Ausnahmesituation: Überlebende, verzweifelt gesucht

Vertrauen, Begeisterung, Dynamik
Rund um das Schiffsunglück in Italien suchen Taucher unermüdlich nach Überlebenden. Das Hoffen auf Wunder .

Seit das KreuzfahrtsschiffCosta Concordia“ vor der italienischen Küste gesunken ist, sind exakt 14 Tage vergangen. Damit schwindet bei den Einsatzkräften die Hoffnung, noch Überlebende im Wrack zu finden. „Wenn, wäre das ein großes Wunder“, sagte Einsatzleiter Gianluca Garro vom italienischen Zivilschutz am Freitag zum KURIER. Die Suche werde dennoch fortgesetzt.

„Die Einsatzkräfte sind noch immer voll motiviert. Das sind hochspezialisierte Leute von Feuerwehr und Marine, die geben nicht auf“, betont Garro. Zuletzt hatten deutsche Medien noch von möglichen Überlebenden in 154 noch nicht geöffneten, über Wasser liegenden Kabinen gesprochen. Die Eingeschlossenen hätten sich möglicherweise aus den Minibars mit lebensnotwendiger Flüssigkeit versorgen können, so die Vermutung. „Dagegen spricht, dass man sie hören würde“, entgegnete Garro.

Die Arbeit dieser Bergungstaucher ist nicht mit Rettungs- oder gar Sporttauchern vergleichbar. „Ein Wrack ist etwas anderes als eine offene Fläche“, sagt Walter Grimm, Präsident der österreichischen Wasserrettung. „Das ist besonders stressig und bedarf besonderer Ausbildung.“ In Italien ist das ohnehin dunkle Wasser mittlerweile durch die großen Mengen Nahrungsmittel an Bord richtiggehend zähflüssig geworden. „Es herrscht enormer Gestank – von Leichen und verdorbenen Lebensmitteln“, schildert Gianluca Garro.

Überleben

Wie lange der menschliche Körper in Extremsituationen überleben kann, ist aber vom Zusammenspiel vieler Faktoren abhängig. „Wenn genügend Luft und Flüssigkeit vorhanden sind und die Temperatur passt, kann man durchaus ein bis zwei Wochen überleben“, sagt Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuz. Am wichtigsten sind Sauerstoff und Flüssigkeit. „Der Körper verliert permanent Flüssigkeit. Wird das nicht ausgeglichen, gerät es aus dem Gleichgewicht. Das Blut wird sozusagen dicker, es kann zu Verstopfungen kommen und die Organe werden nicht mehr versorgt. Die besten Chancen hätten wohl Passagiere, die nicht im Wasser gefangen sind.“

Sind also doch noch Wunder möglich? Foitik: „Wenn jemand – egal, ob Schiffsunglück oder Erdbeben – sehr spät gefunden wird, ist das kein Wunder. Es ist das Resultat der Bemühungen der Eingeschlossenen und der Suchenden, nicht aufzugeben.“

Die vielen Wunder in Schnee, Meer und Erde

Wunder gibt es immer wieder. Je nach Unglück – ob Erdbeben, Lawine, Wassermassen – spielt natürlich der Faktor Zeit die entscheidende Rolle:

Fuerza-Aérea-Uruguaya-Flug 571
war ein Flug der Luftwaffe Uruguays von Montevideo nach Santiago de Chile. Die Maschine zerschellte am 13. Oktober 1972 an einem Berghang in den Anden in 4000 Metern Höhe. Nach 72 Tagen im Eis konnten 16 von 45 Insassen gerettet werden. Die Geschehnisse sind seitdem als das „Wunder der Anden“ bekannt.

52 Stunden schwammen ein Steirer und ein Deutscher im Oktober 1995 um ihr Leben: Man hatte nach einem Tauchgang im Roten Meer einfach auf sie vergessen.

Eine pakistanische Frau hielt nach einem Erdbeben im Oktober 2005 dank Essensresten und Regenwasser mehr als zwei Monate unter Trümmern aus.

Im Oktober 2005 wurde ein 18 Monate altes Baby sechs Tage nach einem schweren Beben im Norden Pakistans lebend aus einem völlig zerstörten Haus geborgen. Zwei weitere Kinder im Alter von fünf und acht Jahren überlebten sogar neun Tage.

Nach einem Erdbeben in China im Mai 2008 überlebte ein 80-Jähriger 266 Stunden . Der unter einem Träger eingeklemmte Mann war von seiner Frau mit Wasser versorgt worden.

Und noch ein Wunder – das von Evolene: Im vergangenen Winter überlebte ein 21-jähriger Schweizer 17 Stunden in einer Lawine. Normalerweise ist nach 17 Minuten unter Schnee und Eis bereits Schluss.

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