Diabetes-Vorbeugung: "Bewegung ist das Wichtigste"

Diabetes-Vorbeugung: "Bewegung ist das Wichtigste"
Auch wer bereits an der Schwelle zu der Erkrankung steht, kann durch Änderung des Lebensstils sei Risiko massiv senken

Es müssen keine zweistelligen Summen sein: "Wer sein Gewicht lediglich um drei bis vier Kilo reduziert und sich zumindest 150 Minuten pro Woche bewegt, verringert sein Risiko für Typ-2-Diabetes ("Altersdiabetes", Anm.) um rund 60 Prozent." Das sagten die heimischen Stoffwechselspezialisten Univ.-Prof. Bernhard Ludvik (AKH Wien/MedUni Wien) und Prim. Univ.-Doz. Raimund Weitgasser (Diakonissen-Krankenhaus Salzburg) am Rande einer großen internationalen Diabetes-Konferenz in Kopenhagen, Dänemark.

Wie effizient eine Lebensstiländerung ist, zeigten zahlreiche auf der Konferenz präsentierte Daten: Hochrisikopatienten, die bereits eine Diabetes-Vorstufe aufweisen, können mit fünf Maßnahmen (siehe Grafik) ihr Risiko, tatsächlich daran zu erkranken, gegen null senken. "Den größten Effekt erzielt man dabei mit moderater Bewegung, unterstützt von einer Ernährungsumstellung", so der Direktor des nationalen finnischen Gesundheitsinstituts, Pekka Puska, zum KURIER. "Am besten ist es, wenn man zumindest 150 Minuten Ausdauertraining noch um ein bis zwei Einheiten Krafttraining pro Woche ergänzt", betont Weitgasser. "Und Bewegung ist auch die wichtigste Maßnahme, um den Wert des guten HDL-Cholesterins zu erhöhen."

"Von 100 Menschen mit einem beginnenden Diabetes reichen meiner Erfahrung nach bei 70 Lebensstiländerungen als Therapie aus, 30 benötigen zusätzlich auch Medikamente" , sagt Prof. Peter Schwarz, Diabetes-Spezialist der Uni Dresden.

10.000 Schritte

"Macht ein früh erkannter Diabetiker zu seiner bisherigen Alltagsbewegung 1000 Schritte zusätzlich, senkt er damit seinen Blutzuckerspiegel nach dem Essen genauso stark wie mit einem Diabetes-Medikament", sagt Schwarz. Bei einer Schrittlänge von 62 Zentimetern sind das 620 Meter. "Bewegung ist die wichtigste Einzelmaßnahme."

Aber auch im späteren Stadium der Erkrankung gebe es Fälle von Diabetikern, die durch eine radikale Lebensstiländerung sogar das Insulin absetzen konnten: "Die haben dann massiv abgenommen und 10.000 Schritte am Tag gemacht – 6,2 Kilometer." Dies sei überhaupt die ideale tägliche Bewegungsmenge: "Wer ab dem 25. Lebensjahr täglich 10.000 Schritte zurücklegt, bekommt keine chronische Krankheit."

Doch eine Lebensstiländerung können viele Menschen ohne Unterstützung nicht dauerhaft umsetzen: "Wir brauchen hier viel mehr begleitende Programme", sagt Ludvik: "Und Prävention muss schon vor bzw. mit der Geburt beginnen und alle Lebensbereiche – von der Familie, über die Schule bis hin zu den Bauordnungen, die Freiraum für die Kinder vorsehen – umfassen. Am besten wäre ein Staatssekretär für Prävention, der das alles koordiniert."

Das "European Diabetes Leadership Forum" wurde anlässlich der dänischen EU-Ratspräsidentschaft von der OECD und der Dänischen Diabetes-Vereinigung organisiert und von der Pharmafirma Novo Nordisk unterstützt.

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