Der Schrecken verschwindet
In der Therapie der Hepatitis C geht es Schlag auf Schlag. Die Heilungsrate wird sich bis 2015 auf 95 Prozent erhöhen – und das praktisch ohne Nebenwirkungen." So umreißt Univ.-Prof. Markus Peck-Radosavljevic von der MedUni Wien die Entwicklung der kommenden Monate. "Die Erkrankung wird ihren Schrecken verlieren."
– Mitte Jänner hat die EU den Wirkstoff Sofosbuvir zugelassen. Er wurde von dem Österreicher Norbert Bischofberger entwickelt – der KURIER berichtete. Er greift direkt in den Vermehrungszyklus des Virus ein und stoppt ihn nach wenigen Wochen. "Die Substanz wird derzeit in Kombination mit zwei älteren Medikamenten (einem Interferon und Ribavirin, Anm.) eingesetzt", sagt Peck: "Schon damit können wir die Heilungsrate von 70 bis 75 auf 90 Prozent erhöhen und die Behandlungsdauer von derzeit sechs Monate bis ein Jahr auf drei Monate verkürzen. Aber die Nebenwirkungen der alten Medikamente wie Müdigkeit, Leistungsverlust oder Fieber bleiben."
– Der "große Schnitt" werde in den kommenden Monaten kommen: "Da wird die Zulassung weiterer Produkte erwartet, die ebenfalls direkt den Vermehrungszyklus hemmen. Kombinationstherapien aus zwei bis drei solcher Substanzen werden dann auch bei fortgeschrittener Erkrankung die Heilungschancen steigern." Damit, so die Hoffnung, könnte auch die Zahl der Lebertransplantationen – als Konsequenz einer Leberzirrhose durch die Hepatitis – zurückgehen.
Keine Nebenwirkungen
Erstmals werde eine Interferon-freie Therapie ohne Spritzen "und praktisch ohne Nebenwirkungen" möglich: "Es ist die Kombination der Wirkstoffe, die vielen Patienten helfen wird." In Studien werden diese Kombinationstherapien bereits bei einigen Patienten durchgeführt. "Bis wir diese Therapien regulär anbieten können, wird es noch ein paar Monate dauern", sagt Peck-Radosavljevic Die Kosten von Sofosbuvir (rund 53.000 Euro für eine dreimonatige Behandlung) werden in der Regel noch nicht von den Kassen erstattet.
"Für jene Patienten, die schon jetzt dringend eine derartige Therapie benötigen, bemühen wir uns mit den Krankenkassen und den Firmen um individuelle Lösungen." Für die überwiegende Mehrzahl der Patienten sei es kein Problem, noch einige Monate zu warten: "Dadurch kommt es zu keiner Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes."
Allerdings: Unter vielen Patienten herrscht die Befürchtung, dass "die Krankenkassen beabsichtigen, wochen- bis monatelang mit dem Hersteller über den Preis zu feilschen. So mancher Betroffener wird dadurch das Nachsehen haben und die Therapie nicht mehr erleben", sagt ein Patient.
Im Hauptverband der Sozialversicherungsträger heißt es, dass es bezüglich Sofosbuvir von Gilead "bis heute noch keinen Antrag auf Aufnahme in den Erstattungskodex der Krankenversicherung gibt". Gilead erklärt, man wolle das Verfahren der Kostenerstattung "zum frühest möglichen Zeitpunkt" abschließen, um den Patienten so rasch wie möglich den Zugang zu dem Präparat zu ermöglichen.
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