Bruskrebs-Screening: Experten ziehen positive Bilanz
Schon vor seiner Einführung hatte das flächendeckende Brustkrebs-Früherkennungsprogramm mehrmals für Aufregungen gesorgt. Auch nach dem (mehrmals verschobenen) Start mit Jänner 2014 riss die Kritik nicht ab, einige Nachbesserungen wurden durchgeführt. Nach rund 15 Monaten ziehen die Verantwortlichen nun eine Zwischenbilanz. Und die fällt vorsichtig positiv aus. Auch wenn eine Reduktion der Mammakarzinom-Sterblichkeit erst in etwa zehn Jahren ersichtlich sein wird.
"Nach einem guten Jahr darf man keine Wunder erwarten", sagt Programmleiterin Romana Ruda. Eine seriöse Evaluierung brauche einfach Zeit. Deutschland, wo 2005 das flächendeckende Screening für 50- bis 59-Jährige eingeführt wurde, habe erst nach vier Jahren erstmals eine Evaluierung veröffentlicht.
In Österreich geschah das nach einem Jahr. Von Jänner 2014 bis Februar 2015 waren 601.000 Mammografie-Untersuchungen durchgeführt worden, 60 Prozent davon entfielen auf das Screening-Programm.
International geht man davon aus, dass mit einer Teilnahmerate von rund 70 Prozent Brustkrebs um etwa 20 Prozent reduziert werden kann. "Je länger ein Screening etabliert ist, desto höher sind die Teilnahmeraten. Das zeigt der Europa-Vergleich."
Dass Kritiker des Programms immer wieder Mammografie-Rückgänge von 15 Prozent im Vergleich zum Jahr 2011 anführten, lässt Ruda nicht gelten. "Dieser Vergleich ist nicht seriös." Die Zeit vor und nach der Umstellung sei nicht vergleichbar. Vieles habe sich auch durch die Adaptierungen ausräumen lassen. "Auch die Anfragen bei der Service-Hotline sind stark zurückgegangen."
Ruda betont, dass das österreichische Screening-Programm international Lob erhalte. "Wir haben eine breite Anspruchsmöglichkeit von 40 ohne einer Altersgrenze nach oben, das hat wirklich kein anderes Land." Gerade aktualisierte US-Richtlinien empfehlen die Mammografie Frauen übrigens im Alter von 50 bis 74 Jahren. Frauen zwischen 40 und 49 sollten mit ihrem Arzt über den besten Zeitpunkt für die erste Mammografie reden.
"Qualitätsgewinn"
Der verantwortlichen Ärztin, Marianne Bernhart, ist der Qualitätsgewinn wichtig. "Das Besondere im österreichischen Programm ist die Möglichkeit, eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung sofort dabei zu haben." Dazu komme der "automatische Lernprozess" bei den für das Programm zertifizierten Radiologen durch das 4-Augen-Begutachtungsprinzip.
"Wir glauben, man muss dem System jetzt Zeit geben, ob die geplanten Maßnahmen erreicht werden", sagt Prof. Wolfgang Schima, Präsident der Röntgengesellschaft. Ab Mai wird eine weitere geforderte Neuerung greifen: Hausärzte und Gynäkologen sehen über die eCard, ob und wann ihre Patienten für das Screening freigeschaltet wurden. Das soll die Patienteninformation verbessern.
Eckpunkte
Das Projekt läuft flächendeckend in ganz Österreich, 610 Radiologen an 190 Standorten sind beteiligt. Sie müssen über eine spezielle Geräteausstattung und Ausbildung verfügen. Das Vier-Augen-Prinzip ist bei der Befundung vorgeschrieben.
Befunde
In Screening-Programmen kommt es in einem Zeitraum von 10 Jahren bei 100 von 1000 Frauen ab 50 Jahren ein Mal zu einem verdächtigen Befund, der sich bei der Biopsie als falsch herausstellt. In Österreich registrierte man 94 Prozent unauffällige Befunde.
Nähere Informationen: www.frueh-erkennen.at
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