Neue Baby-Bademethode: Expertin rät ab

Neue Baby-Bademethode: Expertin rät ab
Kinderärztin Susanne Greber-Platzer über das Thalasso-Baby-Bad, eine Badetechnik, die in Youtube-Videos erklärt wird.

Sonia Rochel streicht mit ihren Händen über das Neugeborene. Immer wieder lässt sie ihm Wasser über den Kopf fließen und umfasst es sanft, taucht es ins Wasser, schwingt den kleinen Körper. Thalasso-Baby-Bad nennt die Kinderkrankenschwester aus Frankreich ihre Bademethode für Säuglinge. "Kurz nach der Geburt sind die Erinnerungen an die Zeit im Bauch der Mutter sehr lebendig. Das Bad soll die Neugeborenen diese wunderschönen Momente wiedererleben lassen", sagt Rochel.

In Youtube-Videos zeigt sie ihre Technik und möchte Eltern animieren, ihre Kinder auf diese Weise zu baden. Ihr Ziel ist, die Kinder beim Aufbauen von Vertrauen zu unterstützen – sie sollen sich fühlen wie im Fruchtwasser während der Schwangerschaft. Mehr als 21 Millionen Mal wurde etwa ein Video angeklickt, in dem sie ein neugeborenes Mädchen badet. Univ.-Prof. Susanne Greber-Platzer, Leiterin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am AKH Wien, rät allerdings davon ab, die Methode nachzuahmen. "Man sieht, dass diese Frau sehr erfahren ist. Aber sie sagt auch selbst, dass man bei Neugeborenen extrem aufpassen muss und wissen muss, welche Griffe richtig sind, wenn sich das Kind bewegt", meint Greber-Platzer.

Reflexe

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Bei bestimmten Berührungen können beispielsweise Reflexe des Kindes ausgelöst werden, die zu ruckartigen Bewegungen führen. Dabei kann der Kopf unter Wasser kommen und Wasser in die Lunge gelangen. Diese Reflexe gehen erst zwischen dem zweiten und fünften Lebensmonat verloren. Unerfahrenen könne das Kind im Wasser leicht entgleiten – dabei kann es auch zu Verletzungen kommen.

Greber-Platzer empfiehlt zum Aufbauen von Vertrauen, das Kind auf die nackte Haut der Mutter oder des Vaters zu legen, es zu streicheln und mit ihm zu reden. "Es geht dabei um Körperkontakt. Das gibt ein beruhigendes Gefühl. Wenn das Baby beim Bad hingegen unter Wasser gerät, kann das genau das Gegenteil bewirken." Die Zeit der Schwangerschaft über ein Bad nachzuempfinden, sei nicht über ein Bad möglich, da Fruchtwasser nicht mit normalem Wasser vergleichbar sei.

Wenig baden

Neue Baby-Bademethode: Expertin rät ab
Generell empfiehlt die Expertin, Neugeborene anfangs wenig zu baden. Zu häufiger Wasserkontakt könne den natürlichen Hautschutz des Babys beeinträchtigen. Besonders in der ersten Zeit reiche es, das Kind mit einem Waschlappen zu reinigen, insbesondere im Genitalbereich sowie in heiklen Zonen, wo sich Hautfalten bilden. "Es ist übertrieben, mit Babys jeden Tag ein Vollbad zu machen. Das trocknet die Haut aus, ihre natürliche Fettproduktion geht verloren", sagt Greber-Platzer.

Eltern, die ihr Baby dennoch hin und wieder baden möchten, rät die Ärztin für Kinder- und Jugendheilkunde darauf zu achten, dass die Wassertemperatur nie über 38 Grad beträgt. "Wie beim Fläschchen kann man die Temperatur am inneren Handgelenk testen. Beim Eintauchen sollten zuerst die Füße, dann der Po und der restliche Körper ins Wasser gehalten werden." Das Gesicht des Babys sollte dabei immer außerhalb des Wassers bleiben. "Ganz wichtig ist, sich auf einen sicheren Griff zu konzentrieren und sich nicht ablenken zu lassen", erklärt Greber-Platzer. Nach dem Baden muss das Baby warm gehalten werden.

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