Der Star ist Vogel des Jahres 2018

In Österreich fliegen geschätzt 100.000 Stare.
Der glänzende Meisterimitator ist Beispiel dafür, dass auch der Bestand von "Allerweltsvögeln" zurück gehen kann.

Große Ehre für ein kleines Federvieh: Der Star wird „Vogel des Jahres 2018“. Sturnus vulgaris - so sein wissenschaftlicher Name - folgt damit dem Waldkauz, „Vogel des Jahres 2017“. Das teilte Birdlife Österreich mehr als zwei Monate vor Jahreswechsel mit.

Der „ Allerweltsvogel“ ist ein Star unter den Vögeln: Das metallische Gefieder des Männchens glänzt im Frühling, das Federkleid des Weibchens wechselt im Jahreslauf ebenso eindrucksvoll. Der Piepmatz kann Umgebungsgeräusche wie kein anderer imitieren, er macht die Lieder von Singvögeln nach wie Hundegebell und Handyklingeltöne. Seine Schwarmflüge im Herbst sind einzigartig.

Bestandsabnahmen im Norden Europas

Der Star ist weit verbreitet, er fliegt über Dörfer wie durch Städte. Doch seine Präsenz täuscht, der Staren-Bestand nimmt in Teilen Europas ab, vor allem die großen Populationen in Deutschland, England und Schweden haben sich in den vergangenen Jahren fast halbiert. Es fehle an geeigneten Lebensräumen, vermelden die BirdLife Österreich-Partnerorganisationen Naturschutzbund Deutschland ( NABU) und Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV).

100.000 Stare in Österreich

Abhängig von seinem Lebensort ist der Star Kurzstreckenzieher, Teilzieher oder Standvogel. Die heimischen Stare ziehen zum Großteil bis in den südlichen Mittelmeerraum und nach Nordafrika. Die Schwarmbildung dieser Vögel ist ein Naturschauspiel: Wenn sie abends an ihren Schlafplätzen einfallen, vor allem in großen Schilfgebieten, sind etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang imposante Wolken aus vielen tausenden Staren am Himmel zu sehen, bevor sie schlagartig nach unten sinken.

Der Star ist Vogel des Jahres 2018
Star Schwarm Apetlon Vogel des Jahres

„Auch heuer war dieses unvergleichliche Phänomen wie alljährlich am Neusiedler See zu beobachten“, sagt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich: „Wir schätzen den Starenbestand hier auf weit über 100.000 Individuen. Dennoch müssen wir den negativen Trend in den Nachbarländern ernst nehmen. Denn: Leider ist der schillernde Geselle europaweit gesehen ein typisches Beispiel für den stillen Rückgang häufiger Vogelarten.“

In Deutschland wird die Art inzwischen auf der Roten Liste der Brutvögel als „gefährdet“ eingestuft. Die Ursache für den Rückgang: menschliche Einflüsse. „Es fehlt an Brutmöglichkeiten und Nahrung, insbesondere verursacht durch die industrielle Landwirtschaft“, betont Heinz Kowalski vom NABU Deutschland. Der Verlust natürlicher Wiesen und die Abholzung von Wäldern mache es Staren schwierig, Nistplätze und genügend Insekten zu finden.

Punktuell Probleme für Weinbauern

Stare passen ihren Speiseplan den Jahreszeiten an: Im Frühjahr fressen die amselgroßen Vögel Kleintiere wie Würmer und Insekten aus dem Boden. Im Sommer und Herbst schätzen sie zusätzlich Früchte und Beeren. „Während der Star Anfang des 20. Jahrhunderts noch als wichtiger Vertilger landwirtschaftlicher Schädlinge betrachtet wurde, wird sein Vorkommen heute vor allem in Weinbaugebieten eher negativ wahrgenommen, da es durch die schiere Anzahl der Vögel sicherlich punktuell zu Problemen kommen kann“, sagt der Ornithologe.

So löste die Wahl des Stars im Nachbarland bei Winzern auch keinen Jubel aus. „Der Star ist kein gern gesehener Gast“, sagte Rolf Haxel, Präsident des Weinbauverbands Mosel. Gerade in den Randlagen der Weinberge sei nach dem Durchzug eines Schwarms oft keine einzige Beere mehr dran. „Die Stöcke sind ratzeputz leergefressen. Der Stil hängt dann dran wie eine Mumie.“ Kollegen haben mitunter ein ambivalentes Verhältnis zum Star. „Stare können ganz immense Schäden verursachen - nicht nur durch das, was sie wegfressen, sondern auch durch Anpicken. Das fault dann weg“, sagte der Pfälzer Winzer Steffen Christmann, Präsident des Verbands Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter VDP. Auf der anderen Seite liebe er das Schauspiel der Schwärme am Himmel: „Wahnsinn, wie sie aufsteigen und dann herunterschießen.“

NABU Deutschland und LBV vergeben den Titel „Vogel des Jahres“ seit dem Jahr 1971. Die Naturschutzorganisationen machen mit der Aktion auf die Gefährdung bestimmter Arten und ihrer Lebensbedingungen aufmerksam. Seit 2000 übernimmt Österreich das deutsche Wahlergebnis.

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