Der neue Blick aufs Cholesterin

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In den USA werden künftig Risikofaktoren in der Therapie über Grenzwerte gestellt

Es ist ein radikaler Paradigmenwechsel in der Behandlung von Cholesterinwerten, was die beiden größten US-Kardiologenverbände im Fachblatt Circulation jetzt propagieren. Sie veröffentlichten neue Richtlinien für den Einsatz cholesterinsenkender Medikamente (Statine), die nur mehr vier Patientengruppen genau definiert.

10 Cholesterinsenker

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dpa-Zentralbild/Stefan SauerFischer holen am Montag (23.01.2012) auf einem Fischkutter im Hafen von Stahlbrode gefangene Heringe aus dem Netz. Die Heringsfischer in Mecklenburg-Vorpommern sind wegen der milden Witterung zwei Monate früher als in den beid
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Der „völlig neue Ansatz“ (Stoffwechselexperte Univ.-Prof. Bernhard Ludvik von der MedUni Wien) orientiert sich anders als bisher nicht an festgelegten Zielwerten (siehe Grafik), sondern an der Stärke der notwendigen Medikation für genauer als bisher definierte Patientengruppen. Dazu zählt, wer bereits einen Infarkt erlitten hat, wessen LDL-Cholesterinwert 190 mg/dl im Blut übersteigt sowie Diabetiker zwischen 40 und 75 Jahren. Ebenso gehören 40- bis 75-Jährige dazu, die zwar über relativ normale Cholesterinwerte verfügen, aber wegen anderer Faktoren wie Bluthochdruck ein erhöhtes Risiko für Infarkte in den nächsten zehn Lebensjahren haben.

Ob diese Änderung tatsächlich etwas ändert, wird sich erst zeigen. Derzeit wird in den internationalen Fachgesellschaften heftig diskutiert. Im Fachmagazin Lancet warnten Harvard-Mediziner vor unnötigen Therapien – trotz gelockerter Grenzwerte. Denn die Risiko-Patienten werden mittels international erarbeiteter Kriterientafeln herausgefiltert. Und das könne Fehlberechnungen begünstigen, heißt es in der Süddeutschen Zeitung.

Gießkannenprinzip

In Deutschland etwa begrüßen viele Ärzte, dass in den USA vom Gießkannenprinzip für „schönere Werte“ abgegangen wird. Zumal Statine auch Nebenwirkungen (z. B. Muskelschwäche, Grauer Star, Leber- und Nierenprobleme) mit sich bringen können. Univ.-Prof. Bernhard Ludvik plädiert dafür, erste Ergebnisse abzuwarten: „Jetzt haben wir endlich die Zielwerte in den Köpfen der Patienten verankert. Das Prinzip eines guten Nutzen-Risiko-Verhältnisses ist bei den Ärzten ohnehin weitgehend verankert.“

Diabetes- und Gender-medizin-Expertin Univ.-Prof. Alexandra Kautzky-Willer von der MedUni Wien richtet ihren Blick naturgemäß zuerst auf Diabetiker. „Die neuen Guidelines unterscheiden sich nicht sehr von jenen der Diabetesgesellschaften.“ Grundsätzlich findet sie die Abkehr von strikter Einhaltung der Cholesterin-Zielwerte sogar als „etwas realitätsnäher“. Gerade in der Gendermedizin. In diesem jungen Fach werden die Unterschiede zwischen den Geschlechtern erforscht, besonders in Bezug auf Krankheitsentstehung und Wirkungsweise von Medikamenten.

Gerade bei hohen Cholesterinwerten erreichen nämlich die Hälfte der Patientinnen die Zielwerte nicht, sogar trotz Therapie. „Stattdessen ist in vielen Fällen bereits eine 50-prozentige Cholesterin-Reduktion ausreichend.“

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