Bub wurden erfolgreich beide Hände transplantiert

Operation gelang erstmals bei nicht verwandten Kindern. Der Neunjährige kann die Arme ganz normal benutzen.

Zion Harvey lebt in Baltimore (USA), liebt den amerikanischen Nationalsport Baseball und freut sich, wenn er zwischendurch zu kleinen Snacks oder Getränken greifen kann. Was sich wie die Beschreibung eines normalen, neunjährigen Buben anhört, ist aber eine medizinische Sensation: Zion waren zwei neue Hände transplantiert worden.

Der positive Verlauf der Operation vor 18 Monaten ist eine Premiere in der Transplantationsgeschichte, schreiben seine Ärzte in einer aktuellen Studie, die jetzt im renommierten Magazin The Lancet Child & Adolescent Health veröffentlicht wurde: Erstmals war es gelungen, einem Kind die Extremitäten eines nicht verwandten Kindes zu transplantieren. Bisher war es nur bei eineiigen Zwillingen gelungen, Gliedmaßen zu transplantieren.

Lange Leidensgeschichte

Der kleine Zion hat in seinem bisherigen kurzen Leben schon mehr mitgemacht als andere Menschen in Jahrzehnten. Mit zwei Jahren erkrankte er an einer von Bakterien ausgelösten Blutvergiftung. Das führte zu einem Nierenversagen, als dessen Folge ihm die Hände, Füße und Teile der Unterarme amputiert werden mussten. Als er vier Jahre alt war, spendete ihm seine Mutter eine Niere.
Während er mit Unterschenkel-Prothesen gut zurecht kam, gab es für seine Hände keine ideale Lösung – außer eine Transplantation. Die Entscheidung für diese komplizierte Operation fiel leichter, da der Bub wegen seiner Nierentransplantation bereits Medikamente gegen die Abstoßung des Spenderorgans einnehmen musste.

Aufwendige Operation

Über eine Spenderliste bekam er schließlich die passenden Hände eines gleichaltrigen Buben zugewiesen. Ärzte und Kinderpsychologen des Children’s Hospital of Philadelphia bereiteten Zion eineinhalb Jahre auf die komplizierte Operation und die langwierigen Folgen vor. Vor allem die Verbindung der kleinen Nerven und Blutgefäßen sei eine große Herausforderung während dem elfstündigen Eingriff für das 40-köpfige Team gewesen, betonen die Autoren in der Studie.

Gehirn brauchte Gewöhnungsphase

In den Monaten danach musste sich der Bub, aber auch sein Gehirn erst daran gewöhnen, die Hände zu benutzen. Vor allem im ersten Jahr habe sich der Körper mehrfach dagegen gewehrt, schreiben seine Ärzte. Doch das Kind habe gelernt, mit seinen neuen Händen – die übrigens mit ihm mitwachsen – mehr Handlungen auszuführen, als zuvor mit seinen Stümpfen. Diese Entwicklung der Hirn-Hand-Verbindung sei bemerkenswert, betonte Zions Chirurg L. Scott Levin in einem im August 2016 veröffentlichten Youtube-Video.

Hier sehen Sie ein Video über Zions Fortschritte:

Aufsehenerregende Transplantationen

In den vergangenen Jahren waren Ärzten aufsehenerregende Transplantationen gelungen, allerdings bei Erwachsenen. Dazu zählt etwa der österreichische Polizist Theo Kelz, der durch eine Briefbombe beide Hände verloren hatte. Wiener Ärzte transplantierten 2003 erstmals eine Zunge, und eine Französin erhielt Mund und Nase eines toten Spenders. 2014 bekam ein Südafrikaner einen neuen Penis.

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