Darmkrebs: "Unser Ziel heißt heute Heilung"
Gerhard P., 62, tat lange Zeit das, was mehr als 80 Prozent der über 50-Jährigen tun: "Ich habe die Darmspiegelung immer vor mir hergeschoben." Bis 2010, als im Zuge einer Gallenoperation ein Blutwert auffällig war – in der Folge wurde Darmkrebs samt Lebermetastase festgestellt. "Ich war am Boden zerstört." Aber dann hat er mit seiner Onkologin Ass.-Prof. Irene Kührer gesprochen: "Vor zehn Jahren hätte ich Patienten wie Gerhard P. sagen müssen, Ihre durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei sechs bis neun Monaten. Aber heute heißt unser Ziel Heilung."
Mit einer Antikörpertherapie gelang es, die Lebermetastase so stark zu verkleinern, dass Chirurg Univ.-Prof. Béla Teleky den Tumor im Darm und die Metastase entfernen konnte. 2011 und 2012 wurden drei weitere Lebermetastasen erfolgreich entfernt. Seither waren alle Kontrollen unauffällig.
Erfolge auch bei Metastasen
Teleky ist Präsident der European Federation for coloRectal Cancer (EFR, Europäische Vereinigung für Dickdarmkrebs), die derzeit an der MedUni Wien einen internationalen Kongress abhält – mit positiven Botschaften für die Patienten: "Vor 20 Jahren haben wir Lebermetastasen kaum operiert. Heute ist dies in vielen Fällen möglich." Unter anderem dank neuer Operationstechniken kann heute bei Enddarmkrebs beim Großteil der Patienten auch der Schließmuskel erhalten werden.
"Ich selbst komme aus einer Zeit, wo uns ein Medikament zur Verfügung stand und viele Patienten nicht überlebten", sagt Univ.-Prof. Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin am AKH Wien und selbst Onkologin: "Und heute können wir in bestimmten Fällen sogar bei Metastasen von Heilung reden." Möglich machen das u. a. auf den speziellen Tumortyp maßgeschneiderte Therapien.
Neue Therapien
"Mit Medikamenten können wir die Erkrankung vielfach so weit zurückdrängen, dass eine Operation möglich wird ", sagt Univ.-Prof. Christoph Zielinski, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien/AKH Wien. Aber auch wenn dies nicht möglich sein sollte, sind die Aussichten für die Patienten mit Metastasen heute viel besser: "Früher lag bei diesen Patienten ohne Operationsmöglichkeit die durchschnittliche Überlebenszeit bei sechs bis neun Monaten, jetzt liegen wir bei drei Jahren – im Schnitt."
Möglich wurden diese Erfolge durch neue Therapien – aber auch durch die enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachrichtungen wie Onkologie, Chirurgie oder Strahlentherapie. Zielinski: "Als wir vor zwölf Jahren diesen Kongress zum ersten Mal ausgerichtet haben, waren die einzelnen Vorträge sehr auf das eigene Fachgebiet ausgerichtet. Heute hat sich das Bild drastisch geändert, sind die Disziplinen ineinander verzahnt"
Trotz aller Fortschritte der Therapie wäre es natürlich besser, öfter die Vorstufen zur Krebserkrankung zu erkennen. Kührer: "Wir müssen die Angst vor der Koloskopie nehmen. Furchtbar ist es, eine Krebserkrankung zu übersehen – aber nicht, wie manche meinen, das Mittel zur Darmreinigung zu trinken."
Krebs wird zunehmend zur chronischen Erkrankung. Für optimalen Therapieerfolg ist die Information von Patienten und Angehörigen enorm wichtig. Über die Ursachen von Krebs, Therapiemöglichkeiten und das Leben mit der Krankheit informiert die „Cancer School“ des „Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien/ AKH Wien. Die Kurse stehen allen über 16 offen.
Der „Basiskurs Krebswissen“ wurde speziell für Menschen entwickelt, die sich zum ersten Mal mit Fragen der Früherkennung, der Behandlung oder dem Umgang mit der Erkrankung auseinandersetzen. Termine: 6.5., 13.5., 20.5., 27.5.
Der „Aufbaukurs Krebswissen“ richtet sich an alle Absolventen des Basiskurses. Das Wissen über spezifische Tumorerkrankungen wird vertieft, gleichzeitig werden spezielle Themen zum Leben mit Krebs wie Familienplanung oder chronische Erschöpfung angesprochen. Termine: 3.6., 10.6., 17.6., 24.6.
Ort und Uhrzeit: Jeweils von 16.30 bis 18.30 Uhr im Hörsaalzentrum der MedUni Wien (AKH Wien, Ebene 8).
Programm im Detail: Mehr Infos und Anmeldung www.cancerschool.at
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