 3-Formel“: Jede Gabel Nudeln wird kombiniert mit zwei Gabeln voll Fisch und drei Gabeln voll Gemüse. „Man muss dem Körper geben, was er braucht – dann lässt er von Überflüssigem los“, resümiert Grillparzer. Rust unterstreicht die Wichtigkeit von viel Gemüse, hinterfragt allerdings den Glyx-Index. „Gesunde Ernährung hängt von viel mehr Faktoren ab.“

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