Weiße Zähne mit einem Makel

Healthy beautiful smile. Dental health. Whitening.
Experten sind uneinig über Nutzen und Risiken. Einige lehnen das Weißen der Zähne ab

Weiße Zähne gelten als Inbegriff von Gesundheit, Schönheit und Wohlstand. Längst lassen nicht mehr nur Promis ihre Zähne chemisch von Verfärbungen und Ablagerungen befreien. Univ.-Prof. Andreas Moritz, Leiter der Wiener Universitätszahnklinik, gibt aber zu bedenken: „Bestimmte Patientengruppen mit medizinischen Ausschlusskriterien sollten gar kein Bleaching machen.“ Heißt konkret: Menschen mit Karies, Schmelzrissen, Füllungen, Kronen oder Zahnfleischentzündungen sollten eine Aufhellung ihre Zähne nur bedingt oder gleich gar nicht in Erwägung ziehen.

Zudem sei jedes Gebiss individuell strukturiert und pigmentiert. Univ.-Prof. Peter Solar, Zahnarzt in Wien: „Es gibt gelegentlich Patienten mit einem perfekten Gebiss, das nur einige Nuancen heller werden soll.“

Wegen der unterschiedlichen Beschaffenheit käme dies aber nur selten vor. Zahnarzt Oliver Reistenhofer ergänzt: „Die Ursache der Verfärbungen muss grundlegend behandelt werden. Es hat auch wenig Sinn, die Wände eines Hauses mit weißer Wandfarbe neu zu überstreichen, während im Keller der Schimmel wuchert“.

Seit Kurzem ist in Österreich chemische Zahnaufhellung auch außerhalb von Zahnarztpraxen möglich. Wiens erstes Bleaching-Studio verspricht auf seiner Homepage: „Schnell, schmerzfrei, ohne Terminvereinbarung und frei von Wasserstoffperoxid.“ Damit erreicht nun ein internationaler Trend Österreich. In den USA und einigen Ländern Europas sind Bleaching-Studios seit Langem weit verbreitet.

Bleaching-Gesetz

Im neuen Bleaching-Studio wird ein spezielles Gel mit 0,1 Prozent Wasserstoffperoxid als Bleichmittel auf eine Zahnschiene aufgetragen. LED-Kaltlicht beleuchtet diese anschließend so lange, bis der gewünschte Grad der Helligkeit erreicht ist. Geschäftsführer Robert Bauer erklärt: „Diese Creme ist von der EU zertifiziert und absolut ungefährlich.“ Bleichmittel mit über 0,1 Prozent Wasserstoffperoxid-Konzentration dürfen seit 2012 laut einem EU-Gesetz nur mehr in Zahnarztpraxen verwendet werden.

Bleaching außerhalb einer Arztpraxis ist für Mediziner jedoch ein Problem. Zahnarzt Reistenhofer: „Ohne eine vorherige Zahninspektion ist dies äußerst bedenklich.“ Robert Bauer von der „Pure Smile Bar“ entgegnet: „Wir empfehlen eine regelmäßige Überprüfung der Zähne beim Zahnarzt mit einhergehender Mundhygiene. Der Kunde muss selbst entscheiden, ob er ein Bleaching vornehmen lassen möchte.“

Für Zahnmediziner bedeutet Bleaching in jedem Fall einen Eingriff in die natürliche Zahnstruktur – auch wenn die Peroxid-Konzentration noch so gering ist. Zahnklinikleiter Moritz: „Ich wünsche mir, dass mehr Wert auf professionelle Zahnreinigung (wie Mundhygiene, Anm.) gelegt und auf das Aufhellen verzichtet wird.“

Zahnpasten im Test

„Whitening-Effekt“

Im April testete der Verein für Konsumentenschutz 14 Zahnpasten, u. a. mit „Whitening-Effekt“. Erhöhter Abrieb und „Putzkörper“ sollen gegen Zahnverfärbungen helfen.

VKI-Urteil

Unter den Testsiegern gab es sowohl Zahnpasten mit hohem, mittlerem oder niedrigem Abrieb als auch ausreichendem Kariesschutz. Kritisiert wurde aber, dass der Abrieb auf der Packung oft nicht angegeben ist. Nicht empfehlenswert sind diese Pasten bei empfindlichen Zähnen und freiliegenden Zahnhälsen.

Zahnverfärbungen können unterschiedliche Ursachen haben. Unzureichende Pflege ist nur selten ein Grund. Sie können etwa durch Ablagerungen von farbintensiven Lebens- und Genussmitteln wie Kaffee, Tee, Rotwein und Tabak entstehen. Auch in der Kindheit eingenommene Medikamente (z. B. Antibiotika) verursachen manchmal Verfärbungen.

Aufbau, Zusammensetzung und Dichte der Zahnsubstanz sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Ob ein Zahn natürlich weiß‚ beige oder gelblich gefärbt ist, hängt von Zahnbein, Zahnmark und Zahnschmelz ab. Mit dem Alter verändert sich die Gewebebeschaffenheit der Zähne und somit die Färbung – ebenso durch Zahnfüllungen, Mangelernährung und Erkrankung der Wurzelspitze (Milchzähne).

Erlaubt ist Bleaching erst ab 18 Jahren, da das Gebiss erst dann voll ausgebildet ist. Grundsätzlich muss sich ein Spezialist vor dem Bleichen ein Bild über die individuelle Beschaffenheit der Zähne machen und der Ursache für die Zahnverfärbung auf den Grund gehen. Erst dann entscheidet sich, welche Bleaching-Methode am besten geeignet ist.

In-Office Bleaching In Zahnarztpraxen wird erst das Zahnfleisch abgedeckt. Danach wird das Bleichgel (mit Wasserstoffperoxid) auf den Zahn aufgetragen und nach kurzer Einwirkzeit wieder abgewaschen. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis der gewünschte Helligkeitsgrad erreicht ist.

Home-Bleaching In der Facharztpraxis wird eine spezielle, maßgeschneiderte Zahnschiene angefertigt, welche mit einem Aufhellungspräparat befüllt ist. Die Schiene wird auf die Zahnreihe aufgesteckt und einige Stunden zuhause getragen.

Walking Bleaching Bei marktoten (Nerv abgestorben, Anm.) Zähnen wendet man das sogenannte „Walking Bleaching“ an. Dabei wird die Zahnkrone geöffnet und die Bleichsubstanz direkt in die Zahnhöhle gespritzt. Das Peroxid benötigt einige Tage, bis es den Zahnschmelz erreicht.

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