Autofahren: Wie oft die Gedanken ganz woanders sind

Autofahren: Wie oft die Gedanken ganz woanders sind
Bis zu 70 Prozent der Zeit hinter dem Steuer schweifen die Gedanken ab und hängen Autofahrer Tagträumen nach, fanden US-Wissenschafter heraus.

Wer hat das noch nicht erlebt: Man fährt zum Beispiel auf einer Autobahn, Wetter und Sicht sind gut, die Strecke wenig anspruchsvoll - und schon sind die Gedanken irgendwo, nur nicht beim Geschehen auf der Straße.

US-Forscher haben jetzt untersucht, wie häufig dieses Phänomen ist - und das Ergebnis ist ein wenig beunruhigend: "Während der simulierten Fahrten schweifte die Studienteilnehmer mit ihren Gedanken bis zu 70 Prozent der Fahrzeit ab", sagt Studienleiter Carryl Baldwin von der George Mason University in Fairfax, Virginia. Ihre Studie ist in der Fachzeitschrift Frontiers in Human Neuroscience erschienen.

Die Studienteilnehmer mussten fünf Tage hintereinander jeweils zwei 20 minütige Fahrten mit einem Fahrsimulator durchführen. Die vorgegebenen Strecken waren technisch nicht anspruchsvoll: Vielmehr entsprachen sie einer typischen, langweiligen Strecke ins Büro und wieder nach Hause auf einer Autobahn.

Alltagssituation simuliert

Zwischen den beiden Fahrten an jedem der fünf Tage mussten sie einen schriftlichen Test absolvieren - er sollte die ganz normale geistige Beanspruchung an einem Arbeitstag simulieren.

Während der Fahrten mit dem Simulator erklang in zufällig gewählten Intervallen mehrmals ein Summton. Jedes Mal, wenn dies der Fall war, mussten die Studienteilnehmer angeben, ob sie gerade Tagträumen nachgehangen sind oder nicht. Dies war - wie oben erwähnt - während 70 Prozent der Fahrzeit der Fall, bei der zweiten Fahrt an jedem der fünf Tage - die das Nachhausefahren simulierte - häufiger als bei der ersten.

Tagträumen passiert unbewusst

Die Studienteilnehmer mussten auch angeben, ob sie sich ihrer wandernden Gedanken bewusst waren. Fazit: Das war nur in rund 65 Prozent der tagträumenden Zeit der Fall.

Auch durch spezielle Muster in der elektrophysiologischen Gehirnaktivität konnten die Forscher das Tagträumen nachweisen - vor allem waren die Probanden in diesen Zeit weniger empfänglich für externe Reize - bekamen also weniger gut mit, was um sie herum geschah.

"Unvermeidbar"

"Gedankenwandern ist ein essentieller Bestandteil der menschlichen Existenz und unvermeidbar", sagt Baldwin. "Es ist ein Weg um den Geist nach einem langen Arbeitstag zu entspannen und wiederherzustellen. Was wir nicht genau sagen können zum heutigen Zeitpunkt ist, wie gefährlich das Tagträumen tatsächlich ist während einer Autofahrt."

Laut einer früheren US-Studie sehr gefährlich: Da wurden Polizeiberichte zu tödlichen Verkehrsunfällen ausgewertet. Bei einem von zehn Unfällen war Ablenkung im Spiel - und 62 Prozent der abgelenkten Fahrer waren gedankenverloren und träumten vor sich hin.

Wo Tagträume positiv sind

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Übrigens: Tagträumen nur als kurze Aussetzer unserer Aufmerksamkeit abzutun, greift viel zu kurz, haben kürzlich deutsche und englische Forscher herausgefunden. Wenn man gezielt und bewusst seinen Gedanken nachhängt, arbeiten bestimmte Hirnstrukturen sogar effektiver zusammen. So können Tagträume als eine Art mentale Probebühne dienen, auf der gedanklich zukünftige Ereignsise durchgespielt oder aktuelle Probleme gelöst werden.

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