Das Leben nach dem Schlaganfall
Von einem Tag auf den anderen verschwand die beliebte deutsche Komödiantin und Schauspielerin Gaby Köster vor dreieinhalb Jahren vom Bildschirm. Ein Schlaganfall hatte die damals 45-Jährige aus ihrem Leben gerissen. Drei Wochen lag sie im Koma, ein Teil ihrer Schädeldecke musste entfernt werden. "Ich habe beim lieben Gott angeklopft, er hat mich zurückgeschickt", sagt sie dem Magazin stern.
Doch Köster gab nicht auf, obwohl sie linksseitig gelähmt blieb und heute noch mithilfe eines Stocks oder eines Rollators geht. "Meine Sehnsucht ist, mit beiden Beinen und meinen vier Hunden wieder über eine Wiese laufen zu können", erzählt sie ebenfalls.
Wie das geht, in einer solchen Situation nicht den Lebensmut zu verlieren, reflektiert sie derzeit auch in Fernseh-Talkshows - und detailliert in einem Buch, das am Freitag, erscheint. "Ich habe mir ziemlich früh gesagt, es gibt keine Niederlagen, es gibt Herausforderungen und das ist vielleicht meine größte." Sie habe Warnsignale ignoriert, erzählte sie der Bild. "Ich hatte schon eine Zeit lang Beschwerden mit dem Arm. Der war morgens gefühllos." Für eine Absage ihrer gerade laufenden Tournee sei ihr das zu gering erschienen. Ein Fehler, wie sie heute weiß.
"Treten plötzlich unklare Beschwerden auf: sofort in eine Notaufnahme mit Akutversorgung", appelliert auch Schlaganfallexperte Univ.-Prof. Franz Fazekas von der MedUni Graz. Je rascher ein Patient versorgt werde, desto besser stehen seine Chancen. "Ein Schlaganfall ist eine akute Verletzung des Gehirns. Wir haben heute durch verbesserte Erstversorgung (Stroke Unit, Anm.) die Möglichkeiten, in den ersten drei bis viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall eine vollständige Rückbildung der Symptome zu erreichen."+
Jüngere Patienten
Die meisten Menschen sehen Schlaganfälle als etwas, von dem nur ältere Menschen betroffen sind. Doch die Realität ist anders: Jeder fünfte Patient ist unter 70. Vor wenigen Tagen starb der italienische Tenor Salvatore Licitra mit nur 43 Jahren. Eine deutsche Studie mit 5000 jüngeren Schlaganfall-Patienten zeigte, dass die meisten Fälle zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auftraten. Die Ursachen sind bei Jung und Alt gleich: hoher Blutdruck, zu viel Alkohol, Rauchen, ungesunde Ernährung, Übergewicht. "Wenn sich unsere Lebensgewohnheiten nicht ändern, wird die Zahl der jungen Patienten weiter ansteigen", betont Fazekas. "Für Jüngere kommt ein Schlaganfall besonders unerklärlich und schicksalhaft daher. Sie haben aber auch ein hohes Regenerationspotenzial."
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