99% Wahrscheinlichkeit: CoV stammt vom Schuppentier

99% Wahrscheinlichkeit: CoV stammt vom Schuppentier
Chinesische Wissenschafter suchen nach dem Ursprung der Covid-Epidemie. Lange wurde die Fledermaus verdächtigt.

Lange Zeit wurde die Fledermaus als Ursprung für das Coronavirus gehalten. Sie gelten zwar nach wie vor als wahrscheinlichstes Reservoir für SARS-CoV-2, allerdings kommt neuen Erkenntnisse zufolge ein neuer Zwischenwirt ins Spiel, der auch kein gänzlich neuer Verdächtiger in der Ansteckungskette vom Tier auf den Menschen ist: Zu 99 Prozent soll SARS-CoV-2 von Schuppentieren (Pangoline) abstammen.

Die Säugetiere gelten in China als Delikatesse. Die Schuppen werden zu traditionellen Medizinprodukten verarbeitet. Chinesische Wissenschafter haben nach China eingeschmuggelte Pangoline untersucht: Möglicherweise ist auch der Schmuggel der Tiere ein Weg, über den SARS-CoV-2 sich verbreitete.

Der Stammbaum von SARS-CoV-2 ist ziemlich genau geklärt. Die Coronaviren wie SARS1 und SARS-CoV-2 sind genetisch zu 80 Prozent ident. Beide Viren sind jeweils näher mit Fledermausviren als untereinander verwandt, hat die Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl (MedUni Wien) erklärt. Die Fledermäuse seien das wahrscheinlichste Reservoir, weil sie durch die Viren nicht krank werden.

Zwischenwirt

Irgendwann gegen Ende vergangenen Jahres gab es dann einen Zwischenwirt, auf den SARS-CoV-2 zunächst übersprang. "Wahrscheinlich ist es das Pangolin. Und zwar mit einer Sicherheit von 99 Prozent", schilderte die Virologin. Ein Seafood-Markt in Wuhan, auf dem auch mit Wildtieren gehandelt wurde, gilt als Ursprung von Covid-19. Die vom Aussterben bedrohten Tiere werden derzeit weiterhin geschmuggelt, um auf den illegalen chinesischen Markt zu kommen.

Yi Guan von der Universität Hongkong und seine Co-Autoren haben jetzt neue Ergebnisse zu ihren SARS-CoV-2-Forschungen in der britischen Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Sie haben Proben von 18 Pangolinen untersucht, die aus Malaysia nach Südchina eingeschmuggelt wurden. Das erfolgte bereits zwischen August 2017 und Jänner 2018.

Hohes Risikopotenzial durch den illegalen Wildtierhandel

Das Untersuchungsergebnis: Bei fünf der Tiere lag eine SARS-CoV-2-Infektion vor. Auch bei drei von zwölf Exemplaren von Pangolinen, die von der chinesischen Polizei in einer anderen chinesischen Provinz beschlagnahmt wurden, gab es einen SARS-CoV-2-positiven Befund. Das gleiche fand sich bei einem Tier, das 2019 sichergestellt wurde.

"Die Viren von diesen Proben waren zu etwa 85 bis 92 Prozent genetisch ident mit SARS-CoV-2. Ein Virus zeigte auch eine starke Ähnlichkeit mit der Bindungsstelle der SARS-CoV-2-Erreger, mit denen sie an Zellen andocken, und zwar beim sogenannten S-(Spike)Protein. Zwar waren sie genetisch nicht völlig ident mit den Virus-Varianten, welche derzeit beim Menschen Covid-19 verursachen, aber die Durchseuchung der geschmuggelten Tiere weist auf ein hohes Risikopotenzial durch den illegalen Wildtierhandel mit China hin.

"Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Pangoline neben den Fledermäusen die zweite Tierart sind, die als Wirtsorganismen für Coronaviren dienen. Ihr Verkauf auf Wildtiermärkten sollte strikt verboten werden, um die Übertragung auf den Menschen zu verhindern", hieß es in "Nature". Was schon mehrfach geschehen ist, das Überspringen von Artengrenzen durch Coronaviren, kann sich auch in Zukunft jederzeit wiederholen. Das war auch schon bei SARS1 (Zibetkatzen in China) und MERS-CoV (Dromedare) Jahre vor SARS-CoV-2 der Fall.

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