Darmspiegelung: So viele Leben rettet sie tatsächlich

Blick in den Darm: Die Lichtquelle an der Spitze des Koloskops spürt Polypen auf.
Alleine in den vergangenen zehn Jahren konnten mehr als 6000 Fälle von Darmkrebs verhindert werden.

Univ.-Prof. Dr. Monika Ferlitsch ist Magen-Darm-Spezialistin am AKH / MedUni Wien und Leiterin der ARGE für Qualitätssicherung der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie.

Darmspiegelung: So viele Leben rettet sie tatsächlich

Wer soll zur Vorsorgekoloskopie gehen?

Die Darmspiegelung zur Vorsorge von Darmkrebs wird Frauen und Männern ab dem 50. Lebensjahr alle zehn Jahre empfohlen und als Kassenleistung angeboten. Für die qualitätsgesicherte Vorsorgekoloskopie – erkennbar am Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge der Österr. Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) – müssen bestimmte Qualitätsstandards eingehalten werden: Etwa die Möglichkeit der Sedierung – eine Art Dämmerschlaf ("sanfte Koloskopie") –, klar definierte Bestimmungen zur Hygiene und zur Qualität und Genauigkeit der Untersuchung. Eine Liste aller Einrichtungen und Ärzte mit Zertifikat gibt es unter www.oeggh.at/zertifikat.

Was bringt die Darmspiegelung tatsächlich?

In den knapp zehn Jahren seit der Einführung des Zertifikates wurden 213.000 qualitätsgesicherte Koloskopien dokumentiert. Bei 38 Prozent aller Patienten, die ohne Symptome zu dieser Untersuchung kamen, wurden Polypen – noch harmlose Erhebungen der Darmschleimhaut – festgestellt. Jeder Fünfte hatte bereits Adenome, also eine gutartige Vorstufe von Dickdarmkrebs. Bei sechs Prozent wurden bereits Wucherungen im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, von denen vier Prozent pro Jahr tatsächlich zu einer Krebsdiagnose geführt hätten. In den zehn Jahren konnten mehr als 6000 Fälle von Darmkrebs verhindert werden.

Wie groß ist das Risiko einer Darmverletzung?

So etwas passiert bei weniger als einer von 10.000 Vorsorgekoloskopien. Hingegen bekommt einer von 17 Menschen im Laufe seines Lebens Darmkrebs.

Was bringt die "virtuelle" Koloskopie mittels Computertomografie?

Für die Vorsorge ist sie nicht die erste Wahl. Die Darmreinigung ist vor der Untersuchung genauso notwendig wie bei der Sanften Koloskopie. Wird ein Polyp entdeckt, muss man in einem zweiten Schritt erst recht eine herkömmliche Koloskopie zu dessen Entfernung durchführen. Und kleine Polypen mit einem Durchmesser von weniger als sechs Millimetern werden von der virtuellen Koloskopie ohne Endoskop nicht entdeckt.

Kann man mit Lebensstil Darmkrebs vorbeugen?

Risikofaktoren sind u. a. eine Ernährung mit viel Zucker oder vielen Produkten aus rotem Fleisch sowie Übergewicht und Rauchen. Auch Alkohol erhöht das Risiko: Zwei große Biere täglich um immerhin 50 Prozent. Zu den Schutzfaktoren zählen hoher Gemüse- und Ballast-stoffkonsum, aber auch Kaffee: Drei und mehr Tassen Kaffee täglich senken das Darmkrebsrisiko um 54 %, zwei oder weniger Tassen täglich um immerhin noch 22 %. Auch Bewegung senkt das Risiko.

Univ.-Prof. Dr. Ferlitsch am Telefon (01/526 57 60): Do., 29. 9., 9.00 bis 10.00 Uhr. eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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