BirdLife warnt vor Vogelsterben am Feld
Die Vogelschutzorganisation BirdLife warnt vor einem Vogelsterben in Österreich. Die Feldlerche (Alauda arvensis), Vogel des Jahres 2019, kommt gerade aus ihrem Winterquartier zurück, um im Agrarland zu brüten. Rund 75.000 Brutpaare werden es voraussichtlich sein. Das bedeutet minus 49 Prozent seit 1998, hieß es in einer Aussendung am Donnerstag.
Minus 42 Prozent in den vergangenen zwanzig Jahren
Die Abhängigkeit von der zunehmend industrialisierten Bewirtschaftung der offenen Kulturlandschaft wurde ihr und den meisten heimischen Feld- und Wiesenvögeln zum Verhängnis, konstatierte die Organisation. Der "Farmland Bird Index für Österreich" misst minus 42 Prozent des Feldvogel-Bestandes in den vergangenen zwanzigJahren.
300 Millionen Agrarvögel betroffen
"In unserer Elterngeneration hat man gesagt: 'Der Himmel hängt voller Lerchen.' Da kann man heute lange suchen. Der Gesang der Feldlerche ist regelrecht verstummt", warnte Gabor Wichmann, Geschäftsführer der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. Der Verlust der 22 häufigsten Feldvogelarten Österreichs sei alarmierend. In den vergangenen zwanzig Jahren gingen 42 Prozent der Vogelbestände im Agrarland verloren. Statistisch gesehen sind damit mehr als zwei von fünf Vögeln verschwunden. EU-weit spricht man von 300 Millionen Agrarlandvögeln weniger, hieß es in der Aussendung.
Mahden bedrohen Gerlitz, Rebhuhn, Bluthänfling, Kiebitz
Beim Girlitz gab es laut Birdlife von 1998 bis 2017 gar einen Rückgang von 83 Prozent, 81 waren es beim Rebhuhn, ein Bestands-Rückgang von 52 Prozent gab es beim Bluthänfling. Braunkelchen gab es um 48 Prozent weniger, beim Kiebitz war es ein Rückgang von 37 Prozent. Durch immer häufigeres, maschinelles Bewirtschaften der Felder und Wiesen (bis zu vier oder fünf Mahden im Grünland pro Saison) wird das Zeitfenster zur erfolgreichen Brutaufzucht zu kurz, Bruten oftmals zerstört, meinte BirdLife. "Bei Bodenbrütern kommt es so zu 100-prozentigen Ausfällen der Erstgelege im April", berichtete Wichmann. "Wo durch Störungen des Lebensraums der notwendige Bruterfolg über Jahre hinweg fehlt, erlöschen die Populationen."
Einförmige Vegetation, Dünger und Pestizide schaden den Vögeln ebenfalls
Starke Düngungen führen darüber hinaus zu dichter, einförmiger Vegetation, die kaum durchdringbar ist und zu wenig Nahrung bietet. Nahrungsrückgang zählt ebenso zu den Kernproblemen, mit denen Feldvögel zu kämpfen haben. Werden Insekten und andere Gliederfüßer durch Einsatz an Pestiziden immer weniger, geht die Basis für eine erfolgreiche Jungenaufzucht verloren. "Wo keine Insekten mehr sind, verhungern auch die Vögel", so der Experte.
Artenschutzprojekte
Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich setzt derzeit gemeinsam mit dem Naturpark Mühlviertel ein Artenschutzprojekt für die mit der Feldlerche nahverwandte Heidelerche durch. In Oberösterreich lebt eine Reliktpopulation von nur 20 bis 40 Brutpaaren. Sie soll gestärkt und ihr Bestandsrückgang aufgehalten werden. Konkret geht es um den Erhalt wichtiger Lebensräume für die Heidelerche, wie Feld- und Wiesenraine, Böschungen, magere Wiesenränder sowie Einzelbüsche. "Wir konnten Verträge mit vierzehn landwirtschaftlichen Betrieben schließen, die 82 Prozent der Dauerreviere der Heidelerche umfassen. Mit dem Ergebnis, dass der Brutbestand der Heidelerche nicht weiter sinkt, sondern sich stabilisiert hat", erklärte Wichmann. 42 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche wurden so für die Heidelerche gesichert.
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