Ambulante Reha kann Krankheitsverlauf beeinflussen

Mit ambulanter pneumologische Rehabilitation verbessert sich der Verlauf chronischer Lungenerkrankungen.
Eine Studie zeigt: Ambulante Reha kann chronische Lungenleiden deutlich verbessern.

Lange war es ein medizinisches Dogma: Die Lungenerkrankung COPD ("Raucherhusten") schreitet kontinuierlich voran, die Symptome können nicht gestoppt, allenfalls gebremst und schon gar nicht kann der Krankheitsverlauf zurückgedreht werden. Das gilt ab jetzt nicht mehr: "Erstmals konnten wir zeigen, dass wir den Verlauf der COPD maßgeblich beeinflussen können", sagt der Lungenfacharzt Ralf-Harun Zwick. Und dies nicht mit Medikamenten – sondern mit gezieltem Training.

Ambulante Reha kann Krankheitsverlauf beeinflussen
Dr. Zwick, Lungenfacharzt, Therme Wien
Zwick ist ärztlicher Leiter der ambulanten pneumologischen Rehabilitation in der Therme Wien Med. Ein interdisziplinäres Team bietet dabei Patienten mit chronischen Lungenkrankheiten – vor allem COPD, Asthma, Lungenkrebs – eine maßgeschneiderte Therapie an.

Zu Beginn wird die Kraft der Atemmuskulatur (Zwerchfell, Muskulatur zwischen den Rippen) beim Einatmen gemessen.

"Aufgrund des Ergebnisses erstellen wir einen individuellen Plan mit Krafttraining in hoher und Ausdauertraining in niedriger Intensität", sagt Zwick. Gleichzeitig trainieren die Patienten, gegen einen Widerstand ein- und auszuatmen.

Ergebnisse

Mehr als 400 Patienten haben in den vergangenen zwei Jahren diese Therapie absolviert, jetzt liegt eine Auswertung der Ergebnisse vor:

Alle Patienten verbesserten sich. Sie hatten eine gesteigerte Leistungsfähigkeit (konnten z.B. weitere Gehstrecken zurücklegen), mehr Atemmuskel-Kraft und Ausdauer und weniger Atemnot.

Dadurch beurteilten sie auch ihre Lebensqualität deutlich besser als vor der Therapie.

Von den Patienten mit einer bereits fortgeschrittenen, hochsymptomatischen COPD konnten nach der Therapie 36 Prozent in ein niedrigeres der vier Krankheitsstadien eingestuft werden.

COPD-Patienten hatten generell weniger Symptome und auch weniger Depressionen als vor Therapiebeginn.

Medikamentenverbrauch und Dosis konnten deutlich verringert werden.

Bei Rauchern war danach der Grad der Nikotinabhängigkeit niedriger.

Insgesamt hatten die COPD-Patienten eine deutlich verbesserte Prognose – also eine längere Lebenserwartung.

Behandelt wurden auch Patienten mit schweren Lungenerkrankungen (u. a. Krebs, Lungenhochdruck, vor und nach einer Transplantation), die "bis vor kurzem noch als nicht trainierbar eingestuft wurden", so Zwick. "Auch bei ihnen erreichten wir eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und eine Verringerung der subjektiven Beschwerden."

Zwick betont, dass nicht nur die Lunge, sondern "der ganze Körper und die Psyche der Patienten behandelt werden". So gibt es u.a. auch eine psychologische Betreuung, eine Ernährungsberatung und ein Raucherentwöhnungsprogramm.

Wichtig für den Erfolg der Reha ist die Arbeit im Team: Atemphysiotherapeuten , Sportwissenschafter, Diätologinnen, Psychologen und Lungenfachärzte arbeiten eng zusammen.

Neben allen genannten Effekten hat diese Form der Trainingstherapie für Lunge und Atemwege gegenüber Medikamenten noch einen ganz entscheidenden Vorteil, betont Zwick: "Sie hat keinerlei Nebenwirkungen."

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BILD zu OTS - Physiotherapeut Laszlo Roth BSc erklärt, wie die Übungen korrekt ausgeführt werden.
„Was die Wirksamkeit betrifft, lässt sich der Erfolg von Rehabilitation mit einer medikamentösen Therapie vergleichen“, so Katharina Resch, Allgemeinmedizinerin auf der pulmologischen Station im Hartmannspital in Wien. Das Training sollte „einerseits nicht überfordern, da das Atmen sonst schwerfällt und andererseits auch nicht unterfordern, da die Muskeln somit nicht trainiert werden würden. Je mehr Training, desto besser die Atmung – je weniger Atemnot, desto größer die Leistungsfähigkeit.“ Die Behandlung setzt sich aus Ausdauer-, Kraft- und Atemmuskeltraining, Raucherentwöhnung, Ernährungsberatung und einer Patientenschulung zusammen. Die Therapie in Kleingruppen dauert mindestens drei Monate mit zwei Trainingseinheiten pro Woche im Spital und einer zu Hause.

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Eine ambulante Lungen-Reha, wie sie die Therme Wien Med oder etwa auch das Hartmannspital (siehe unten) durchführen, ermöglicht den Patienten eine berufsbegleitende und wohnortnahe Behandlung.
Sechs Wochen lang – jeweils drei bis vier Stunden drei Mal die Woche – dauert in der Therme Wien Med die erste intensive Phase. Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffsättigung des Blutes werden dabei ständig überwacht. Danach kann eine sechs- bis zwölfmonatige Phase mit zwei bis drei Stunden Training zwei Mal die Woche angeschlossen werden. In dieser soll ein Teil des Programms bereits zu Hause durchgeführt werden. Selbstständiges Training ist wichtig für einen dauerhaften Erfolg.
Die Kosten werden von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) oder der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) übernommen. Ein Reha-Antrag muss gestellt werden.

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